Arzneimittel und Therapie

Polyzystisches Ovarial-Syndrom soll umbenannt werden

Hauptaugenmerk liegt nicht auf Ovarialzysten, sondern auf metabolischer Störung

Auf dem diesjährigen Kongress der US-amerikanischen Diabetes-Gesellschaft wurde der Vorschlag eingebracht, das polyzystische Ovarial-Syndrom (PCOS) in metabolisch–reproduktives Syndrom (MRS) umzubenennen, da die neue Bezeichnung die zugrunde liegenden hormonellen Störungen besser charakterisiert.

Das PCOS – so noch die gängige Bezeichnung – ist die häufigste hormonell bedingte Erkrankung der Frau. Die Bezeichnung ist indes wenig präzise, da bei vielen Patientinnen keine Eierstockzysten nachweisbar sind und umgekehrt bei jeder dritten bis vierten Frau Ovarialzysten auftreten, die keine Störungen verursachen. Mit der Bezeichnung MRS werden die zugrunde liegenden Störungen besser charakterisiert, und die Diagnostik wird in eine etwas andere Richtung gelenkt. So soll das Augenmerk nicht mehr primär auf Ovarialzysten, sondern auf metabolische Störungen wie Adipositas und Insulinresistenz sowie auf Fertilitätsstörungen und auf ein verändertes Muster der Gonadotropine (Störungen im Verhältnis des luteinisierenden Hormons zum Follikel-stimulierenden Hormon) gelenkt werden. Durch die gestörte Ovarialfunktion steigt die Testosteron-Produktion in den Thekazellen der Ovarien, wird aber nur in ungenügendem Maße in Estrogene umgewandelt. Die dadurch erhöhten Androgene können eine Androgenisierung mit Akne und Hirsutismus bewirken.

Foto: euthymia – Fotolia.com
Mit der Umbenennung des polyzystischen Ovarial-Syndroms erhofft man sich ein verstärktes Interesse an einer der wichtigsten Ursachen für unerfüllten Kinderwunsch.

Keine zugelassenen Medikamente

Zur Therapie eines PCOS gibt es keine zugelassenen Arzneimittel. Das derzeit als Mittel der Wahl eingesetzte Metformin wird in dieser Indikation off-label eingesetzt. Da häufig eine Adipositas mit Typ-2-Diabetes vorliegt, rechtfertigt sich dieser Einsatz. Neben einer Gewichtsreduktion und Metformin kommen auch Mimetika des Glucagon-like Peptids 1 (GLP-1-Analoga, z. B. Liraglutid) und chirurgische Maßnahmen (Adipositas-Chirurgie) infrage. Durch die Abnahme von Gewicht und Insulinspiegel sinkt auch der Testosteron-Wert, und die Androgenisierungserscheinungen gehen zurück.

Wie behandeln?

Im New England Journal of Medicine wird der Fall einer 22-jährigen Frau vorgestellt, die über Oligomenorrhoe und Hirsutismus klagte. Ihr Body-Mass-Index (BMI) war erhöht (29), ebenso ihr Testosteron-Spiegel (65 ng/dl). Der HbA1c-Wert war grenzwertig und lag bei 5,7%. Nach einer genauen Anamnese (einschließlich dem Screening metabolischer Parameter) und Ausschluss anderer Erkrankungen wurden folgende Therapievorschläge ausgesprochen:

  • Aufgrund des Übergewichts und des grenzwertigen HbA1c-Werts wird zur Gewichtsreduktion (Diät und körperliche Betätigung) geraten. Um die starke Behaarung zu vermindern, wird die Einnahme eines einphasischen Hormonpräparats (z. B. 35 µg Ethinylestradiol und 0,25 mg Norgestimat) empfohlen.
  • Zeigt sich unter dieser Behandlung nach sechs bis neun Monaten kein zufriedenstellender Erfolg, kann zusätzlich Spironolacton verordnet werden. Liegen Kontraindikationen für das Hormonpräparat vor, wird zur mechanischen Haarentfernung und einer Spironolacton-Einnahme (unter zuverlässiger Verhütung) geraten.
  • Sollte sich der HbA1c-Wert trotz geänderter Lebensführung nicht normalisiert haben, wird die Einnahme von Metformin empfohlen.
  • Zur Verhinderung einer Endo­metriumhyperplasie kann alle ein bis drei Monate Progestin (z. B. Medroxyprogesteron) während jeweils zehn bis 14 Tagen eingenommen werden (oder ein entsprechendes Kontrazeptivum). |

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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