Gesundheitspolitik

Immer weniger Vertrauen in Schweige-Strategie

Apothekerkammer Schleswig-Holstein: Delegiertenversammlung stellt ABDA-Spitze ein Ultimatum

KIEL (tmb) | Die Apothekerkammer Schleswig-Holstein beklagt in einer Resolution der Kammerversammlung die „fehlende Kommunikation“ der ABDA und fordert die ABDA-Spitze auf, sich gegenüber der Berufsöffentlichkeit zu „den negativen Entwicklungen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene“ zu äußern.

In seinem Bericht erklärte Kammer­präsident Dr. Kai Christiansen am 20. Juni in Kiel, dass auch er keine tiefer gehenden Informationen von der ABDA-Spitze über die Gespräche mit Gesundheitsminister Spahn habe. Wenn das, was der Minister auf dem Deutschen Apothekertag verkünden werde, als Erfolg zu verbuchen sei, habe die ABDA alles richtig gemacht. Doch was passiere, wenn es ein „Es hätte schlimmer kommen können“-Ergebnis sei, fragte Christiansen und ergänzte: „Sind die Tage der Führungsriege der ­ABDA dann zumindest angezählt?“

© Kai Felmy

Christiansen griff ein Zitat des brandenburgischen Kammerpräsidenten Jens Dobbert auf. Dobbert hatte gesagt: „Auf Veränderungen zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten.“ Dieses Bild ergänzte Christiansen: „Wenn die ABDA wenigstens an einem Bahnhof stehen würde, könnte sie auf einen vorbeifahrenden Zug aufspringen, dessen Richtung sie zwar nicht mehr beeinflussen kann, aber der sich immerhin bewegt, doch ich sehe die ABDA an keinem Bahnhof stehen.“ ABDA-Präsident Schmidt verweise stets auf die bestehende Beschlusslage. Doch Christiansen habe den Eindruck, dass diese Beschlusslage „die bekannte Wagenburg der ABDA-Spitze“ sei und fragte, ob es vielleicht an der Zeit sei, die Beschlusslage zu überdenken. Er könne nur hoffen, dass die ABDA die Gespräche nutze, um mutig nach vorne zu gehen, und Minister Spahn mit kreativen und innovativen Vorschlägen begegne.

In der Diskussion äußerten viele Delegierte Verständnis für die vereinbarte Vertraulichkeit. Doch die ABDA könne sich zu anderen Themen äußern, z. B. zu den jüngsten Forderungen des GKV-Spitzenverbandes. Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, erklärte, die Politik wolle die schwierige Frage um das Rx-Versandverbot nicht entscheiden, sondern versuche sie auszusitzen. Doch es gebe keinen Kompromiss und alle „Surrogatmechanismen“ würden das System in der Folge zum Einsturz bringen.

Frist läuft bis 1. September

Der Delegierte Ulrich Ströh, Kiel, erklärte, Schweigen sei im Gesundheitswesen noch nie eine erfolgreiche Strategie gewesen. Er schlug eine Resolution an die ABDA vor, die etwas umformuliert und dann mit 10 gegen 6 Stimmen bei 5 Enthaltungen angenommen wurde: „Nicht gegen die ABDA, sondern an die ABDA: Die aktuelle Verunsicherung über die zukünftige Entwicklung der Apothekerschaft, insbesondere in den Präsenzapotheken, nimmt deutlich zu. Fehlende Kommunikation der ABDA nach außen wie auch innen trägt nachhaltig dazu bei. Die Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein fordert den Geschäftsführenden Vorstand der ABDA auf, der Berufsöffentlichkeit bis zum 1. September 2018 zu erläutern, wie man den negativen Entwicklungen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene entgegentreten wird.“ |

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