Management

Wilde Zeiten

Bleiben Sie fröhlich in der Hochsaison!

In dieser Jahreszeit herrscht in den Apotheken Hochbetrieb. Die Menschen sind von Erkältungen und anderen Erkrankungen geplagt, brauchen in der Dunkelheit etwas fürs Gemüt oder wollen bei uns ein Weihnachtsgeschenk kaufen: Stress fürs Team und trotzdem allerbeste Laune? Das ist gut machbar! Von Ute Jürgens

Viele Ansatzpunkte führen zur Ruhe im Sturm, wenn jede* für sich und alle miteinander den Überblick behalten wollen, statt panikartig „vor sich hin zu wüten“. Sagen Sie sich als Team mit Barack Obamas Worten immer wieder: „Yes, we can!“, im Vor­beigehen, bei der Tagesplanung und bei unvorhergesehenen Zwischenfällen.

Wie oft bewältigen Sie als Team gemeinsam Situationen, die Ihnen früher noch Angst und Stress bereitet hätten? Besprechen Sie im Team, welche Arbeiten Sie bis zum neuen Jahr liegen lassen können, anstatt jetzt damit Zeit zu verlieren, wie: Aussortieren und Auf­räumen von Dingen, die schon ewig herumliegen, die ganz große und umfassende Jahresteamsitzung oder das ausführliche Aussuchen und Diskutieren der neuen gemeinsamen Arbeitskleidung.

In dieser Zeit ist Ernährung besonders wichtig. Einigen Sie sich als Team darauf, dass in der Vorweihnachtszeit an einem Tag in der Woche eine warme Mahlzeit in die Apotheke geliefert wird. Als Chefin können Sie sich bei Ihren Mitarbeitern beliebt machen, indem Sie die Kosten dafür übernehmen. Da heutzutage jeder weiß, dass man sich nach kurzer Pause umso besser konzentrieren kann und viel mehr schafft, als wenn man sich mit den letzten Kräften von Minute zu Minute hangelt, ist eine kleine Auszeit sinnvoll. Erlauben Sie sich das Genießen!

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Stress entsteht im Kopf, deshalb Ruheinseln schaffen Die Aussicht auf eine kurze Pause in einem Nebenraum der Apotheke, in dem schöne Dinge auf einen warten, wirkt positiv ...
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... und ein Vitaminstoß macht Laune. Nur zwei der Möglichkeiten, die Vorweihnachtszeit gelassener zu überstehen.

Sich gegenseitig beflügeln

Die Psychologin Anne Katrin ­Matyssek hat in ihrem Ratgeber für die Vorweihnachtszeit noch mehr Tipps parat. Ein Beispiel: „Seien Sie stolz auf sich!“ Sparen Sie nicht mit Selbstlob, die wenigsten Frauen sind fähig, hier zu übertreiben. Selbstlob stärkt, macht gute Laune, zufrieden und mobilisiert Kräfte. Sagen Sie es aber auch laut, wenn jemand anders eine Anerkennung verdient: Ein Nörgelkunde geht mit einem Lächeln wieder, etwas Umständ­liches ist plötzlich mit Flexibilität doch ganz fix gelöst, eine Kollegin springt für eine andere ein – im Alltag sind immer wieder Gelegenheiten da, sich gegenseitig zu bestärken.

Die Dinge, die am wichtigsten sind, sind nicht immer die, die am lautesten auf sich aufmerksam machen.

Bob Hawke

Beziehen Sie auch die Kunden ein. Bei der Beratungsfrage: „Was haben Sie bisher schon unternommen?“ zählt einer etwas Richtiges auf. Nehmen Sie es nicht stumm zur Kenntnis, sondern mit einem Lächeln: „Ja, da haben Sie schon gut vorgearbeitet“, „Das war auf jeden Fall schon mal eine prima Idee“. Feierabend? Ihre Frage an das Team: „Worauf sind wir heute stolz?“ Dank der Antwortrunde schalten Sie schon ab, bevor Sie die Apotheke verlassen, und gehen in guter Stimmung. Gönnen Sie in diesen Tagen Ihrem Perfektionismus eine Pause, stoppen Sie die Selbstüberforderung. Matyssek empfiehlt ein paar zugkräftige Argumente, die wir uns bei innerem Widerstand gegen das Lockerlassen sagen können:

  • Ich habe nur eine Gesundheit, die will ich behalten.
  • Ich habe nur ein Leben, das soll gesund und glücklich sein.
  • Ich habe Ziele für dieses Leben, die will ich erreichen.
  • Ein gesundes Leben braucht Balance.
  • Die Balance will ich halten, anstatt sie mit zu hohen Selbstansprüchen aus dem Gleichgewicht zu bringen.
  • Ich habe das Recht und die Pflicht, überhöhte Selbstansprüche abzulehnen.

Klettern Sie von Ihrer Palme!

Wer oder was hat Sie dort hoch­gebracht? Meist sind wir da oben, wenn eine Situation unsere „alten Rezeptoren“ angesprochen hat und wir uns alarmiert und bedroht fühlen. Um wieder auf den sicheren Erdboden zu gelangen, empfiehlt Matyssek Mut machende Gedanken wie: „Ich habe schon ganz was anderes gemeistert“, „In 20 Jahren werde ich darüber lachen und eigentlich schon am 25. Dezember“, „Vermutlich ist das gar kein Idiot, der hat bloß Stress!“. Dauerhaftes Palmen­klettern ist allerdings ungesund, dann folgt Plan B.

