Neue Arzneimittel

Neue Arzneimittel 2016

ck | Auch 2016 wurden wieder zahlreiche neue Wirkstoffe eingeführt, die wir Ihnen in unserer Beilage „Neue Arzneimittel“ vorgestellt haben. Darunter mehrere Substanzen mit neuen Wirkmechanismen, z. B. Mepolizumab, den ersten monoklonalen Antikörper gegen Interleukin 5, den Neprilysin-Inhibitor Sacubitril, Idarucizumab als Dabigatran-Antidot, den ersten CD38-Antikörper Daratumumab oder das erste onkolytische Immuntherapeutikum Talimogen laherparepvec.

Antibiotika


Pivmecillinam

Das β-Lactam-Antibiotikum Pivmecillinam wurde im März 2016 als X-Systo® für die Behandlung der akuten unkomplizierten Zystitis eingeführt. Mit diesem Prodrug des halbsynthetischen β-Lactam-Antibiotikums Mecillinam gab es bereits vor etwa 30 Jahren verschiedene Präparate, so dass es eine Wiederentdeckung ist. Seine bakterizide Wirkung beruht auf einer Blockierung des Penicillin-bindenden Proteins 2. Bei Bakterien in der Teilungsphase wird so die Ausbildung einer neuen Zellwand behindert. Das Wirkungsspektrum ist relativ schmal und umfasst vor allem gramnegative Bakterien. Pivmecillinam gilt schon seit Längerem als ein Mittel der ersten Wahl für die empirische Behandlung der akuten unkomplizierten Zystitis bei ansonsten gesunden Frauen. Von einem relevanten therapeutischen Fortschritt kann durch die (Wieder-)Einführung von Pivmecillinam nicht gesprochen werden.

Pivmecillinam


Ceftolozan

Zur Behandlung komplizierter intraabdomineller und Harnwegsinfektionen sowie einer akuten Pyelonephritis wurde das Cephalosporin-Antibiotikum der 5. Generation Ceftolozan ­eingeführt. Es wird ausschließlich in ­fixer Kombination mit dem β-Lac­ta­mase-Inhibitor Tazobactam verwendet (Zerbaxa®). Die bakterizide Wirkung beruht wie bei allen Cephalosporin- bzw. β-Lactam-Antibiotika auf einer Bindung an Penicillin-bindende Proteine, so dass die bakterielle Zellwandsynthese gehemmt wird. Das in fixer Kombination eingesetzte Tazobactam ist strukturell mit den Penicillinen verwandt, wirkt selbst nur schwach antibakteriell und verstärkt die Wirkung von Ceftolozan. Ceftolozan wird nur als ein geringer Fortschritt eingeschätzt.

Antidepressiva


Milnacipran

Mit Milnacipran (Milnaneurax®) wurde ein Serotonin-Noradrenalin-Reup­takehemmer auch in Deutschland eingeführt, der in anderen europäischen Ländern bereits seit einigen Jahren im Einsatz ist. Als dualer Reuptakehemmer reduziert Milnacipran die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin aus dem synaptischen Spalt zu etwa gleichen Anteilen um etwa 50 bis 90%. Andere SNRI wie Duloxetin und Venlafaxin sind dagegen 10- bzw. 30-fach höher selektiv beim Serotonin-Reuptake. Milnacipran kann nicht als relevanter Fortschritt angesehen werden, da besser wirksame und erprobte Arzneistoffe in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen, die zudem teilweise nur einmal täglich eingenommen werden müssen.

Antiepileptika


Brivaracetam

Zur Behandlung von Epilepsie mit fokalen Anfällen, mit oder ohne sekundäre Generalisierung, kann Brivar­acetam (Briviact®) als Add-on-Therapeutikum appliziert werden. Das neue Antiepileptikum zeigt ein vergleichsweise geringes Interaktionspotenzial und bedarf keiner Dosistitration. Brivar­acetam bindet selektiv an das synaptische Vesikelprotein 2A (SV2A) und moduliert somit die Neurotransmitter-Ausschüttung. Seine SV2A-­Affinität ist zehnfach höher als bei dem Antiepileptikum Levetiracetam. Brivaracetam interagiert zusätzlich mit spannungsabhängigen Natrium-Kanälen im zentralen Nervensystem. Brivaracetam ist nicht stärker antikonvulsiv aktiv als Levetiracetam und stellt daher keinen relevanten Fortschritt dar.

Brivaracetam

Antihämorrhagika


Albutrepenonacog alfa

Albutrepenonacog alfa (Idelvion®) ist zur Behandlung und Prophylaxe von Blutungen bei Erwachsenen und Kindern mit angeborenem Faktor-IX-Mangel (Hämophilie B) einsetzbar. Dieses mithilfe von Hamsterzelllinien hergestellte, rekombinante Fusionsprotein aus Blutgerinnungsfaktor IX und Albumin (rIX-FP) muss zur Prophylaxe von Blutungen höchstens einmal wöchentlich appliziert werden, da es im Blutkreislauf intakt bleibt, bis es zu einer Aktivierung des Faktors IX kommt. Erst wenn Faktor IXa für die Gerinnung benötigt wird, erfolgt eine Abspaltung von Albumin. Da im Vergleich zu herkömmlichen Präparaten eine deutlich seltenere prophylaktische Applikation notwendig ist, wird Albutrepenonacog alfa als moderater therapeutischer Fortschritt einge­ordnet. Die rekombinanten Zubereitungen sind aber ein großer Fortschritt im Vergleich zu den aus menschlichem Plasma gewonnenen Präparaten. Diese bergen trotz moderner Aufbereitung ein Restrisiko bezüglich der Übertragung von Infek­tionserkrankungen.

Angriff der Antihämorrhagika Es wurden mehrere rekombinante Blutgerinnungsfaktoren eingeführt, die die Behandlung der Hämophilie A und B verbessern. Leider fehlen häufig direkte vergleichende Untersuchungen, sodass es schwer fällt, die Wirksamkeit oder Verträglichkeit zu vergleichen. Die rekombinanten Zubereitungen gelten aber als Fortschritt im Vergleich zu den aus menschlichem Plasma gewonnenen Präparaten.

