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Wirtschaft
AOK kritisiert Gilead
GKV-Ausgaben für HIV kurz vor Milliardengrenze
Wie das WIdO in einer Meldung vom 27. November schreibt, haben sich die Preise für die HIV-Therapie in den letzten 30 Jahren versiebenfacht. Das WiDO räumt jedoch ein, dass im Gegensatz zu den früher nur kurzen und unzureichenden Behandlungserfolgen HIV-Patienten heutzutage nahezu das Lebensalter der Durchschnittsbevölkerung erreichen.
Von den 2016 ausgegebenen 945 Mio. Euro ginge, so das WiDO, fast jeder zweite Euro an Gilead Science. Den meisten Umsatz erzielte das Kombinationsarzneimittel Truvada® (Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil). Kurz vor Ablauf des Patentschutzes hatte Gilead mitDescovy® eine nach eigenen Angaben verbesserte Version auf den Markt gebracht (Emtricitabin und Tenofoviralafenamid). Laut Hersteller solle dies weniger Nebenwirkungen aufweisen. Das WiDO kritisiert, dass Gilead das Präparat dank des neuen Patentschutzes zu ähnlich hohen Preisen wie Truvada® anbiete. Das Gutachten des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) hatte keinen Zusatznutzen von Descovy® festgestellt.
Tatsächlich seien die Verordnungen von Descovy® sehr schnell gestiegen, obwohl die Leitlinie der Deutschen AIDS-Gesellschaft einen Therapiewechsel ausschließlich in besonderen Fällen vorsieht. Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO, kritisiert: „Offenbar hat Gilead die vermeintlichen Vorteile seines nur leicht veränderten, aber unter Patentschutz stehenden Präparates erfolgreich beworben und konnte sich somit der unliebsamen Generika-Konkurrenz erwehren. Mit dieser Strategie werden HIV-Patienten für Unternehmensinteressen benutzt, indem ihre Therapie unnötig auf neuere und teure Arzneimittel umgestellt wird, deren Verbesserung gar nicht belegt und mit womöglich neuen Gefahren verbunden ist. Gilead verhindert damit auch einen möglichen Preiswettbewerb und Einsparungen für die GKV.“ |
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