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Gesundheitspolitik
Neuer Skandal um Krebsarzneimittel
TV-Magazin Kontraste berichtet über Schmuggel aus Griechenland / Lagerung auf Fischmarkt
21 Mitglieder der Bande sind bereits Anfang Mai in Griechenland verhaftet worden. Darunter Mohammed Deyab Hussein, laut Kontraste ein Deutscher, der in Athen eine Apotheke betrieben hat, von der aus er den illegalen Export nach Deutschland organisiert haben soll. Der stellvertretende griechische Gesundheitsminister Pavlos Polakis sagte dem TV-Magazin, man wisse, dass der Transport dieser Medikamente „nicht ordnungsgemäß verlaufen“ sei. Auch die Kühlkette sei unterbrochen worden. Die Bande habe sich „offensichtlich nicht um medizinische Anforderungen gekümmert“. Den Recherchen zufolge wurden die Präparate sogar auf einem Athener Fischmarkt zwischengelagert.
Offenbar lief das Geschäft mehrere Jahre – bis Anfang 2017. Geliefert wurden die gestohlenen Arzneien an den Pharmahändler Lunapharm in Brandenburg, was durch Rechnungen in Millionenhöhe belegt wird. Und Lunapharm brachte sie dann hierzulande in den Verkehr. Im Herbst 2016 hätten die griechischen Behörden einen anonymen Hinweis erhalten, in dem Lunapharm explizit in Bezug auf illegalen Pharmahandel genannt wurde. Sie hätten daraufhin die Aufsichtsbehörde in Deutschland verständigt. Tatsächlich untersagte das Brandenburger Gesundheitsministerium der Firma den Handel mit den Krebsmedikamenten aus Griechenland, entzog ihr aber nicht die Großhandelserlaubnis. Gegenüber Kontraste erklärte das Ministerium, es lägen „keine Hinweise vor, dass mit Arzneimitteln, die Gegenstand von Straftaten geworden sind oder die in ihrer Qualität beeinträchtigt sind, gehandelt wurde“. Die Staatsanwaltschaft Potsdam bestätigte dem TV-Magazin Ermittlungen gegen Lunapharm wegen des Tatvorwurfs der Hehlerei und Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz.
Zu Wort kommt auch der Erdinger Apotheker Franz Stadler. Kontraste will von ihm wissen, was passieren kann, wenn die fraglichen Arzneimittel nicht ordnungsgemäß transportiert wurden. Er erklärt, dass es sich um sehr sensible Wirkstoffe handele, die in der Regel zwischen zwei und acht Grad gelagert werden müssten. „Wenn das nicht gewährleistet ist und längere Zeit unterbrochen ist, dann fangen diese Proteine an zu klumpen, sich zu verändern und es geht Wirkung verloren. Und das ist für den Patienten eine total schlechte Nachricht.“
Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft Wolf-Dieter Ludwig kritisierte das Verhalten des Brandenburger Gesundheitsministeriums als „verantwortungslos“. Die Behörde hätte nach ersten Hinweisen eine Warnung an Ärzte und Patienten herausgeben und dafür sorgen müssen, „dass diese Medikamente so rasch wie möglich aus dem deutschen Markt verschwinden.“
Derweil streitet Lunapharm alle Vorwürfe ab und verkauft weiterhin Krebsarzneimittel. |
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