Efmoroctocog alfa

Bei angeborenem Faktor-VIII-Mangel (Hämophilie A) ist das vollständig rekombinante humane Faktor-VIII-Präparat Efmoroctocog alfa (Elocta®) indiziert. Die neue Zubereitung dient zur Behandlung und Prophylaxe von Blutungen und zeichnet sich durch eine vergleichsweise lange Eliminationshalbwertszeit aus. Daher wird sie als moderater therapeutischer Fortschritt angesehen. Im Gegensatz zu den herkömmlichen gentechnisch hergestellten Faktor-VIII-Präparaten wie Octocog alfa oder Simoctocog alfa, die mithilfe von tierischen oder menschlichen Zelllinien produziert werden, ist das vollständig rekombinante Präparat der dritten Generation Efmoroctocog alfa frei von Rückständen fremder Plasmaproteine. Ein weiterer Vorteil ist die längere Eliminationshalbwertszeit.

Eftrenonacog alfa

Für Hämophilie-B-Patienten steht das rekombinante Faktor-IX-Präparat Eftrenonacog alfa (Alprolix®) zur Verfügung. Eftrenonacog alfa kann als moderater therapeutischer Fortschritt angesehen werden. Zum einen muss das neue Therapeutikum aufgrund seiner langen Eliminationshalbwertszeit zur Prophylaxe von Blutungen nur etwa alle sieben bis zehn Tage appliziert werden. Zum anderen wird Eftrenonacog alfa – ähnlich wie Efmoroctocog alfa bei Hämophilie-A – ausschließlich mithilfe menschlicher embryonaler Nierenzelllinien hergestellt.

Nonacog gamma

Erwachsene und Kinder mit angeborenem Faktor-IX-Mangel (Hämophilie B) können jetzt mit Nonacog gamma (Rixubis®) behandelt werden. Dieser rekombinante Gerinnungsfaktor IX dient sowohl kurz- als auch langfristig zur Behandlung und Prophylaxe von Blutungen. Nonacog gamma stellt keinen relevanten therapeutischen Fortschritt dar. Genau wie das bereits auf dem Markt befindliche Nonacog alfa wird er mithilfe von Hamsterzelllinien hergestellt, sodass auch hier mit Überempfindlichkeitsreaktionen aufgrund des Gehalts an tierischen Proteinen gerechnet werden muss. Auch die Dosierungsregime sind ähnlich.

Susoctocog alfa

Susoctocog alfa (Obizur®) ist ein gentechnologisch hergestelltes porcines Gerinnungsfaktor-VIII-Präparat zur (ausschließlich stationären) Behandlung von Blutungsepisoden bei Erwachsenen mit erworbener Hämo­philie. Bei den Betroffenen treten in 87% der Fälle transfusionsbedürftige Blutungen auf, die Mortalität durch starke Blutungen lag bisher bei bis zu 20%. Bei schweren Blutungen kann Susoctocog alfa vorübergehend den gehemmten endogenen Faktor VIII ersetzen und somit eine effektive Hämostase herbeiführen. Susoctocog alfa gilt als eine wertvolle neue Behandlungsoption für akute Blutungsepisoden.

Anthelminthika


Ivermectin

Mit Ivermectin (Scabioral®) wurde ein oral anwendbares Präparat zur Behandlung von Skabies (Krätze) eingeführt. Das zu den Avermectinen gehörende Ivermectin bindet mit hoher Affinität an Glutamat-gesteuerte Chlorid-Kanäle, die in den Nerven- und Muskelzellen von Invertebraten vorkommen. Hierdurch wird die Mem­branpermeabilität für Chlorid-Ionen erhöht, und es kommt zur Hyperpolarisation der Nerven- oder Muskelzelle. Als Folge tritt bei den Parasiten eine neuromuskuläre Paralyse ein. Säugetiere besitzen keine Glutamat-gesteuerten Chlorid-Kanäle und sind daher von diesen Effekten nicht relevant betroffen. Bisher wurde in Deutschland die Krätze mit Externa therapiert. Diese Behandlung setzt allerdings eine sehr sorgfältige Applikation der topischen Zubereitungen voraus. Das oral anwendbare Ivermectin stellt für diese Fälle einen deutlichen therapeutischen Fortschritt dar.

Antimykotika zur systemischen Anwendung, Triazol-Derivate


Isavuconazol

Gegen lebensbedrohliche invasive Aspergillosen und Mucormykosen wurde das Antimykotikum Isavucon­azol (Cresemba®) eingeführt. Das Orphan Drug ist für Erwachsene mit invasiver Aspergillose sowie für Patienten mit Mucormykose indiziert, die nicht mit Amphotericin B behandelt werden können. Die fungizide Wirkung beruht auf einer Hemmung des Cytochrom-P450-abhängigen Enzyms Lanosterol-14-alpha-Demethylase. Als Folge wird die Umwandlung von Lanosterol zu Ergosterol blockiert, einem essenziellen Bestandteil der Zellmem­bran von Pilzen. Isavuconazol gilt als ein geringer Fortschritt. Für Patienten mit Funktionseinschränkungen der Niere aber ist es eine wertvolle Behandlungsoption, da es – im Gegensatz zu Amphotericin B – sogar bei terminaler Niereninsuffizienz ohne Einschränkung gegeben werden kann.

Antithrombotische Mittel, Thrombozytenaggregationshemmer, exklusive Heparin


Selexipag

Selexipag (Uptravi®) wird zur Langzeitbehandlung der pulmonal arteriellen Hypertonie (PAH) der Funktionsklassen II bis III eingesetzt. Es gleicht den Mangel an gefäßerweiterndem Prostacyclin aus, indem es an den Prostacyclin-Rezeptor (IP-Rezeptor) auf den glatten Gefäßmuskelzellen bindet. Über eine Erhöhung der cAMP-Konzentration werden die Gefäße erweitert und die Zellproliferation der glatten Muskelzellen gehemmt. Selexipag ist der erste selektive IP-Prostacyclin-Rezeptor-Agonist und das erste oral verfügbare PAH-Therapeutikum, dessen Wirkung auf einer Stimulation des Prostacyclin-Signalwegs beruht. In Studien konnte das Risiko der Krankheitsprogression und der Hospitalisierung gegenüber Placebo deutlich gesenkt werden, die Gesamtsterblichkeit war jedoch nicht signifikant niedriger als unter Placebo.

