Gesundheitspolitik

Der Apotheken-Ökonom: Coaching 

Denkanstöße statt Lösungsvorschläge

Prof. Andreas Kaapke

Coaching bedeutet nicht Beratung, da beim Coaching im eigentlichen Sinne keine direkten Lösungsvorschläge durch den Coach geliefert werden, was bei der Beratung der Fall ist und auch vom Kunden erwartet wird. Vielmehr wird beim Coaching die Entwicklung eigener Ideen durch den Klienten vom Coach begleitet. Sehr häufig werden Coaches in Themen der Führung, des Teambuildings, der Kommunikation untereinander, der Prozesssteuerung, aber auch der eigenen Persönlichkeitsentwicklung eingebunden. In gemeinsamen Gesprächen und vielen Sitzungen wird ausgelotet, welche Perspektiven für eine Problemlösung existieren oder wie persönliche Kompetenzen gestärkt bzw. freigesetzt werden können, aber auch Selbstreflexion und Konfliktfähigkeit werden gefördert. Bei der Beratung wird dagegen eher darauf fokussiert, dass der eigens eingekaufte Berater auf der Grundlage einer vorgenommenen Analyse Vorschläge generiert und diese auch begründet.

Ist Coaching in der Apotheke sinnvoll? Beim Apothekenleiter stellt sich die Frage für ein Coaching in der Regel bei Themen, in denen er immer wieder an Grenzen stößt und die sich nicht selbstverständlich und mit einem gesunden Menschenverstand per se lösen lassen. Hier kann eine Teamlösung dadurch torpediert werden, dass der Vorgesetzte seinen Status als Chef nicht gefährdet sehen möchte und sich deshalb gegen Vorschläge in einer gemeinsamen Teamsitzung verwehrt. Für diese Zwecke kann ein Coaching hilfreich sein, wobei der gecoachte Chef die Bereitschaft mitbringen muss, dass der Coach nicht nur mit ihm selbst, sondern auch mit der Mannschaft das Thema bespricht. Gerade wenn zwischen dem Chef und den Mitarbeitern Probleme im Bereich von Führung und Kommunikation bestehen, kann dies für alle Be­teiligte hilfreich sein. Hier hilft Beratung wenig, da keine sach­bezogene Lösung gefragt ist, sondern Verhaltensänderungen überdacht werden müssen.

Wenn Mitarbeiter gecoacht werden sollen, steht in jedem Fall eine ökonomische Perspektive im Vordergrund. Was kostet das Coaching und was kann dadurch tatsächlich verbessert werden, wie ist dies zu beziffern, so dies überhaupt möglich ist? Wenn die Kosten des Coaches den Nutzen für die Apotheke deutlich übersteigen, ist dies wenig sinnvoll, es sei denn, mit dem entsprechenden Mitarbeiter wird sehr langfristig geplant. Bei der Frage des Coachings für Mitarbeiter muss auch geklärt werden, ob eher ein Einzel- oder ein Teamcoaching angesagt ist.

Einzelcoaching löst ggf. Befindlichkeiten aus. Warum der und nicht ich? Warum werde ich nicht mit einbezogen? Es anonym zu bewerkstelligen, kann in die Hose gehen. Wenn es verdeckt ablief, dann aber doch bekannt wird, kommt der Apothekenleiter in Erklärungsnot. Mit dem Coaching darf aber auch keine Ächtung einhergehen, da manche derlei Möglichkeiten unter der Rubrik „der Kollege bekommt es nicht hin“ etikettiert werden.

Teamcoaching setzt eine große und gleichlaufende Bereitschaft aller involvierten Mitarbeiter voraus. Wenn dies nicht gegeben ist, kann ein Teamcoaching durchaus scheitern. Regeln sind erforderlich, ein Schiedsrichter muss bestimmt werden, der Coach muss sich auf die Aufgabe konzentrieren können, die Mitglieder sind zu einem Verhaltenskodex zu bewegen, der andere weder diskreditiert noch überfordert. Dies hört sich alles plausibel an, muss aber gelebt und erlebbar gemacht werden. Denn man darf nicht vergessen, es gibt Gründe für ein notwendiges Coaching, die auch darin liegen können, dass nicht alle gleichermaßen zur Kommunikation befähigt oder bereit sind.

Der Auswahl des Coaches ist eine große Bedeutung beizumessen. Er muss integrieren können, unterschiedlichste Typen ansprechen, Vertrauen auslösen, bei allen für alle. Nur wenn sämtliche Beteiligten mit einem guten Gefühl in den Coachingprozess einsteigen, kann etwas daraus werden. |


Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Standort Stuttgart, und Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de


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