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- DAZ 36/2017
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Prisma
„Nackedei“-Viren
Lange Koevolution von HB-Viren und ihren Wirten
Mithilfe bestimmter Rezeptormoleküle in seiner Hülle gelingt es dem Hepatitis-B-Virus (HBV), sich an eine Leberzelle anzuheften, worauf es durch Endozytose in sie eindringt, sich in ihr vermehrt und sie durch Exozytose wieder verlässt, ohne sie zu zerstören. Seine Pathogenität beruht u. a. darauf, dass das Immunsystem infizierte Leberzellen zerstört. Die vergleichsweise milde Pathogenität spricht für eine stammesgeschichtliche alte Beziehung zwischen dem HBV und seinen Wirten – außer dem Menschen auch Menschenaffen und Gibbons. Nahe Verwandte des HBV, die als Hepadnaviren zusammengefasst werden, haben sich auf andere Säugetieren oder auf Vögel spezialisiert. Nun haben Forscher um den Heidelberger Virologen Ralf Bartenschlager und den Dresdner Informatiker Chris Lauber entdeckt, dass Hepadnaviren auch Amphibien und Reptilien infizieren und dass eine unbehüllte, aber genetisch sehr ähnliche Gruppe in Fischen vorkommt. Für diese „Nackedei“-Viren haben sie den wissenschaftlichen Namen Nackednaviridae vorgeschlagen.
Die Forscher haben die DNA der Nackednaviren durch die systematische Suche in Genomdatenbanken von Fischen entdeckt. Sie fanden die DNA in 13 völlig verschiedenen Fischarten, darunter dem Aal und dem nordpazifischen Rotlachs. Gemäß der Stammesgeschichte der Wirbeltiere vermuten sie, dass Hepadna- und Nackednaviren vor 430 Millionen Jahren aus einem gemeinsamen Vorfahren entstanden sind und sich dann durch Koevolution mit ihren diversen Wirten weiterentwickelt haben. |
Quelle
Lauber C et al. Deciphering the Origin and Evolution of Hepatitis B Viruses by Means of a Family of Non-enveloped Fish Viruses. Cell Host Microbe; Epub 31.8.2017
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