Andere Mittel für das Nervensystem


Idebenon

Bei Leberscher hereditärer Optikusneuropathie (LHON) wird das Antioxidans Idebenon (Raxone®) eingesetzt. Bei dieser seltenen neurodegenerativen Erkrankung des Sehnervs kann so erstmals eine relevante Verbesserung der Sehschärfe erreicht werden. Das Benzochinon Idebenon, ein synthetisches Analogon von Coenzym Q10, kann als Antioxidans die Energiegewinnung der Mitochondrien verbessern und somit einer Schädigung der Zellen vorbeugen. Als Wirkmechanismus wird eine direkte Übertragung von Elektronen in der mitochondrialen Atmungskette angenommen, wodurch die ATP-Gewinnung wiederhergestellt wird. Es ist sogar eine Reaktivierung bereits inaktiver retinaler Ganglienzellen und somit eine zumindest teilweise Wiederherstellung der verlorenen Sehkraft möglich. Idebenon stellt einen wesentlichen Behandlungsfortschritt dar.

Idebenon

Pitolisant

Der histaminerge H3-Antagonist Pitolisant (Wakix®) ist zur Behandlung von Erwachsenen mit Narkolepsie indiziert. Der Wirkstoff erhöht die Aktivität von Histamin-Neuronen, die im Körper für die Erhaltung des Wachzustands verantwortlich sind. Durch den Antagonismus an zentralen H3-Auto­rezeptoren kommt es zu einer erhöhten zerebralen Histamin-Freisetzung. Über eine Aktivierung von zentralen histaminergen Neuronen werden Wachheit und Aufmerksamkeit gesteigert. Weiterhin moduliert es die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Acetylcholin, Noradren­alin und Dopamin im ZNS. Pitolisant ist offenbar auch in der Lage, zu einem gewissen Ausmaß die Häufigkeit von Kataplexie-Attacken zu reduzieren, es gilt als moderater therapeutischer Fortschritt.

Pitolisant ist ein starker, oral wirksamer Histamin-H3-Rezeptor-Antagonist/inverser Agonist. Der H3-Rezeptor auf histaminergen Neuronen (rechts) funktioniert als Autorezeptor, der die Synthese und Freisetzung des endogenen Liganden Histamin kontrolliert. Eine Aktivierung dieses Autorezeptors hemmt die Bildung und Freisetzung von Histamin. Die Bindung eines inversen Agonisten wie Pitolisant führt durch die Blockade der negativen Feedback-Mechanismen zu einer vermehrten Ausschüttung von Histamin in den synaptischen Spalt. Der resultierende stimulierende Effekt wirkt sich positiv auf die Wachheit und Aufmerksamkeit aus. Auf nicht-histaminergen Neuronen (links) werden H3-Rezeptoren als Heterorezeptoren exprimiert, so dass Pitolisant als H3-Rezeptor-Antagonist wirkt und die Freisetzung nicht-histaminerger Neurotransmitter (Dopamin, Acetylcholin, Serotonin, Glutamat) beeinflusst.

Psycholeptika, Melatonin-Rezeptor-Agonisten


Tasimelteon

Vollständig erblindete Erwachsene mit Nicht-24-Stunden-Schlaf-Wach-Syndrom können mit dem dualen Melatonin-Rezeptor-Agonisten (DMRA) Tasimelteon (Hetlioz®) behandelt werden. Auf diese Weise ist es möglich, einen 24-stündigen Tag-Nacht-Rhythmus einzuhalten, obwohl die Sinneseindrücke zum Wechsel von Licht und Dunkelheit fehlen. Tasimelteon wirkt als selektiver Agonist an MT1- und MT2-Rezeptoren, die an der Kontrolle des zirkadianen Rhythmus beteiligt sind. Tasimelteon bewirkt eine Verkürzung der Einschlafphase, eine Verstärkung der Melatonin-induzierten Tiefschlafphase und eine Verlängerung des Durchschlafens, sodass eine ausreichende Erholung eintritt und die Einhaltung eines 24-Stunden-Rhythmus erleichtert wird. Für die Betroffenen ist Tasimelteon ein deutlicher Fortschritt.

Antiparkinsonmittel, andere dopaminerge Mittel


Opicapon

Der Catechol-O-Methyltransferase-(COMT)-Inhibitor Opicapon (Ongentys®) wird als Add-on-Therapeutikum bei Erwachsenen mit Morbus Parkinson und motorischen End-of-dose-Fluktuationen eingesetzt, bei denen unter L-Dopa plus Dopa-Decarboxylase-Inhibitoren allein keine Stabilisierung erreicht werden kann. Opicapon bewirkt eine mehr als 90%ige Hemmung von COMT, als Folge kommt es zu einer Verdopplung der L-Dopa-­Plasmaspiegel und so zu einem verbesserten klinischen Ansprechen: die Off-Phasen werden verkürzt, die On-Zeit verlängert. Opicapon weist eine hohe COMT-Bindungsaffinität auf, wodurch eine langanhaltende Wirkung von mehr als 24 Stunden erreicht wird. Nach Entacapon und Tolcapon ist Opicapon der dritte COMT-Inhibitor, er gilt als moderater Fortschritt.

Antihypertonika, antiadrenerge, zentral wirkende Mittel


Guanfacin

Guanfacin (Intuniv®) ist ein α2A-Adrenozeptor-Agonist zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 17 Jahren. Die Substanz ist geeignet, wenn nicht mit Stimulanzien behandelt werden kann. Guanfacin gehört zur gleichen Wirkstoffgruppe wie das früher häufig eingesetzte Antihypertonikum Clonidin. Guanfacin kann als moderater Fortschritt bei der ADHS-Behandlung angesehen werden. Genau wie Atomoxetin wirkt es nicht stimulierend und ist auch nicht mit einem Missbrauchspotenzial assoziiert.

Selektive Estrogenrezeptor-­Modulatoren


Ospemifen

Ospemifen (Senshio®) ist ein selektiver Estrogenrezeptor-Modulator (SERM) mit agonistischen und antagonistischen Eigenschaften. Die Substanz ist zur Behandlung der mittelschweren bis schweren symptomatischen vulvovaginalen Atrophie bei postmenopausalen Frauen angezeigt, die nicht für eine lokale vaginale Estrogen-Therapie infrage kommen. An den Estrogen-Rezeptoren der Gebärmutterschleimhaut wirken Ospemifen selbst und auch sein pharma­kologisch aktiver Hauptmetabolit 4-Hydroxy­ospemifen als Agonisten. Beide induzieren eine vermehrte Zellreifung und Schleimbildung des Scheidenepithels. Ospemifen wird als moderater therapeutischer Fortschritt eingeschätzt. In Studien kam es zwar zu einer signifikanten Reduktion der Symptome, doch sollte die Anwendung auf Patientinnen beschränkt bleiben, für die keine topische Applikation von Estrogen-haltigen Zubereitungen möglich ist.

