Gesundheitspolitik

Kommentar: Koalition heißt Kröten schlucken

Dr. Christine Ahlheim

Nachdem das Rx-Versandverbot in dieser Legislaturperiode nicht mehr kommen wird, heißt es nun, den Blick nach vorne zu richten. Bei der Bundestagswahl im September werden die Karten neu gemischt. Kommt es erneut zu einer Großen Koalition, dürften die Chancen gar nicht so schlecht stehen, dass das Rx-Ver­sandverbot im nächsten Jahr doch noch umgesetzt wird.

Das hat auch SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach erkannt und setzt alles daran, das Rx-Versandverbot aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Zwar kann er keine tragfähige Alternative bieten, dennoch will er weiter über eine Lösung verhandeln. Die Vor-Ort-Apotheker versucht er damit zu ködern, dass die Beratung künftig gesondert vergütet wird. Dass dann die Kassen ihre Versicherten umso begieriger zu den „doppelt“ günstigeren Versendern lotsen und zur Beratung ihre eigenen Arzneimittel-Hotlines anbieten würden, ist ihm entweder nicht klar oder schlicht egal.

Zugleich behauptet Lauterbach dreist, dass die Union das Rx-Versandverbot in der nächsten Legislaturperiode ohnehin nicht umsetzen könne – das sei nur mit absoluter Mehrheit oder mit der Linkspartei zu machen. Doch da könnte er sich täuschen. Sollte es tatsächlich zu Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD kommen, dürfte das Rx-Versandverbot auf dem Tisch liegen. Da bei Koalitionsverhandlungen von allen Beteiligten diverse Kröten geschluckt werden müssen, könnte die SPD ihre Zustimmung zum Rx-Versandverbot gegen ein anderweitiges Zugeständnis der Union tauschen. Und würde damit zugleich all jene Genossen erfreuen, denen eine flächendeckende Arzneimittelversorgung schon immer am Herzen lag ...

Dr. Christine Ahlheim

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