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Instrumentalisiert

Ein Kommentar von Dr. Christian Rotta

Dr. Christian Rotta

Die Reaktionen aus dem Hüffenhardter Gemeinderat, der sich über die jüngste Schließung des Doc­Morris-Arzneimittelautomaten enttäuscht zeigte, machen deutlich, wie es der niederländischen Kapitalgesellschaft immer wieder gelingt, Dritte vor den Karren ihrer globalen Strategie zu spannen. Dabei ist das Vorgehen der „kreativen Zerstörer“ gleichermaßen durchsichtig wie infam: Zunächst sorgen die Niederländer mit ihrem dubiosen Geschäftsgebaren für die Durchlöcherung eines flächendeckenden Apothekennetzes, um sich dann als edle Samariter gerieren zu können, denen es ausschließlich um die Schließung von Lücken bei der Arzneimittelversorgung einer unterversorgten Landbevölkerung geht. Ernüchternd ist es, wenn diese Strategie mit ihren fatalen Folgewirkungen nicht erkannt wird und sich einzelne Bürgermeister und Kommunalpolitiker von PR-Profi Max Müller willfährig instrumentalisieren lassen (nachdem sie zuvor großzügigst in die Firmenzentrale nach Herleen eingeladen worden waren).

Was zeigt der Fall Hüffenhardt? Ja, es ist wichtig und richtig, zur Vermeidung eines apothekenpolitischen Flächenbrandes mit allen juristischen Mitteln der Automaten­politik von DocMorris/Zur Rose entgegenzutreten! Aber ebenso notwendig ist es, offensiv (auch neue) Modelle eines attraktiven und qualifizierten Servicedienstes im ländlichen Raum zu diskutieren, der sich vom – zumindest in der Öffentlichkeit so wahrgenommenen – ­biederen Rezept-Briefkasten-Image abhebt. Zu fragen ist: Wie können die „Botendienst-Modelle“ intelligent weiterentwickelt und umgesetzt werden? Auch die Frage nach einer großzügigeren Erlaubniserteilung für Zweigapotheken sollte ergebnisoffen gestellt werden. Dabei wäre es eigentlich die ureigene Aufgabe unserer Berufsvertretung auf Bundesebene, eine solche Debatte zu organisieren und argumentativ zu begleiten. Allerdings konnte man von dort bislang noch nicht einmal eine politische oder juristische Stellungnahme zum Fall Hüffenhardt vernehmen. Offensichtlich betrachtet man im Berliner ABDA-Domizil den Generalangriff auf die Apothekenpflicht, der weit über die Kraichgauer Gemeinde hinausgeht, als ausschließlich baden-württembergische Angelegenheit. Welch ein Irrtum!

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1 Kommentar

Instrumentalisiert in H.

von Dorothee Dartsch am 23.06.2017 um 13:38 Uhr

Lieber Herr Rotta, liebe Kolleginnen und Kollegen,
es ist ja leider nicht nur der Gemeinderat in H., der so denkt, sondern es sind auch etliche Bürger (i.e. Wähler). In den Kommentaren zu den Artikeln der Rhein-Neckar-Zeitung über den Abgabe-Automaten erfährt man von Leser Jan M.: "Die Beratung vor Ort ist kein deut besser. Vor ein paar tagen habe ich ein Antibiotika-Medikament, das mir der Arzt verschrieben hat, abgeholt. Der Apotheker hat mich nach nichts gefragt, ob ich noch andere Medikamente einnehmen, das das Medikament beeinflussen könnte. Bei DocMorris bekommt man dabei einen gesonderten schriftlichen hinweis, was man bei der Einnahme des Medikaments beachten muss und bei welchen Medikamenten es Wechselwirkungen geben kann. [...]. Also, was soll da bei den Vor-Ort-Apotheken des Verbandes besser sein? Gar nix!"
Solange die Menschen diese Erfahrung in inhabergeführten Apotheken immer noch machen, läuft unser so wichtiges Argument der direkten individuellen Beratung, die nur der Apotheker vor Ort leisten kann, direkt ins Leere. Zwei Dinge müssen passieren: 1. Es darf kein Kunde oder Patient mehr eine Apotheke verlassen, ohne eine für ihn deutlich wahrnehmbare kompetente Beratung bekommen zu haben. 2. Es müssen "Aufklärer" her, die aktuell den Hüffenhardtern, grundsätzlich aber auch allen anderen Menschen im Land, verständlich machen, warum die "echte" Apotheke für die Gesundheitsversorgung am besten ist. Nur so werden sie verstehen können, dass die Gesetze, die zur Schließung des Automaten geführt haben, zu ihrem eigenen Schutz existieren, und dass der Nutzen des Systems die Kosten aufwiegt.
Mit kollegialem Gruß!

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