Ospemifen

Zytostatika


Blinatumomab

Blinatumomab (Blincyto®) ist ein bispezifischer monoklonaler Antikörper, der aus zwei künstlich hergestellten Antikörperfragmenten besteht, die über eine Peptidbrücke miteinander verbunden sind. Eines der Fragmente bindet selektiv an den CD3-Rezeptor auf der Oberfläche von T-Zellen. Das andere ist gegen das Antigen CD19 gerichtet, das sowohl auf normalen als auch auf malignen B-Zellen exprimiert wird. Blinatumomab ist indiziert bei Philadelphia-Chromosom-negativer, rezidivierter oder refraktärer Vorläufer-B-Zell-akuter lymphatischer Leukämie (ALL). Blinatumomab ist der erste therapeutisch verwendete bispezifische monoklonale Antikörper. Mit seinem neuartigen Mechanismus, stellt er einen wesentlichen Fortschritt dar. Bei einem relevanten Anteil der behandelten Patienten mit sehr schlechter Prognose kommt es durch die neue Medikation für einige Monate zu einer teilweisen oder kompletten Remission.

Blinatumomab ist ein bispezifisches Antikörperfragment, das aus Teilen eines CD3- und CD19-Antikörpers besteht. Es bindet an CD3-Rezeptoren von T- und CD19-Rezeptoren von B-Zellen. Dadurch werden die T-Zellen aktiviert und setzen zytotoxische Proteine frei, die maligne, aber auch gesunde B-Zellen zerstören.

Cobimetinib

Cobimetinib (Cotellic®) ist in Kombination mit dem RAF-Kinasen-Inhibitor Vemurafenib zur Behandlung von Erwachsenen mit nicht resezierbarem oder metastasiertem Melanom mit einer BRAF-V600-Mutation indiziert. Durch die gleichzeitige Hemmung von zwei Kinasen des durch Mutationen aktivierten RAS/RAF/MEK/ERK-­Signalübertragungswegs wird das Fortschreiten der malignen Erkrankung verzögert. Nach Trametinib ist Cobimetinib der zweite MEK-1- und MEK-2-Inhibitor und gilt als moderater therapeutischer Fortschritt. Es wird derzeit auch für die Behandlung von soliden Tumoren, z. B. Mamma- und Pankreaskarzinomen, untersucht.

Daratumumab

Für Patienten mit rezidiviertem und refraktärem multiplem Myelom wurde der CD38-Antikörper Daratumumab (Darzalex®) als Monotherapeutikum eingeführt. Daratumumab ist ein humanisierter, monoklonaler IgG1κ-Antikörper, der selektiv an Glykoprotein CD38 bindet. Als Folge induziert er durch Aktivierung der körpereigenen komplementabhängigen und antikörperabhängigen zellvermittelten Zytotoxizität sowie der antikörperabhängigen zellulären Phagozytose die Tumorzelllyse. Die Substanz wirkt jedoch nicht nur selektiv zyto­toxisch auf Tumorzellen, auch ein Teil der myeloiden Suppressorzellen, der regulatorischen T-Zellen und der B-Zellen reagiert empfindlich. Daratumumab stellt für die Betroffenen einen erheblichen Fortschritt dar. Die Substanz ist der erste gegen CD38 gerichtete Antikörper und ein völlig neues Therapieprinzip. In ersten klinischen Studien kam es durch Daratumumab auch bei bereits aus­therapierten Patienten zu guten Resultaten.

Daratumumab ist ein gegen das transmembranäre Glykoprotein CD38 gerichteter Antikörper. CD38 wird auf Myelomzellen überexprimiert. Durch Bindung von Daratumumab an diesen Rezeptor werden Myelomzellen auf unterschiedlichen Wegen zerstört: Antikörpervermittelt über Makrophagen, Monozyten oder NK-Zellen, Komplement-vermittelt und durch Induzierung der Apoptose.

Elotuzumab

Der immunaktivierende monoklonale Antikörper Elotuzumab (Empliciti®) bindet spezifisch an die Zielstruktur SLAMF7 (Signaling Lymphocyte Activation Molecule Family Member 7) auf Zellen des multiplen Myeloms und auf natürlichen Killerzellen. Myelom-Zellen werden dadurch markiert, so von natürlichen Killerzellen leichter erkannt und über eine Antikörper-abhängige, zellvermittelte Zytotoxizität zerstört. Elotuzumab ist in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason als Zweit-Linien-Therapie bei erwachsenen Myelom-Patienten indiziert und stellt für die Betroffenen einen erheblichen Fortschritt dar.

Carfilzomib

Der irreversible Proteasom-Inhibitor Carfilzomib (Kyprolis®) ist bei Erwachsenen mit rezidiviertem multiplem Myelom indiziert, die mindestens eine vorangegangene Therapie erhalten haben. Die Substanz wird ausschließlich in Kombination mit den Standardtherapeutika Lenalidomid und Dexameth­ason eingesetzt und wirkt antiproliferativ und proapoptotisch. Der Tetrapeptid-Epoxyketon-Proteasom-Inhibitor bindet selektiv und irreversibel an aktive Zentren des 20S-Proteasoms, dem proteolytischen Kernpartikel innerhalb des 26S-Proteasoms. Als Folge kommt es zu einer gesteigerten Ansammlung von defekten Proteinen innerhalb der Zelle, bei einigen Zellen wird Apoptose ausgelöst. Carfilzomib gilt als moderater therapeutischer Fortschritt.

Necitumumab

Für Patienten mit fortgeschrittenem plattenepithelialem, nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom, deren Tumor den epidermalen Wachstumsfaktor-­Rezeptor (EGFR) exprimiert, steht der EGFR-Antikörper Necitumumab (Por­trazza®) zur Verfügung. Necitumumab bindet spezifisch und hoch­selektiv an EGFR und blockiert somit die Bindungsstelle für aktivierende Liganden. Als Folge werden Wachstum und Ausbreitung der malignen Zellen verringert. Anders als bei den Kinase-Inhibitoren Erlotinib, Afatinib und Gefitinib ist der Einsatz von Necitumumab nicht auf Patienten mit bestimmten Mutationen im EGFR-Gen beschränkt. Die neue Medikation stellt für NSCLC-Patienten dennoch nur einen geringen therapeutischen Fortschritt dar. Im Vergleich zur bisherigen Standardtherapie wurde das Überleben durch zusätzliche Behandlung mit Necitumumab lediglich um 1,6 Monate verlängert. Zudem gibt es erhebliche Sicherheitsbedenken, da Necitumumab mit einem erhöhten Risiko für tödliche Thromboembolien, Herzstillstand oder plötzlichen Tod assoziiert ist.

