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- DAZ 38/2017
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Prisma
Harmlos oder nicht?
Tattoo-Farbstoffe in Lymphknoten
Neben Ruß (schwarz), Titandioxid (weiß) und makrozyklischen Metallkomplexen wie Kupferphthalocyanin (grün) enthalten Tattoos zahlreiche organische Pigmente wie Azo- und Diazo-Verbindungen in den verschiedensten Farbtönen; die meisten Partikel haben einen Durchmesser von wenigen Mikrometern, aber ein kleiner Anteil liegt unter 1 µm. Wissenschaftler um Ines Schreiver vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und Bernhard Hesse vom Europäischen Synchrotron in Grenoble haben Gewebeproben der Haut und der Lymphknoten von vier tätowierten Leichnamen untersucht und zunächst die organischen Pigmente massenspektrometrisch identifiziert (mit LDI‑ToF-MS). Dann folgte mithilfe der Röntgen-Fluoreszenzspektroskopie (XRF) die Lokalisation der Pigmente, wobei identische Verbindungen hinsichtlich der Partikelgröße im Mikro- bzw. Nanobereich unterschieden werden konnten (durch μ-XRF bzw. ν-XRF). Ferner wandten sie die Infrarot-Spektrometrie mit Fourier-Transformation im Mikrometer-Bereich (μ-FTIR) an, um eventuelle makromolekulare Veränderungen in den Gewebeproben feststellen zu können.
Die Forscher fanden relativ viele Pigmente in bestimmten Hohlräumen (Randsinus) der Rinde von Lymphknoten, und zwar fast ausschließlich in Mikropartikelgröße. Ob Immunzellen diese Partikel zuvor in der Lederhaut phagozytiert und dorthin gebracht hatten oder ob sie passiv im Strom der Blut- und Lymphgefäße mitgeschwommen waren, ist noch unklar. Auch die Frage, ob die Pigmente in den Lymphknoten sicher unter Verschluss sind oder ob von ihnen eine Gefahr ausgehen könnte, ist noch offen.
In der Lederhaut fielen in unmittelbarer Umgebung der Pigmente eine höhere Konzentration von Lipiden und eine geringere Konzentration von Proteinen auf; hinsichtlich der Sekundärstruktur der Proteine war der Anteil der β-Faltblatt-Struktur im Vergleich zur α-Helix-Struktur erhöht, was die Autoren auf den Abbau von Strukturproteinen zurückführen. Sie vermuten einen Zusammenhang mit Entzündungsprozessen. |
Quelle
Schreiver I et al. Synchrotron-based ν-XRF mapping and μ-FTIR microscopy enable to look into the fate and effects of tattoo pigments in human skin. Sci Rep 2017;7:art no 11395
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