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- DAZ 11/2017
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Arzneimittel und Therapie
ACE-Hemmer bei KHK
Nur bei bestehender Herzschwäche sinnvoll
ACE-Hemmer senken den Blutdruck und entlasten das Herz, indem sie den Widerstand verringern, den das Herz beim Zusammenziehen der linken Herzkammer überwinden muss, um das Blut über die Aorta in den Kreislauf zu befördern. Angina-pectoris-Beschwerden können ACE-Hemmer jedoch nicht verbessern. Wenn bei koronarer Herzkrankheit noch kein Hinweis auf eine Herzschwäche besteht, kommen ACE-Hemmer deshalb erst in zweiter Linie infrage – nach Betablockern, die bei KHK sowohl die Symptomatik als auch die Prognose verbessern. Wenn die koronare Herzkrankheit allerdings zu einer Herzschwäche geführt hat, können ACE-Hemmer nachweislich lebensverlängernd wirken. Speziell bei Patienten, bei denen ein hohes Risiko für Komplikationen durch die koronare Herzkrankheit besteht (z. B. durch Rauchen, Übergewicht, Diabetes, erhöhte Blutfettwerte) oder die bereits einen Herzinfarkt erlitten haben, kann eine Behandlung mit ACE-Hemmern den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und das Risiko, einen Infarkt zu erleiden und daran zu sterben, senken.
Bisher ist das aber nur für die langwirkenden Substanzen unter den ACE-Hemmern Ramipril und Perindopril in Studien nachgewiesen worden. Beide sind deshalb für die Behandlung der koronaren Herzkrankheit zugelassen. Wahrscheinlich treffen diese Ergebnisse aber auch für andere ACE-Hemmer zu.
KHK ohne Herzinsuffizienz
Ob allerdings bei Patienten mit KHK ohne eine Hypertonie und ohne eingeschränkte linksventrikuläre Pumpfunktion durch ACE-Hemmer die Prognose verbessert wird, ist nicht geklärt. Zu dieser Fragestellung liegt jetzt ein systematisches Review mit Metaanalyse vor, das alle vorhandenen Studiendaten mit Hemmern des Renin-Angiotensin-Systems für die Indikation KHK ohne eingeschränkte Herzleistung zusammenfasst. Danach ist bei Patienten mit stabiler KHK die Überlegenheit gegenüber Placebo für den Endpunkt kardiovaskuläre Mortalität nur dann sicher, wenn das Grundrisiko hoch ist, d. h. wenn die kardiovaskuläre Ereignisrate in der Placebogruppe hoch ist. Bei ausreichender Behandlung von Risikofaktoren wie erhöhten Blutfettwerten und optimierter Hintergrundtherapie (Thrombozytenaggregationshemmung, Revaskularisationstherapie) ergibt sich im Vergleich mit anderen Wirkstoffen – in erster Linie Calciumkanalblockern – keine Verbesserung der Prognose durch ACE-Hemmer. Ein spezifischer, von der Blutdrucksenkung oder von der Wirksamkeit bei Herzinsuffizienz unabhängiger ACE-Hemmer-Effekt scheint nicht vorhanden zu sein. |
Quelle
Bangalore S et al. BMJ 2017 Jan 19;356:j4.
Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische KHK Langfassung 4. Auflage, 2016, Version 1. AWMF-Register-Nr.: nvl-004
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