Osimertinib

Erwachsene mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem, nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom und einer positiven T790M-Mutation des epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptors (EGFR) können mit dem Tyrosin­kinase-Inhibitor Osimertinib (Tagrisso®) behandelt werden. In klinischen Studien bewirkte er eine Verbesserung des therapeutischen Ansprechens, wenn andere Tyrosinkinase-­Inhibitoren nicht mehr wirksam waren. Der irreversible Tyrosinkinase-­Inhibitor der dritten Generation gilt als ein moderater therapeutischer Fortschritt. Nahezu zwei Drittel der Behandelten sprechen zunächst auf die Therapie mit guter Verträglichkeit an. Allerdings ist der Effekt auf einen Zeitraum von etwa sechs bis neun Monaten begrenzt.

Talimogen laherparepvec

Patienten mit nicht resezierbarem, lokal oder entfernt metastasiertem Melanom, das noch nicht in Knochen, Gehirn, Lunge oder andere innere Organe vorgedrungen ist, können nun mit Talimogen laherparepvec (Imlygic®) behandelt werden. Es handelt sich um ein onkolytisches Immuntherapeutikum, das vom Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) abgeleitet ist und direkt in Melanome injiziert wird. Talimogen laherparepvec stellt einen deutlichen Fortschritt bei der Behandlung des nicht resezierbaren, lokal oder entfernt metastasierten Melanoms dar. Die Substanz ist das erste auf dem Markt befindliche onkolytische Immuntherapeutikum mit Tumorlyse und Immuninduktion, zwei sich ergänzenden Wirkmechanismen. In klinischen Studien konnte bei den Melanom-Patienten mit sehr schlechter Prognose eine signifikante Verlängerung des progressionsfreien Über­lebens erreicht werden.

Wirkung von Talimogen laherparepvec (Imlygic®), einem onkolytischen Virus. Es handelt sich hierbei um eine Variante des Herpes ­Virus Typ 1, die sich in gesunden Zellen nicht vermehren kann. Das durch zwei Deletionen und eine Insertion modifizierte Virus wird direkt in Melanomzellen injiziert. Dort findet die Replikation statt, das Virus sezerniert Granulozyten-Makrophagen-Kolonie-stimulierenden-­Faktor (GM-CSF) bis zur Zelllyse mit dem Effekt, dass verstärkt Viren, GM-CSF und Antigene freigesetzt werden. GM-CSF lockt dendritische Zellen an den Ort der Zelllyse. Sie nehmen die Antigene auf und präsentieren diese den T-Zellen. Dadurch erhalten die T-Zellen das Signal, Krebszellen im ganzen Körper zu erkennen und zu zerstören, auch solche, die nicht mit dem onkolytischen Virus infiziert sind.

Tipiracil

Für Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom, bei denen die bisher verfügbaren Therapien nicht eingesetzt werden können, wurde ein Kombinationspräparat aus Trifluridin und Tipiracil (Lonsurf®) eingeführt. Durch den neuen Thymidin-Phosphorylase-Inhibitor Tipiracil kann das zytostatisch wirkende Trifluridin in erheblich niedrigerer Dosierung eingesetzt werden. So wird bei akzeptabler Verträglichkeit eine orale Applikation ermöglicht und eine gewisse Verlängerung der Überlebenszeit erreicht. Das Kombinationspräparat ist als moderater Fortschritt anzusehen.

Trametinib

Trametinib (Mekinist®), ein Inhibitor der Mitogen-aktivierten extrazellulären Signal-regulierten Kinasen (MEK) 1 und 2, ist als Monotherapeutikum oder in Kombination mit dem RAF-Kinasen-Inhibitor Dabrafenib zur Behandlung von Erwachsenen mit nicht resezierbarem oder metastasiertem Melanom mit einer BRAF-V600-Mutation indiziert. Es ist der erste Kinase-Inhibitor, der sich gegen die durch mutierte BRAF-Proteine aktivierte MEK-Kinase richtet und gilt als moderater therapeutischer Fortschritt. Gegenüber Standardchemotherapeutika erwies sich die Substanz als deutlich überlegen. Es deutet sich an, dass durch die zweifache Blockade des RAS/RAF/MEK/ERK-Signalwegs ein therapeutischer Vorteil erreicht werden kann. Allerdings muss bei allen genannten Therapeutika gleichermaßen mit relevanten Nebenwirkungen gerechnet werden.

Andere Mittel, die den Lipidstoffwechsel beeinflussen


Alirocumab

Der IgG1-Antikörper Alirocumab (Praluent®) ist ein Inhibitor der Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 und kann bei Erwachsenen mit primärer Hypercholesterolämie oder gemischter Dyslipidämie eingesetzt werden, wenn mit anderen lipidsenkenden Therapeutika kein ausreichender Effekt erzielbar ist. Das Enzym Serinprotease Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 (PCSK9) bindet extrazellulär, wie LDL-Cholesterol selbst, an hepatische LDL-Rezeptoren. Der gebildete Komplex gelangt in das Zellinnere und wird abgebaut. Alirocumab bindet gezielt an PCSK9 und verhindert so die Bildung von LDL-Rezeptor-PCSK9-Komplexen. Der intrazelluläre Abbau des LDL-Rezeptors wird relevant reduziert, und es kehrt eine größere Anzahl an Rezeptoren an die Zelloberfläche zurück. Als Folge kann wieder vermehrt LDL-Cholesterol in die Hepatozyten aufgenommen werden. Das neue Wirkprinzip gilt als Bereicherung bei der Behandlung der Hypercholesterolämie. Alirocumab ist gut verträglich und reduziert hochsignifikant den LDL-Cholesterol-Blutspiegel.

Andere Mittel für das alimentäre System und den Stoffwechsel


Asfotase alfa

Hypophosphatasie-Patienten, deren genetisch bedingter Phosphatase-Mangel bereits im Kindes- und Jugendalter aufgetreten ist, können mit der humanen rekombinanten Asfotase alfa (Strensiq®) behandelt werden. Das humane rekombinante, gewebeunspezifische alkalische-Phosphatase-Fc-Deca-Aspartat-Fusionsprotein ist ein lösliches Glykoprotein und ersetzt das fehlende Enzym, das die Skelettmineralisierung fördert. So kann gravierenden Skelett­anomalien, Muskelschwäche, starken Schmerzen und vorzeitigen Todesfällen vorgebeugt werden. Asfotase alfa ist der erste in der EU zugelassene Wirkstoff zur Behandlung der Hypophosphatasie und stellt einen erheblichen therapeutischen Fortschritt dar.