Literatur

A. K. Matyssek

Oh du fröhliches Team – 24 Impulse für eine stressfreie Adventszeit, BOD Verlag, ISBN: 978-3-8423-3799-2




Zu beziehen über:

Deutscher Apotheker Verlag, Birkenwaldstraße 44, 70191 Stuttgart

Telefon 0711 2582- 341,
Telefax 0711 2582-290,

E-Mail: service@deutscher-apotheker-verlag.de

Sagen Sie, was Sie wollen!

Niemand kann Ihnen an der Nasenspitze ablesen, was Ihnen zu viel ist oder wann Sie eine Auszeit brauchen. Sagen Sie daher deutlich, was Sie möchten und was nicht. Glauben Sie, dass die Arbeit, die Sie gerade tun, eigentlich die Ihrer Kollegin ist? Klären Sie es mit ihr. Hat die Chefin Ihnen eine Extraaufgabe übertragen, obwohl Sie gar keine freien Kapazitäten mehr haben? Fragen Sie Ihre Vorgesetzte: „Wer soll dann die Rezeptur für Frau Meier herstellen, in den HV gehen etc.?“ oder „Wie eilig ist es?“. Manchmal haben wir den Eindruck, dass etwas dringend ist, tatsächlich aber wird es erst in zwei Tagen gebraucht.

Wenn Sie merken, dass Sie sich nicht mehr konzentrieren können und total erschöpft sind, geben Sie Laut, bevor Sie aus Unaufmerksamkeit die ersten Fehler produzieren oder krank werden. Vielleicht kann eine Teilzeitkraft mal einen Nachmittag einspringen? Jammern Sie nicht, sondern bringen Sie Ihr Anliegen entschieden vor und sagen Sie, was Sie möchten.

Konfliktlösung verschieben

Handelt es sich um eine zeitraubende, umfangreiche Thematik, die schon länger schwelt? Verabreden Sie ein Datum in ein paar Wochen, an dem Sie sich zusammensetzen, schließen Sie bis dahin eine Art Waffenstillstand und arbeiten Sie im guten Einvernehmen miteinander. Sie wissen: Die Klärung kommt!

Kleinere Missverständnisse und Ärgernisse bereinigen Sie sofort, ohne sich lange darüber aufzu­regen und hineinzusteigern.

Die eigenen Gedanken beobachten

Wie fühlt es sich an, wenn Sie denken: „Das schaff ich nie!“ oder „Ich gebe mein Bestes, das reicht!“. Wie oft gehen die eigenen negativen Gedanken mit uns durch und wir merken gar nicht, wie stark sie uns beeinflussen und die Energie und die gute Laune rauben. Es ist einen Versuch wert, sich möglichst fix beim „Abtrudeln“ zu erwischen und Einhalt zu gebieten. Das fängt schon beim Anblick eines unbeliebten Kunden an. Wenn wir ihn mit ­einem innerlichen „Der hat mir gerade noch gefehlt“ sichten, wird eine freundliche Begrüßung mühsam. Besser fahren Sie mit der inneren Haltung: „Heute klappt es besser als das letzte Mal!“

Atmosphäre schaffen

Überlegen Sie gemeinsam, wie Sie eine entspannte und fröhliche Stimmung in der Apotheke schaffen. Wie sieht es mit einem Obstkorb und Getränken für das Team aus? Wer sorgt für Nachschub? Haben Sie einen Gemeinschaftsraum oder Sitzplatz, den Sie noch gemütlicher einrichten können? Wo ist die Ecke, in der Sie über Mittag mal die Füße hochlegen, ein paar Dehn- oder Streckübungen mit dem Theraband oder Venengymnastik machen können etc.? Falls Sie einen Kommissionierer haben, ist es umso wichtiger, nach all dem Dauerstehen mal in Bewegung zu kommen. Vielleicht laden Sie eine Physiotherapeutin ein, die Ihnen ein paar spezielle Ausgleichsübungen zeigt? Sie darf gerne öfters kommen, damit gesunde Bewegung am Arbeitsplatz eine neue Gewohnheit wird.

Wer braucht was, um sich den ­Arbeitsplatz angenehmer zu gestalten? Da wir hier einen Großteil unseres Lebens verbringen, sollte es nicht aussehen wie in einer Rumpelkammer, sondern so, dass wir gerne hingehen. Gibt es einen dezenten Duft und lüften Sie regelmäßig? Je besser und aufgehobener wir uns im Team und am Ort fühlen, desto gesünder sind wir: Wir haben es in der Hand, ob wir Stresshormone ausschütten oder Oxytocin. Ihre Gesundheit ist das Allerwichtigste, passen Sie bitte gut auf sich auf! |

Ute Jürgens ist Kommunikationstrainerin mit Spezialisierung auf die Heilberufler, Dipl. Erwachsenenpädagogin und PTA, www.kommed-coaching.de

* Da die überwiegende Anzahl der Apothekenmitarbeiter weiblich ist, schreibe ich in der weiblichen Form. Männliche Kollegen dürfen sich gerne mit angesprochen fühlen.

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