DAZ aktuell

Datenmissbrauch bei DocMorris?

Unions-Politiker beraten über etwaige Strafanzeige

BERLIN (bro/ks) | Der CSU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Stefinger wittert Datenmissbrauch bei DocMorris. Bei einer Protestaktion gegen das Rx-Versandverbot erhielten er und weitere Abgeordnete Protestpost von DocMorris-Kunden, die diese offenbar nicht abgeschickt ­haben. DocMorris räumte auf Stefingers Anfrage hin Probleme ein.

Die DocMorris-Protest-Postkarten-­Aktionen gegen das vom Bundesgesundheitsminister geplante Rx-Versandverbot sorgte bereits im März für Unmut unter Unionspolitikern. Der Grund: Sie waren mit automatisierten Schreiben überschüttet worden. Unterstützer des Rx-Versandes konnten ab Februar ihre Adresse auf einer Kam­pagnen-Webseite eingeben – DocMorris schickte dann eine Protest-Postkarte an den Unions-Abgeordneten aus dem entsprechenden Wahlkreis. Schon zu diesem Zeitpunkt wurde diskutiert, ob es Unregelmäßigkeiten gegeben haben könnte, weil die Absender der Karten teils gar nichts von ihrem Protest wussten. DocMorris erklärte damals, seine Aktion sei „missbraucht“ worden, und stellte sie ein.

Doch die Karten trudelten weiterhin in den Abgeordnetenbüros ein. Der CSU-Abgeordnete Stefinger fragte nun kürzlich bei dem holländischen Versender nach, ob es bei ihm „Datenmissbrauch“ gebe. Vorige Woche antwortete ihm DocMorris-Strategiechef Max Müller. Für das Versenden der Postkarten sei die Eingabe der Adresse, die Bestätigung einer Einverständniserklärung sowie die Beantwortung einer Sicherheitsabfrage nötig gewesen, erklärt er. „An dieser Stelle hat es anscheinend vereinzelt einen Missbrauch durch eine oder mehrere uns nicht bekannte Personen gegeben“, so Müller. Sofort nach der ersten Missbrauchsmeldung sei die Protestseite am 16. März offline genommen worden. Bei DocMorris ist man überzeugt: „Diese Personen haben existierende Adressen benutzt, um eine Postkarte zu generieren und damit DocMorris finanziell und in der Reputation zu schaden.“ Müller bedauert, dass es zu dem Missbrauch gekommen ist. Es sei aber „ebenso befremdlich, uns zu unterstellen – direkt oder indirekt – absichtlich gehandelt zu haben.“

Müllers Schreiben hat den CSU-Abgeordneten noch nicht überzeugt. Er fordert von DocMorris weitere Aufklärung. Falls diese nicht erfolge, gebe es einen alternativen Plan: Er berate mit Fraktionskollegen, Strafanzeige zu stellen. MdB Reiner Meier (CSU) erklärte bereits seine Unterstützung, „sollten sich konkrete Anhaltspunkte für einen Missbrauch von Kundendaten ergeben“. Dann müsse der Vorgang vollständig und rückhaltlos aufgearbeitet werden. |

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