Migalastat

Das pharmakologische Chaperon Migalastat (Galafold®) ist als Erst-Linien-Therapeutikum für die Langzeitbehandlung von Patienten mit Morbus Fabry (α-Galactosidase-A-Mangel) angezeigt. Viele Betroffene versterben frühzeitig an Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenversagen. Migalastat stellt einen deutlichen therapeutischen Fortschritt dar. Es ist sehr gut verträglich und kann, im Gegensatz zu der bislang für dieses Krankheitsbild verfügbaren Enzymersatztherapie mit intravenöser Agalsidase, oral verabreicht werden.

Sebelipase

Sebelipase alfa (Kanuma®) wird bei der genetisch bedingten Erkrankung Morbus Wolman eingesetzt, die durch einen Defekt des Enzyms lysosomale saure Lipase verursacht wird. Insbesondere die bereits im Säuglingsalter auftretende Form ist mit einer erhöhten Sterblichkeit assoziiert. Durch eine langfristige Enzymersatztherapie mit dem neuen rekombinanten Wirkstoff können eine Fettanreicherung in den Zellen und Folgeschäden wie Hepatosplenomegalie, Wachstumsstörungen und kardiovaskuläre Erkrankungen reduziert werden. Das rekombinante, humane Enzym Sebelipase alfa dient als Ersatz für die fehlende körpereigene Lipase. Als erstes in der EU zugelassenes Arzneimittel zur Behandlung von Patienten mit Morbus Wolman stellt Kanuma® einen erheblichen therapeutischen Fortschritt dar.

Immunsuppressiva, Interleukin-Inhibitoren


Daclizumab

Daclizumab (Zinbryta®), ein huma­nisierter monoklonaler CD25-Anti­körper, wird bei Erwachsenen mit schubförmiger multipler Sklerose angewendet. Über eine Modulation des Interleukin-2-Signalwegs wird das Auftreten von ­Erkrankungsschüben reduziert. Daclizumab bindet hoch­spezifisch an CD25 und verhindert dadurch die Bindung von IL-2 an CD25 des hochaffinen IL-2-Rezeptors. Es werden zum einen CD25-abhängige, entzündungsfördernde Signale an diesem hochaffinen Rezeptor blockiert. Zum anderen stehen größere Mengen an freiem IL-2 für die Signalübertragung durch den intermediär affinen IL-2-Rezeptor zur Verfügung. Daclizumab gilt als deutlicher therapeutischer Fortschritt. Der IL-2-Modulator führt zu einer hochsignifikanten Reduktion der Schubzahl und der zerebralen Läsionen, ohne dabei das Immunsystem stark zu beeinträchtigen. Zudem muss Daclizumab nur einmal pro Monat injiziert werden.

Daclizumab bindet an CD25 (IL-2Rα) und blockiert hoch spezifisch die Bindung von IL-2 an die CD25-Untereinheit des Interleukin-2-Rezeptors. Durch die Blockade wird ein Anstieg der natürlichen Killerzellen induziert, die ihrerseits das T-Zell-Wachstum deutlich drosseln. T-Zellen spielen eine Schlüsselrolle bei der Zerstörung der Myelinscheiden und der Entstehung typischer Entzündungsherde bei multipler Sklerose.

Direkt wirkendes antivirales Mittel


Velpatasvir

Der Nichtstrukturprotein-5A(NS5A)-Inhibitor Velpatasvir wird in fixer Kombination mit dem Hepatitis-C-Virus(HCV)-Therapeutikum Sofos­buvir zur Behandlung von Erwachsenen mit chronischer Hepatitis C ein­gesetzt. Epclusa® ist für die Therapie aller sechs HCV-Genotypen geeignet. Die Behandlungsdauer beträgt zwölf Wochen. Eine zusätzliche Gabe von Ribavirin ist nur in wenigen Fällen erforderlich. Velpatasvir ist nach Daclatasvir, Ledipasvir und Ombitasvir der vierte auf dem Markt verfügbare NS5A-Inhibitor. Dennoch stellt die Substanz einen therapeutischen Fortschritt dar. Beim Einsatz in fixer Kombination mit dem RNA-Polymerase-NS5B-Inhibitor Sofosbuvir ist es möglich, durch eine einmal tägliche Applikation einer Tablette alle sechs HCV-Genotypen erfolgreich zu behandeln. Die Kombination wird daher erstes „pangenotypisches“ HCV-Therapeutikum genannt.

Mittel bei obstruktiven Atemwegs­erkrankungen


Mepolizumab

Der monoklonale Antikörper Mepolizumab (Nucala®) kann bei Erwachsenen mit schwerem eosinophilem Asthma als Add-on-Therapeutikum zu Corticosteroiden und β2-Sympatho­mime­tika eingesetzt werden. Über eine Hemmung von Interleukin 5 wird die Anzahl der eosinophilen Granulozyten reduziert, die eine Schlüsselrolle in der Entzündungskaskade bei Asthma bronchiale spielen. Bei schwerem eosinophilem Asthma kann durch den ersten der IL-5-Antikörper die Exazerbationshäufigkeit reduziert werden. Ebenso ist häufig eine Einsparung von oral applizierten Glucocorticoiden möglich. Vorteilhaft ist auch, dass der Antikörper nur alle vier Wochen subkutan appliziert werden muss. Mepolizumab gilt als ein deutlicher Fortschritt.

Andere Mittel für den Respirationstrakt


Lumacaftor

Bei Patienten mit zystischer Fibrose (CF, Mukoviszidose) kann durch die kombinierte Anwendung des CFTR(Zystische-Fibrose-Transmem­bran-Regulatorprotein)-Korrektors Lumacaftor und des CFTR-Potenziators Ivacaftor eine Stabilisierung der Lungenfunktion erreicht werden. Das neue Kombinationspräparat Orkambi® stellt einen gewissen therapeutischen Fortschritt dar. Der Therapieansatz ist für Patienten mit F508del-Mutation, der am häufigsten vorkommenden Mukoviszidose-Ursache, geeignet. Die Medikation führte in klinischen Stu­dien zu einer leichten Verbesserung der Lungenfunktion, während in der Placebo-Gruppe eine geringe Verschlechterung eintrat.

