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Gesundheitspolitik
Kampf gegen die Importquote
Apotheker ruft zum Boykott auf
Apotheker Dr. Frank Stadler aus Erding bei München hat es mit seinem Anliegen bis in die Süddeutsche Zeitung (SZ) geschafft. Im Beitrag „Medikamenten-Importe: Arzneimittelmarkt immer anfälliger für Fehler und Betrug“ kritisiert er, dass durch die Importe die Arzneimittelsicherheit zerrieben werde: „Wenn sich nicht bald etwas ändert, laufen wir auf den nächsten Contergan-Skandal zu.“ Deshalb ruft Stadler seine Kollegen zum Boykott auf: Sie sollen keine Importarzneimittel mehr abgeben – auch wenn das teuer werden könnte, da hohe Strafzahlungen drohten. „Wir haben so lange geschwiegen“, so Stadler, „jetzt muss sich endlich was tun.“
Zum Hintergrund erläutert Stadler gegenüber der AZ, dass die Zahl der Nachfragen wegen Lunapharm, Valsartan etc. in der Apotheke zugenommen haben. Der Wert Arzneimittelsicherheit sei gefährdet, das Vertrauen gehe langsam, aber sicher verloren. Er habe sich von verschiedenen (Gesundheits-)Politikern sagen lassen müssen, „dass die Apotheker zu ruhig reagieren und mit ihren Problemen vom großen Politikbetrieb kaum wahrgenommen werden“.
Warum die Apotheker von der Politik nicht genügend Wertschätzung erfahren, darüber kann Stadler nur mutmaßen. Möglicherweise weil sie korrekte Menschen seien, weil sie zwar intern murrten, aber nur selten ihren Unmut auch laut äußerten, oder weil sie zu wenig aufmüpfig seien.
Konkret schlägt Stadler vor, dass die Apotheker auf die Preisvorteile/Rabatte auf Importarzneimittel verzichten und dann „einer nach dem anderen“ gegen mögliche Kürzungen (Retaxen) klagen sollten. Für die teilnehmenden Apotheken sollten Aufkleber oder Plakate gedruckt werden: „Hier ist eine importfreie Zone! Wir stehen für Arzneimittelsicherheit.“ Zudem könnten Inserate geschaltet und an Politiker geschrieben werden. „Es gibt viele Möglichkeiten eine Kampagne zu fahren, die unserem Ansehen als Berufsstand insgesamt nützen würde.“ Außerdem will Stadler darauf hinweisen, „dass der Verzicht auf ein Rx-Versandverbot noch katastrophalere Folgen für die Arzneimittelsicherheit haben würde als diese Importe“.
Petition gegen die Quote
Einen anderen Weg wählt die Oldenburger Apothekeninhaberin Dr. Gabriele Röscheisen-Pfeifer: Sie hat Ende Juli eine Petition an das Bundesgesundheitsministerium mit dem Namen „Abschaffung der Importquote für rezeptpflichtige Arzneimittel aus dem Ausland“ geschaltet. Konkret lautet die eingetragene Forderung: „Die verpflichtende Importquote für Apotheken muss aus Gründen der Arzneimittelsicherheit aus dem Gesetz (§ 129 Abs. 1 Punkt 2 SGB V) gestrichen werden.“ Zur Begründung führt die Apothekerin u. a. an: „Die verlängerte Lieferkette weist ein enormes Potenzial an Sicherheitslücken im Ausland auf. Fälschungen, Fehler bei der Lagerung und Transport können die Apotheken in Deutschland nicht mehr erkennen.“ Wenn Sie die Petition unterzeichnen wollen, geben Sie bei DAZ.online den Webcode C7TT7 ins Suchfeld ein. |
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