Die Seite 3

Geisterbahnfahrt der Gefühle

Foto: DAZ/Kahrmann
Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Wie jedes Jahr blicken wir mit der letzten Ausgabe der DAZ zurück und lassen die vergangenen zwölf Monate Revue passieren. Dabei kann man oft neue Zusammenhänge entdecken, denn manche Ereignisse formieren sich erst in der Rückschau zu Entwicklungen. Bewertungen ändern sich mit dem Abstand einiger Monate, wenn die Folgen etwas klarer werden.

Zumindest bei den politischen Themen stellte sich allerdings während dieser Rückschau auf 2017 eine düstere Stimmung ein. Unsere Cartoonistin Barbara hat dies in ihrer Zeichnung auf S. 4 treffend eingefangen. Es war ein schauriges Jahr: Allgemeinpolitisch dominiert von einer Bundestagswahl, die kein klares Ergebnis gebracht hat. Und die durch den Wahlkampf vor und die Ungewissheit nach der Wahl zumindest für dieses Jahr eine Lösung für die Folgen des EuGH-Urteils verhindert hat.

Foto: DAZ
Dr. Armin Edalat, Chefredakteur der DAZ

Das zweite „dunkle“ Ereignis hat gar nicht wirklich stattgefunden: Die Veröffentlichung des vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen Gutachtens zum Apothekenhonorar. Trotzdem kursieren in der Branche Zahlen, die es einem Angst und Bange werden lassen: über 1 Milliarde Euro pro Jahr sollen die Apotheken zu viel bekommen. Warum trotzdem Tag für Tag Apotheken schließen müssen, das erklären die Gutachter – zumindest laut den bisher bekannt gewordenen Vorabversionen – allerdings nicht.



Foto: DAZ/Kahrmann
Dr. Benjamin Wessinger, Chefredakteur der DAZ

Doch 2017 gab es natürlich auch Erfreuliches zu berichten. So hat der Bundesgerichtshof in unerwarteter Klarheit geurteilt, dass das heutige Konditionenmodell des pharmazeutischen Großhandels rechtmäßig ist. Mit dem AMVSG gab es zudem eine Honorarerhöhung von immerhin 100 Millionen Euro für bisher deutlich unterfinanzierte Tätigkeiten wie die Rezepturherstellung.

Neue Fahrt hat die Diskussion um das Pharmaziestudium aufgenommen: Die Bundesapothekerkammer hat einen „Lernzielkatalog“ veröffentlicht, mit dem sie sich von der Forderung nach einer umfassenden Reform des Studiums bis auf Weiteres verabschiedet. Doch die Stellungnahmen einzelner Fachrichtungen und insbesondere des Studierendenverbandes BPhD zeigen, dass die Diskussion damit wohl noch nicht zu Ende ist. Allerdings wird sie vollkommen überschattet von den Diskussionen um EuGH-Urteil, Rx-Versandverbot, Versandhandel und Honorargutachten. Das ist fatal, denn ohne eine deutliche Positionierung und Weiterentwicklung der Apotheke vor Ort als kompetenter und unverzichtbarer Partner in der interdisziplinären Patientenbetreuung werden die Protagonisten des Versandhandels leichtes Spiel haben. Dabei zeigt nur ein kurzer Blick auf die die Schlagzeilen beherrschenden pharmazeutischen Themen dieses Jahres, wie unentbehrlich Rat und Tat des Apothekers vor Ort für die Patienten sind. Zum Beispiel Methadon in der Krebstherapie, zum Beispiel Cannabis auf Rezept, zum Beispiel schwere Schäden durch Fluorchinolone. Dass hier Betroffene auf eine kompetente niedrigschwellige Beratung und das Know-how in der Apotheke vor Ort angewiesen sind, sollte ebenso außer Frage stehen wie die Notwendigkeit, Apotheker als Teil des interdisziplinären Teams für die Gewährleistung der Arzneimitteltherapiesicherheit einzubinden. Das Perspektivpapier „Apotheke 2030“ hat die Ziele in Sachen AMTS, Medikationsmanagement und Patientenorientierung vorgegeben. Bleibt zu hoffen, dass sie trotz all der existenziellen wirtschaftlichen Fragen nicht aus den Augen verloren werden.

Wir werden auch im neuen Jahr weiter für Sie und die Apotheke vor Ort mit all unseren publizistischen Möglichkeiten kämpfen und Sie gleichzeitig mit unseren vielfältigen pharmazeutischen Beratungsformaten wie der „POP“-Serie, „Pharmako-logisch!“ oder der Serie „Der Krebspatient in der Apotheke“ fit machen für die Herausforderungen in Ihrem Apotheken­alltag.

In diesem Sinne wünschen wir uns und Ihnen für 2018 ein glückliches Ende der „Geisterbahnfahrt der Gefühle“ und die notwendigen Weichenstellungen, die wir für die Sicherung unseres schönen Berufs dringend benötigen.

Ganz herzlich

Ihre DAZ-Redaktion


Doris Uhl

Armin Edalat

Benjamin Wessinger



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