Eisen(III)-haltiges Präparat zum Einnehmen


Eisen(III)-Maltol

Erwachsene Patienten mit Eisenmangelanämie aufgrund von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen können mit dem neuen, peroral verfügbaren Komplex Eisen(III)-Maltol (Feraccru®) behandelt werden. Nach Applikation über mindestens drei Monate ist eine effektive Auffüllung der Eisenspeicher möglich. Eisen(III)-Maltol, ein Komplex aus dreiwertigem Eisen und einem Trimaltol-Liganden, bleibt nach oraler Einnahme während der Magen- Darm-Passage zunächst stabil. Erst beim Übergang in die Zellen der Darmwand kommt es zu einer Dissoziation und somit zu einer Bereitstellung von freien Eisen-Ionen zur systemischen Resorption. Eisen(III)-Maltol kann für die Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen als gewisser Fortschritt angesehen werden.

Antidote


Idarucizumab

Das durch rekombinante DNA-Technologie in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters hergestellte, humanisierte monoklonale Antikörperfragment Idarucizumab (Praxbind®) ist ein spezifisches Antidot für den direkten Thrombin-Inhibitor Dabigatran. Es bindet mit sehr hoher Affinität im molaren Verhältnis von 1 : 1 an Dabigatran und seine Metabolite und neutralisiert deren antikoagulatorische Wirkung. Der entstehende Idarucizumab-Dabigatran-Komplex ist durch eine rasche On-Rate und eine extrem langsame Off-Rate besonders stabil. Die Wirkung setzt innerhalb von wenigen Minuten ein und hält bis zu etwa zwölf Stunden an, die Gerinnungs­kaskade wird nicht direkt beeinflusst. Idarucizumab wird als bedeutender therapeutischer Fortschritt angesehen. Die Substanz ist das erste Antidot, das die Wirkung von einem der neuen oralen Antikoagulanzien aufhebt. Für die anderen neuen oralen Antikoagulanzien steht kein Antidot zur Verfügung.

Mittel mit Wirkung auf dasRenin-Angiotensin-System


Sacubitril

Der Neprilysin-Inhibitor Sacubitril in fixer Kombination mit dem Angiotensin-II-Antagonisten Valsartan (Entresto®) ist zur Reduktion der kardiovaskulären Mortalität und Morbidität bei Erwachsenen mit systolischer Herzinsuffizienz der NYHA-Klassen II bis IV und einer reduzierten linksventrikulären Auswurffraktion indiziert. Die Wirkstoff-Kombination wird als Angiotensin-­Rezeptor-Neprilysin-Hemmer (ARNI) bezeichnet und gilt völlig neues Wirkprinzip und bedeutender Fortschritt in der Therapie der Herzinsuffizienz. In Studien wurde eine relative Reduktion des Risikos für kardiovaskulären Tod oder Krankenhauseinweisungen (kombinierter Endpunkt) um ca. 20% gegenüber Enalapril beobachtet.

Dualer Wirkmechanismus von Sacubitril/Valsartan Der Wirkmechanismus des Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitors beruht auf einer gleichzeitigen Hemmung von Neprilysin (neutrale Endopeptidase; NEP) durch LBQ657, dem aktiven Metaboliten des Prodrugs Sacubitril (links), und einer Blockade des Angiotensin-II-Typ-1(AT1)-Rezeptors durch Valsartan. Die sich ergänzenden kardiovaskulären Vorteile bei Herzinsuffizienzpatienten werden folgenden Wirkmechanismen zugeschrieben: Anreicherung von Peptiden, die durch Neprilysin abgebaut werden, z. B. natriuretische Peptide, aufgrund der Wirkung von LBQ657 und der gleichzeitigen Hemmung der Wirkungen von Angiotensin II durch Valsartan.

Ultraschall-Kontrastmittel, Phospholipid-Mikrosphären


Perflutren

Perflutren dient als Utraschall-Kontrastmittel zur Darstellung der Herzkammern und Verbesserung der linksventrikulären Endokard- Abgrenzung. Die neue Zubereitung Luminity® ist als Diagnostikum für Erwachsene mit koronarer Herzkrankheit indiziert, bei denen eine vorangegangene Echokardiografie ohne Kontrastmittel nicht ausreichend aussagekräftig war.

Emollienzia und Hautschutz­mittel gegen UV-Strahlung


Afamelanotid

Das Peptid Afamelanotid (Scenesse®), ein Strukturanalogon des α-Melanozyten-stimulierenden Hormons (α-MSH), dient zur Prävention von Fototoxizität bei erythropoetischer Protoporphyrie. Die Applikation erfolgt als subkutanes Implantat, das eine über etwa 60 Tage anhaltende physiologische Pigmentierungsreaktion hervorruft, ohne dass die Haut dem UV-Licht ausgesetzt werden muss. Afamelanotid wirkt als Agonist am Melanocortin-1-Rezeptor (MC1R) auf Melanozyten. Über die agonistische Wirkung wird die Synthese des braun-schwarzen Hautpigments Eumelanin verstärkt, das UV-Licht absorbiert und zusätzlich antioxidativ und entzündungshemmend wirkt. Unabhängig von Sonnenstrahlung kommt es zu einer verstärkten Hautpigmentierung, so dass ein verlängerter Aufenthalt im Freien möglich ist. Aber es wird auch die Entstehung von Muttermalen und Hautverfärbungen begünstigt. Bislang gab es keine effektive Behandlungsmöglichkeit für diese seltene Erkrankung. |

