Gesundheitspolitik

Der Apotheken-Ökonom: Wenn Zahlen sprechen lernen

Von Sprichwörtern und Redensarten

Prof. Andreas Kaapke

Das ist alles eins, es macht also keinen Unterschied – sagt man, wenn man Dingen gleichgültig gegenübersteht oder schon resigniert hat. Eins mit jemandem sein bedeutet, eine Meinung teilen. Wenn man mit sich eins ist, meint man, mit sich im Reinen zu sein.

Manch einer kann nicht mal bis drei zählen oder man stellt sich nur besonders dämlich an. Wenn man nicht alles auf die Goldwaage legen möchte, lässt man schon mal drei oder fünf gerade sein. Im Fluch heißt es auch in Dreiteufelsnamen! Unter vier Augen bespricht man Intimes, nicht für jeden Bestimmtes. Und wer sich mal ausruhen möchte, streckt alle viere von sich. Wer auf allen vieren geht, hat sich übernommen.

Wenn man dann alle fünf danach ausstreckt, sind die Finger einer Hand gemeint. Wer ist schon gerne das fünfte Rad am Wagen, also der, der nicht so richtig dazugehört. Und wenn einer seine fünf Sinne nicht mehr beisammen hat, wird er nicht für voll genommen und tut sich im Leben schwer. Da ist gut, wenn andere dann den sechsten Sinn haben, also mehr sehen, hören, schmecken usw. als der Durchschnitt, und Dinge frühzeitig erkennen und durch­blicken. Im siebten Himmel ist es schön, in einem Buch mit sieben Siegeln geht es dafür intransparent und wenig durchschaubar zu. Und der Tausend­sassa schafft schon mal sieben auf einen Streich.

Ach du grüne Neune möchte man ausrufen, wenn bisweilen die nächste Gesetzesidee durch die Politik bekannt wird. Neunmalklug oder siebengescheit wäre jeder gerne. Wer auf hundert ist, ist erbost, und wer vom Hundertsten ins Tausendste kommt, ist detailversessen oder schweift ab, fokussiert sich nicht und lähmt andere. Tausend Dank steht für übertriebene Dankbarkeit. Gehört man zu den oberen Zehntausend, hat man es aus Sicht der anderen geschafft und zählt zur Elite.

Wenn es da nicht auch noch die Null gäbe. Etwas ist null und nichtig, außer Kraft und ungültig. Man wird schon mal von lauter Nullen regiert, was unproblematisch ist, wenn es null für null, also ganz genau aufgeht. Mit zunehmenden Jahren erlebt man die Zeit in Nullkommanichts. Und null Bock meint wohl absolut lustlos, ohne Antrieb, wo die Motivation abhandengekommen ist.

Die Apotheker sind eins mit sich, aber leider nicht mit vielen anderen. Da gibt es die Politik, die Ärzte, die Krankenkassen, um nur einige wenige zu nennen. Ein ums andere Mal wurden hier die Apotheker vorgeführt, und aus der erhofften Zweisamkeit wurde eher Einsamkeit und aus der Eintracht bisweilen Zwietracht. Hat man zu lange drei oder fünf gerade sein lassen, können die Apotheker nicht bis drei zählen. In Dreiteufelsnamen würde man sich bisweilen mehr wünschen. Vier gewinnt, heißt ein beliebtes Spiel, und das Vieraugengespräch gilt als typische Situation in der Offizinapotheke. Wenn es um allgemeine Gesundheitsthemen geht, sind die Pharmazeuten oft das fünfte Rad am Wagen und werden selbst bei Themen, bei denen ihre Einbeziehung auf der Hand läge, nicht oder nur rudimentär eingebunden. Nun ist der sechste Sinn gefragt, also das Gespür, was noch kommen mag und wie man darauf am besten reagieren könnte. Aber Politik war, ist und bleibt ein Buch mit sieben Siegeln und über wie viele der sieben Brücken man schon gegangen ist, war, ist und bleibt Interpretationssache. Wo es doch auch oder gerade unter den Apothekern manchen Tausendsassa gibt, aber eben auch die, die vom Hundertsten ins Tausendste kommen, detailversessen den Wald vor Bäumen nicht sehen und es nicht gut sein lassen. Ach du grüne Neune, haben dann auch viele ausgerufen, als das Rx-Boni-Versandhandelsthema durch den EuGH auf den Plan kam, als ob man nicht alle fünf Sinne beieinander gehabt hätte. Kein Wunder, wenn da mancher Kollege null Bock hat, weil er – von Nullen regiert – die x-te Nullnummer schönreden soll. Die Zeiten, in denen der Apotheker per se zu den oberen Zehntausend gehörte, sind demnach lange vorbei. Während es in kleineren Gemeinden bis zu 10.000 Einwohnern nach wie vor gut klappt, wird es in allen anderen Konstellationen eng. Apotheken im siebten Himmel gibt es noch, aber die Entwicklungschancen dorthin sind gleich null. |

Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Standort Stuttgart, und Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de

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