Prisma

Niclosamid wirkt gegen C. difficile

Mittel gegen nosokomiale Infektionen im Test

cae | Salicylsäureanilide, die bei Mensch und Tier als Anthelminthika eingesetzt werden, töten auch das Darmbakterium Clostridium difficile. Nach der zufälligen Entdeckung hat das Screening nach den Molekül­variationen mit den besten therapeutischen Eigenschaften begonnen.
Grafik: Dr_Kateryna – Fotolia.com
Endosporen von C. difficile – in diesem verkapselten Zustand ist das Bakterium äußerst infektiös.

C. difficile zählt zur natürlichen Darmflora und ist bei gesunden Personen harmlos. Wenn ein Patient mit Antibiotika therapiert wird, kann es sich jedoch sehr stark vermehren, weil es gegenüber sehr vielen Antibiotika unempfindlich ist; es synthetisiert dann Toxine, die schwere Diarrhöen verursachen. Hinsichtlich seiner Lebensweise ist C. difficile zwar ein Anaerobier, es kann sich aber gegen Sauerstoff schützen, indem es sich verkapselt; diese Endosporen werden mit dem Stuhl ausgeschieden und können bei mangelnder Hygiene weitere Personen infizieren – eine latente Gefahr für die Patienten in Krankenhäusern, denn dort sind bereits virulente Stämme selektioniert worden. Im Jahr 2011 haben sie allein in den USA 29.300 Todesopfer gefordert. Äußerst gefährlich ist ein hypervirulenter Stamm, der in Deutschland unter der Bezeichnung Ribotyp 027 bekannt ist; da er noch zwei weitere diagnostische Merkmale aufweist, trägt er international die drei Kürzel BI/NAP1/027.

Eine weitere Gefahr ist die nach­lassende Empfindlichkeit einzelner ­C.-difficile-Stämme gegenüber den Antibiotika Metronidazol, Vancomycin und Fidaxomicin (Dificlir®); das Letztere wurde speziell gegen C. difficile entwickelt und erst 2011 zugelassen.

Auf der Suche nach neuen Wirkstoffen gegen C. difficile haben Mikrobiologen in Kalifornien zufällig entdeckt, dass das veterinärmedizinische Anthel­minthikum Closantel (Flukiver®) hier aktiv ist. In weiteren In-vitro-Tests ­erwiesen sich die drei strukturverwandten Verbindungen Niclosamid (Yomesan®), Oxyclozanid (Diplin®) und Rafoxanid (Raniden®), die alle zur Gruppe der Salicylsäureanilide gehören und zu Wurmkuren bei Menschen (Niclosamid) oder Tieren dienen, ebenfalls als wirksam. Darauf testeten die Forscher auch noch 20 analoge Substanzen, die nicht als Arzneimittel zugelassen sind, hinsichtlich ihrer Toxizität und Spezifität an 16 C.-difficile-Stämmen – mit recht erfreulichen Ergebnissen.

Der entscheidende Wirkmechanismus der Salicylsäureanilide ist die Depolarisierung der Zellmembran; im Prinzip können sie dadurch allen Zellen schaden, die dafür erforderlichen Konzentrationen unterscheiden sich jedoch erheblich. So genügen bei C. difficile bereits sehr geringe Konzentrationen, die den getesteten nützlichen Darmbakterien wie Bacteroides, Bifidobacterium und Lactobacillus nicht schaden; z. B. beträgt die minimale Hemmkonzentration von Rafoxanid bei C. difficile 0,06 – 0,13 μg/ml, bei den meisten anderen getesteten Bakterien hingegen die vier- bis fünffache Potenz davon. Auch die In-vitro-Tests mit menschlichen Erythrozyten und zwei Zelllinien zeigten keine Zytotoxizität bei den jeweiligen Konzentrationen, die für C. difficile toxisch sind.

Ein großer Vorteil der Salicylsäureanilide besteht darin, dass sie C. difficile in allen Zustandsformen vernichten, während die oben genannten Antibiotika das Bakterium nur während der Teilungsphase angreifen. Dies wird die Forschungsaktivitäten – zunächst bei Versuchstieren – sicher beschleunigen. |

Quelle

Gooyit M, Janda KD. Reprofiled anthelmintics abate hypervirulent stationary-phase Clostridium difficile. Sci Rep 2016;6:article number 33642

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