Wirkstoffe, die in der Beilage Neue Arzneimittel 2016 vorgestellt wurden.
Substanz
Handelsname
Gruppe
Hersteller/Vertreiber
Einführungs­datum
NA Nr.-Jahr
Afamelanotid
Scenesse®
Emollienzia und Hautschutzmittel, Schutzmittel gegen UV-Strahlung
zur systemischen Anwendung
Clinuvel Limited (UK)
15. Februar 2016
6-16
Albutrepenonacog alfa
Idelvion®
Antihämorrhagika, Blutgerinnungsfaktor IX
CSL Behring GmbH
1. Juni 2016
9-16
Alirocumab
Praluent®
andere Mittel, die den Lipidstoffwechsel beeinflussen
Sanofi Aventis GmbH
15. November 2015
1-16
Asfotase alfa
Strensiq®
andere Mittel für das alimentäre System und den Stoffwechsel, Enzyme
Alexion Europe SAS (F)
1. Oktober 2015
1-16
Blinatumomab
Blincyto®
antineoplastische Mittel, andere antineoplastische Mittel
Amgen Europe B.V. (NL)
15. Dezember 2015
3-16
Brivaracetam
Briviact®
Antiepileptika, andere Antiepileptika
UCB Pharma GmbH
15. Februar 2016
5-16
Carfilzomib
Kyprolis®
antineoplastische Mittel
Amgen GmbH
15. Dezember 2015
5-16
Ceftolozan
Zerbaxa®
Antibiotika zur systemischen Anwendung, andere Cephalosporine und Peneme
MSD Sharp & Dohme GmbH
1. Dezember 2015
3-16
Cobimetinib
Cotellic®
antineoplastische Mittel, Proteinkinase-Inhibitoren
Roche Pharma AG
15. Dezember 2015
3-16
Daclizumab
Zinbryta®
Immunsuppressiva, Interleukin-­Inhibitoren
Biogen Idec Ltd. (UK)
1. August 2016
10-16
Daratumumab
Darzalex®
antineoplastische Mittel, monoklonale Antikörper
Janssen-Cilag
GmbH
15. Juni 2016
8-16
Efmoroctocog alfa
Elocta®
Antihaemorrhagika, Blutgerinnungsfaktor VIII
Biogen Idec Ltd. (UK)
1. Januar 2016
7-16
Eftrenonacog alfa
Alprolix®
Antihämorrhagika, Blutgerinnungsfaktor IX
Biogen Idec Ltd. (UK)
15. Juni 2016
11-16
Eisen(III)-Maltol
Feraccru®
Eisen(III)-haltiges Präparat zum Einnehmen
Shield TX Limited (UK)
1. September 2016
12-16
Elotuzumab
Empliciti®
antineoplastische Mittel, monoklonale Antikörper
Bristol-Myers
Squibb GmbH & Co. KGaA
15. Juni 2016
9-16
Guanfacin
Intuniv®
Antihypertonika, antiadrenerge Mittel, zentral wirkend
Shire GmbH
15. Januar 2016
5-16
Idarucizumab
Praxbind®
alle übrigen therapeutischen Mittel, Antidote
Boehringer Ingelheim Pharma GmbH
15. Januar 2016
4-16
Idebenon
Raxone®
andere Mittel für das Nervensystem
Santhera Pharmaceuticals
GmbH
1. Oktober 2015
1-16
Isavuconazol
Cresemba®
Antimykotika zur systemischen Anwendung, Triazol-Derivate
Basilea Medical Ltd, (UK)
15. November 2015
2-16
Ivermectin
Scabioral®
Anthelminthika
Infectopharm Arzneimittel und Consilium GmbH
1. Mai 2016
8-16
Lumacaftor
Orkambi®
andere Mittel für den Respirationstrakt
Vertex Pharmaceuticals GmbH
15. Dezember 2015
3-16
Mepolizumab
Nucala®
Mittel bei obstruktiven Atemwegs­erkrankungen, andere Mittel bei obstruktiven Atemwegserkrankungen zur systemischen Anwendung
GlaxoSmithKline GmbH
1. Februar 2016
4-16
Migalastat
Galafold®
sonstige Mittel für das alimentäre System und den Stoffwechsel
Amicus Therapeutics GmbH
1. Juni 2016
8-16
Milnacipran
Milnaneurax®
Antidepressiva, andere Antidepressiva
neuraxpharm Arzneimittel GmbH
1. August 2016
10-16
Necitumumab
Portrazza®
antineoplastische Mittel, monoklonale Antikörper
Lilly Deutschland GmbH
1. April 2016
7-16
Nonacog gamma
Rixubis®
Antihämorrhagika, Blutgerinnungsfaktor IX
Baxalta Innovations GmbH (A)
1. April 2015
2-16
Opicapon
Ongentys®
Antiparkinsonmittel, andere dopaminerge Mittel
Bial – Portela & CA,
S.A. (P)
1. Oktober 2016
12-16
Osimertinib
Tagrisso®
antineoplastische Mittel, Proteinkinase-Inhibitoren
AstraZeneca GmbH
15. März 2016
6-16
Ospemifen
Senshio®
selektive Estrogenrezeptor-­Modulatoren
Shionogi GmbH
1. Mai 2016
7-16
Perflutren
Luminity®
Ultraschall-Kontrastmittel, Phospholipid-Mikrosphären
Lantheus MI UK Limited, Newbury (UK)
1. August 2016
12-16
Pitolisant
Wakix®
andere Mittel für das Nervensystem
Bioprojet Pharma (F)
1. August 2016
10-16
Pivmecillinam
X-Systo®
Antibiotika zur systemischen Anwendung, Penicilline mit erweitertem Wirkspektrum
Leo Pharma GmbH
1. März 2016
6-16
Sacubitril
in Entresto®
Mittel mit Wirkung auf das Renin-Angiotensin-System; Angiotensin-II-Antagonisten, andere Kombinationen
Novartis Pharma GmbH
1. Januar 2016
2-16
Sebelipase alfa
Kanuma®
andere Mittel für das alimentäre System und den Stoffwechsel,
Enzyme
Alexion Europe SAS,
Rueil-Malmaison (F)
1. Oktober 2015
2-16
Selexipag
Uptravi®
antithrombotische Mittel, Thrombozytenaggregationshemmer exklusive Heparin
Actelion Pharmaceuticals
Deutschland GmbH
15. Juni 2016
8-16
Susoctocog alfa
Obizur®
Antihämorrhagika, Blutgerinnungsfaktor VIII (porcine Sequenz)
Baxalta Innovations GmbH (A)
1. Februar 2016
4-16
Talimogen ­laherparepvec
Imlygic®
antineoplastische und immunmodulierende Mittel
Amgen GmbH
15. Juni 2016
9-16
Tasimelteon
Hetlioz®
Psycholeptika, Melatonin-Rezeptor-Agonisten
Vanda Pharmaceuticals Limited (UK)
1. August 2016
10-16
Tipiracil
in Lonsurf®
antineoplastische Mittel, Antimetaboliten
Servier GmbH
15. August 2016
11-16
Trametinib
Mekinist®
antineoplastische Mittel, Proteinkinase-Inhibitor
Novartis Pharma GmbH
1. Oktober 2015
1-16
Velpatasvir
Epclusa®
direkt wirkendes antivirales Mittel
Gilead Sciences GmbH
1. August 2016
11-16

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.