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Apotheken steigern Gesundheitskompetenz und Therapietreue

ms | Um die Forderung nach dem Rx-Versandverbot zu begründen, muss vor allem die Bedeutung der Apotheke vor Ort für die Arzneimitteltherapie belegt werden. Argumente liefern nun zwei aktuelle Studien. Die erste zeigt, dass Patienten durch die Beratung in der Apotheke ihre Therapie besser verstehen. In der zweiten Studie konnte gezeigt werden, dass Interventionen des Apothekers signifikante Effekte auf die Compliance haben.

Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), kritisierte zuletzt gegenüber der dpa die SPD-Bundestagsfraktion dafür, das Rx-Versandverbot blockiert zu haben. Er betonte, dass die wohnortnahen Apotheken für eine sichere Versorgung mit Arzneimitteln gebraucht werden. Außerdem leisteten sie einen großen Beitrag zur Stärkung der Gesundheitskompetenz. Dabei bezog sich Laumann auf eine Studie der Universität Bielefeld, die das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz in Auftrag gegeben hatte.

Vertrauen in die Apotheke

Die Universität Bielefeld befragte im Rahmen der Untersuchung 2000 erwachsene Bundesbürger zu ihrer Gesundheitskompetenz. Unter anderem wurde gefragt, welche Quellen sie benutzen, um sich über Gesundheitsthemen zu informieren. Konkret lautete die Frage: „Wohin wenden Sie sich am ehesten, wenn Sie Informationen über körperliche Beschwerden und Krankheiten suchen?“ Aus zehn Antwortvorgaben (Notaufnahme im Krankenhaus; Beratungsstelle; Bücher, Broschüren oder Zeitschriften; Gesundheitsamt; Familie, Freunde oder Bekannte; Apotheke; Internet; Hausarzt; Facharzt) konnten drei ausgewählt werden, Mehrfachnennungen waren möglich. Apotheken rangierten dabei mit 24 Prozent erst an fünfter Stelle hinter Ärzten (80%), Fachärzten (37%), Familie (30%) und Internet (25%). Vor allem bei der Verständlichkeit und der Vertrauenswürdigkeit standen die Apotheken in der Umfrage jedoch sehr gut da.

Apotheken erklären besser

Interessant war, dass nur neun Prozent angaben, den Anweisungen ihres Arztes oder Apothekers zur Arzneimitteleinnahme nicht folgen zu können. Dagegen stuften 37,2 Prozent der Umfrageteilnehmer die Informationen in der Packungsbeilage als sehr schwierig zu verstehen ein. Wie wichtig die „Erklär-Funktion“ der Apotheker ist, belegt auch ein anderer Wert außerhalb der Studie, nach dem mehr als 42 Prozent der Bevölkerung Packungsbeilagen von Arzneimitteln ohne Erklärung nicht verstehen. Dies verdeutlicht nochmal, wie wichtig die Beratung in der Apotheke ist.

Apotheker konnten in der Umfrage hinsichtlich ihrer Informationsvermittlung gegenüber den Ärzten deutlich punkten. Insgesamt gaben 25,9 Prozent aller Befragten an, Erklärungen in der Apotheke schon mal nicht richtig verstanden zu haben, während dies bei den Fachärzten 47,6 Prozent angaben. Erfreulich für die Apotheker war auch ein weiteres Ergebnis: Gefragt wurde in der Studie nämlich auch, ob sich die Kunden von einer Anlaufstelle schon einmal falsch beraten fühlten. Hier rangierten die Apotheker deutlich hinter den Krankenkassen und Ärzten. Während nur 22 Prozent der Befragten schon einmal mit der Information aus der Apotheke unzufrieden waren, fühlten sich von den Krankenkassen mehr als 40 Prozent schon mal schlecht beraten, bei den Ärzten lag der Wert bei etwa einem Drittel. Lediglich Gesundheitsämter und Beratungsstellen schnitten noch besser ab als die Apotheke. Die Studienautoren betonen, dass Apotheken gerade bei Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz im Vergleich mit anderen Gesundheitsprofessionen besser in Lage sind, Sachverhalte zu erklären.

Bessere Therapietreue durch Intervention

Eine vergangene Woche in Berlin vorgestellte Studie ging der Frage nach, ob die Therapietreue der Patienten durch Intervention in der Apotheke verbessert werden kann. Dazu wurden per Zufall 139 Kunden in sieben Apotheken rekrutiert, die ein OTC-Arzneimittel kauften, das mindestens sieben Tage eingenommen werden muss. Die Kontrollgruppe erhielt eine Standardberatung nach Apothekenbetriebsordnung, die drei Interventionsgruppen bekamen zusätzlich entweder motivierende Worte oder einen Merkzettel oder der Patient musste sich aufschreiben, was der Apotheker mitteilte. Nach sieben Tagen wurden die Probanden angerufen und zu ihrer Therapietreue befragt. Dabei zeigte sich, dass die Gefahr für Non-Adärenz in der Kontrollgruppe um den Faktor 9,4 höher war.

Foto: Dr. Willmar Schwabe
Prof. Dr. David Matusiewicz

Das Risiko, die Therapie abzubrechen oder die Einnahme zu vergessen, war durch die Mitgabe des Merkzettels deutlich reduziert. Noch besser war die Compliance, wenn der Patient selbst die Informationen notierte. Die motivierenden Worte hatten dagegen keinen Vorteil gegenüber der Standardberatung allein. Studienautor Professor David Matusiewicz vom durchführenden Institut für Gesundheit und Soziales räumte zwar Grenzen der Studie, wie die nicht repräsentative Stichprobengröße ein, betonte aber die Rolle des Apothekers bei der Förderung der Therapietreue. Gerade angesichts der Kosten in Milliardenhöhe, die Non-Compliance jedes Jahr verursache, sei dies von großer sozioökonomischer Bedeutung. Zwar wurden in der Studie nur die Einnahme von OTC-Arzneimitteln untersucht, die Ergebnisse seien aber auch auf den Rx-Bereich übertragbar, so Matusiewicz. Die Studie wurde mit finanzieller Unterstützung der Firma Schwabe unter dem Patronat von Fritz Becker, dem Vorsitzenden des Deutschen Apothekerverbandes, durchgeführt. |

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