Prisma

Harmlos oder nicht?

Tattoo-Farbstoffe in Lymphknoten

cae | Bei einer Tätowierung werden Pigmente mit einer Nadel in die Lederhaut gespritzt und verbleiben ­danach an Ort und Stelle – bis auf einen geringen Teil, der in die benachbarten Lymphknoten gelangt und sich dort anreichert. Dieser Prozess könnte ein Gesundheits­risiko darstellen.
Foto: rdrgraphe – stock.adobe.com
Das Tattoo ist bei vielen Menschen ein Teil der Persönlichkeit. Wie ihr Körper mit den Pigmenten umgeht, ist erst wenig erforscht.

Neben Ruß (schwarz), Titandioxid (weiß) und makrozyklischen Metallkomplexen wie Kupferphthalocyanin (grün) enthalten Tattoos zahlreiche ­organische Pigmente wie Azo- und ­Diazo-Verbindungen in den verschiedensten Farbtönen; die meisten Partikel haben einen Durchmesser von wenigen Mikrometern, aber ein kleiner Anteil liegt unter 1 µm. Wissenschaftler um Ines Schreiver vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und Bernhard Hesse vom Europäischen Synchrotron in Grenoble haben Gewebeproben der Haut und der Lymphknoten von vier tätowierten Leichnamen untersucht und zunächst die organischen Pigmente massenspektrometrisch identifiziert (mit LDI‑ToF-MS). Dann folgte mithilfe der Röntgen-Fluoreszenzspektroskopie (XRF) die Lokalisation der Pigmente, wobei identische Verbindungen hinsichtlich der Partikelgröße im Mikro- bzw. Nanobereich unterschieden werden konnten (durch μ-XRF bzw. ν-XRF). Ferner wandten sie die Infrarot-Spektrometrie mit Fourier-Transformation im Mikrometer-Bereich (μ-FTIR) an, um eventuelle makromolekulare Veränderungen in den Gewebeproben feststellen zu können.

Die Forscher fanden relativ viele Pigmente in bestimmten Hohlräumen (Randsinus) der Rinde von Lymph­knoten, und zwar fast ausschließlich in Mikropartikelgröße. Ob Immun­zellen diese Partikel zuvor in der ­Lederhaut phagozytiert und dorthin gebracht hatten oder ob sie passiv im Strom der Blut- und Lymphgefäße mitgeschwommen waren, ist noch unklar. Auch die Frage, ob die Pigmente in den Lymphknoten sicher unter Verschluss sind oder ob von ihnen eine Gefahr ausgehen könnte, ist noch ­offen.

In der Lederhaut fielen in unmittel­barer Umgebung der Pigmente eine höhere Konzentration von Lipiden und eine geringere Konzentration von Proteinen auf; hinsichtlich der Sekundärstruktur der Proteine war der Anteil der β-Faltblatt-Struktur im Vergleich zur α-Helix-Struktur erhöht, was die Autoren auf den Abbau von Strukturproteinen zurückführen. Sie vermuten einen Zusammenhang mit Entzündungsprozessen. |

Quelle

Schreiver I et al. Synchrotron-based ν-XRF mapping and μ-FTIR microscopy enable to look into the fate and effects of tattoo pigments in human skin. Sci Rep 2017;7:art no 11395

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