Aus den Ländern

„Nächstes Jahr in Jerusalem“

Jüdische Apotheker im deutschsprachigen Raum

Am 29. Januar fand ein pharmaziehistorisches Symposium „Nächstes Jahr in Jerusalem – Pharmazie, Naturwissenschaften und Judentum“ im Wuppertaler Von-der-Heydt-­Museum statt. Es war Frank Leimkugel, dem langjährigen Vorsitzenden der Regionalgruppe Nordrhein der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie und apl. Professor für Geschichte der Pharmazie und Pharmazeutische Terminologie an der Universität Düsseldorf, zum 60. Geburtstag gewidmet (s. DAZ 2016, Nr. 38, S. 88).
Foto: DGGP Nordrhein
Die Teilnehmer des Symposiums präsentierten ein Poster über „Prof. Dr. Frank Leimkugel – Pharmaziehistoriker und Offizinapotheker“.

Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Wolf-Dieter Müller-Jahncke (Kirchen) und Lisa Garweg (Wuppertal) folgte eine Lesung von Tagebuchaufzeichnungen des Schriftstellers und Apothekergehilfen Erich Mühsam, vorgetragen von Leimkugel, Müller-Jahncke und Doktoranden des Düsseldorfer Arbeitskreises. Sie gaben einen spannenden und lebhaften Einblick in die Lübecker Apothekerfamilie Mühsam mit dem Patriarchen Siegfried Mühsam und seinem anarchistischen Sohn Erich.

Anschließend referierte Dr. Holger Goetzendorff (Pulheim) über die Entstehung der Internationalen und der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie, wobei er insbesondere den Initiator und Mitbegründer Georg Urdang (1882 – 1960) würdigte.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, durch die Sonderausstellung „Degas und Rodin – Giganten der Moderne“ des 1902 gegründeten Museums geführt zu werden. An dieser Stelle sei dem Museumspersonal recht herzlich für die professionelle Unterstützung bei der Veranstaltungsorganisation gedankt.

Prof. Müller-Jahncke eröffnete die Nachmittagssitzung mit der Verlesung des Referats „Tschirch und Rosenthaler – die Legende einer antisemitisch bedingten Gegnerschaft“ des krankheitshalber abwesenden Prof. François Ledermann (Bern); der Berner Pharmaziehistoriker widerlegte eindrucksvoll die These, Rosenthaler habe wegen anti­semitischer Anwürfe seines Kollegen die Schweiz verlassen. Vielmehr handelte es sich um rein menschliche Konflikte, die den Zwist beider Hochschullehrer eskalieren ließen.

Es folgte eine Lesung „Nächstes Jahr in Jerusalem“ aus dem gleichnamigen Roman von André Kaminski, der den Lebensweg einer selbstbewussten und intelligenten jüdischen Pharmazeutin im untergehenden Kaiserreich Österreich-Ungarn beschreibt; Prof. Leimkugel und seine Doktoranden Lisa Garweg und Darius Rupalla lasen daraus zwei humorvolle Szenen in Wiener und Zürcher Apotheken.

Der Doktorand Hubertus Hug (Hamburg) berichtete über „Die ersten Apothekerinnen in Eretz Yisrael“. Zuletzt präsentierte Michaela Grüter (Mülheim/Ruhr) Zwischenergebnisse ihres Promotionsprojektes „Barbiturate, Suizid und Judentum“; dabei stand das Hypnotikum Veronal im Mittelpunkt.

Alle Teilnehmer dankten Prof. Müller-Jahncke und Lisa Garweg für die hervorragende Organisation. |

Azade Geyik, Köln

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