Wirtschaft

Versandhandel im Aufwind

12 Prozent Plus für ausländische Versender

cha | Seit dem EuGH-Urteil vom 16. Oktober 2016 ist der ausländische Arzneimittelversandhandel im Aufwind: Im Jahr 2017 wuchsen die GKV-Ausgaben für versendete Arzneimittel und Verbandstoffe gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent.

Nach den kürzlich veröffentlichten vorläufigen Rechnungsergebnissen der gesetzlichen Krankenversicherung (KV45) für das Gesamtjahr 2017 wurden für aus dem Ausland versendete Arznei- und Verbandmittel in der vertragsärztlichen Versorgung 410,5 Mio. Euro ausgegeben. Im Vorjahr waren es noch 366,5 Mio. Euro, was einem Anstieg von rund 12 Prozent entspricht. Im ersten Halbjahr 2017 lag der Wert bei 199,4 Mio. Euro, der Zuwachs hat also im zweiten Halbjahr mit Ausgaben in Höhe von rund 211 Mio. Euro weiter an Fahrt aufgenommen.

Zum Vergleich: Aus den deutschen Apotheken (inklusive Versand) wurden im Jahr 2017 in der vertragsärztlichen Versorgung Arznei- und Verbandmittel zulasten der GKV im Wert von rund 40.151 Mio. Euro bezogen nach 38.712 Mio. Euro im Vorjahr, was einem Anstieg von 3,7 Prozent entspricht. Der ausländische Versandhandel ist also mehr als dreimal so stark gewachsen wie der inländische Umsatz.

Dunkelziffer: Lifestyle-Medikamente aus dem Ausland

Zwar erscheinen die Umsätze der ausländischen Versender im Vergleich zu den Inlandsumsätzen nach wie vor niedrig. Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass die GKV-Statistik die privat verordneten Lifestyle-Medikamente nicht erfasst, bei denen aufgrund der erhöhten Preissensitivität der Verbraucher sowie einem womöglich größeren Bedürfnis nach Anonymität ein deutlich höherer Umsatzanteil ins Ausland wandern dürfte. Darüber hinaus haben die Krankenkassen bislang keine nennenswerten Aktivitäten entfaltet, um ihre Versicherten von den Vor-Ort-Apotheken zu ausländischen Versendern zu lotsen, was sich allerdings ändern könnte, wenn das im Koalitionsvertrag vorgesehene Rx-Versandverbot nicht bald in die Wege geleitet wird. |

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