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Gesundheitspolitik
Umsatzplus mit Beigeschmack
Neue Daten der Treuhand Hannover / Apothekenschließungen führen zu Zuwächsen
Die jüngsten Daten der Treuhand Hannover, die der Generalbevollmächtigte Dr. Frank Diener beim Wirtschaftsseminar des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern am vergangenen Mittwoch in Rostock vorstellte, ergeben einen Anstieg des durchschnittlichen GKV-Umsatzes um 3,5 Prozent und des durchschnittlichen Umsatzes mit Selbstzahlern um 2,5 Prozent im ersten Halbjahr 2017 gegenüber dem ersten Halbjahr 2016. Dabei verschiebt sich die ganze Umsatzverteilung zu immer größeren Apotheken, berichtete Diener. Denn die Umsätze verteilen sich auf weniger Apotheken, es schließen eher kleine Apotheken und große Apotheken wachsen weiter. Die typische Apotheke liege inzwischen in der Größenklasse von 1,75 bis 2,0 Mio. Euro Umsatz.
Zu den Folgen der Schließungen präsentierte Diener eine Modellrechnung. Mit der Annahme, dass die seit 2008 geschlossenen Apotheken jeweils 75 Prozent des Umsatzes einer typischen Apotheke im Schließungsjahr hinterließen, wurden seit 2008 etwa 2 Mrd. Euro Umsatz auf andere Apotheken umverteilt. Allein im Jahr 2017 seien dies etwa 360 Mio. Euro. Laut Berechnungen des Verfassers müssten somit etwa 0,8 Prozentpunkte des berichteten Umsatzwachstums auf den Schließungen seit dem Vorjahr beruhen.
Dagegen sank der Einfluss der Hochpreiser. Diener berichtete, „nur“ etwa die Hälfte der Umsatzzuwächse von 2016 und 2017 beruhe auf Mehrumsätzen mit Hochpreisern, 2015 waren es noch mehr als zwei Drittel.
Keine Hochrechnung für das ganze Jahr
Diese Daten erlauben jedoch keine Hochrechnung für das zweite Halbjahr. Denn ab Juni greift der neue Tarifvertrag. Für das gesamte Jahr 2017 erwartet Diener Zuwächse bei Umsatz und Gewinn für die Durchschnittsapotheke in ganz Deutschland, aber nicht so stark wie im ersten Halbjahr. Zudem verwies Diener auf die großen Unterschiede zwischen den Apotheken. Bei einer im Durchschnitt guten Lage der Branche setze sich die Marktspreizung fort. Dabei lichte sich die „Problemzone“ der Apotheken mit Betriebsergebnissen unter 4 Prozent vom Umsatz, weil diese Apotheken vermehrt schließen. Doch auch die Zahl der Apotheken in der „Komfortzone“ mit Betriebsergebnissen über 8 Prozent vom Umsatz nehme ab.
Effekte der EU-Versender
Zum Effekt der ausländischen Versender verwies Diener auf die Anzahl der GKV-Rezepte. Wenn Patienten abwandern, müsste das dort erkennbar sein. Doch alle negativen Entwicklungen in einzelnen Monaten seit dem EuGH-Urteil seien durch die jeweils unterschiedliche Zahl der Arbeitstage im Vergleich zum Vorjahr zu erklären. Nach Einschätzung von Diener ist das Wachstum des gesamten Rx-Umsatzes bisher größer als die Abwanderung zum Versand. Allerdings warnte Diener vor den langfristigen Effekten. Bei einer unelastischen Nachfrage dauere es lange, bis sich Umsätze verlagern, aber dann seien die Umsätze dauerhaft verloren. Die Erfahrungen mit OTC-Arzneimitteln bestätigten dies. |
Lesen Sie dazu auch den Kommentar "Nur die halbe Wahrheit" in dieser AZ-Ausgabe
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