Gesundheitspolitik

„Medikationsplan zu selten“

ABDA-Präsident erklärt das Projekt für gescheitert

BERLIN (ks) | ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat den vor einem Jahr eingeführten bundesweiten Medikationsplan öffentlich für gescheitert erklärt. Die Apotheker bekämen nur selten einen Medikationsplan zu Gesicht – „dabei müsste doch eigentlich jeder dritte Patient einen solchen besitzen“, so Schmidt.

Im Gespräch mit der „Neuen Ber­liner Redaktionsgemeinschaft“ (NBG), der gemeinsamen Hauptstadt-Redaktion von „Südwest Presse“ und „Märkischer Oderzeitung“, hat der ABDA-Präsident damit wiederholt, was er auch schon Mitte September bei seiner Eröffnungsrede auf dem Deutschen Apothekertag gesagt hatte: Der Medikationsplan in seiner heutigen Form ist kein Erfolg. In Düsseldorf meinte Schmidt, dass er darüber sogar fast froh sei, da dadurch klar werde, dass es ohne Beteiligung der Apotheker nicht funktioniert: „Ein wirklich prak­tikabler Medikationsplan wird also mit Apotheken kommen oder er wird gar nicht kommen“, sagte Schmidt auf dem Apothekertag.

Gegenüber der NBG-Redaktion unterstrich Schmidt nun die grundsätzliche Bedeutung des Medika­tionsplans als das „essenzielle Instrument zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit.“ Es sei unstrittig, dass jedes Jahr Tausende Patienten sterben oder ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen, weil Medikamente falsch oder gar nicht eingenommen werden oder schwere Wechselwirkungen auslösen. Doch der wirklich einheitliche, aktuelle Medikationsplan fehle weiterhin: „Und dann gibt es Zettel vom Facharzt, den Entlassbrief vom Krankenhaus. Niemand führt das zusammen“, beklagt Schmidt – und bringt die Apotheker ins Spiel, die diese Aufgabe übernehmen könnten. Er sieht den kommenden Gesundheitsminister in der Pflicht, dieses Problem schnell anzugehen.

Der bundesweite, einheitliche Medikationsplan wurde mit dem E-Health-Gesetz zum 1. Oktober 2016 eingeführt – zunächst allerdings nur in Papierform. Elektronisch soll er erst in einer zweiten Stufe verfügbar sein. Dann sollen auch die Apotheker an der Ausstellung des Plans beteiligt werden, hat der bisherige Gesundheitsminister Gröhe (CDU) angekündigt. Bisher dürfen nur Ärzte den Plan ausstellen, auf den jeder Versicherte Anspruch hat, der dauerhaft mehr als drei Arzneimittel einnimmt. Die Apotheker hatten ihre Betei­ligung vehement gefordert. |

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