Gesundheitspolitik

dm Österreich: neuer Anlauf zur OTC-Freigabe

Österreichischer Apothekerverband widerspricht mit wissenschaftlicher Studie

TRAUNSTEIN (cha) | Die Drogeriemarktkette dm will in den nächsten drei Monaten erneut gegen den „Apothekenvorbehalt“ den Österreichischen Verfassungsgerichtshof anrufen. Der Österreichische Apothekerverband hat daher eine Studie zu den negativen Auswirkungen von Deregulierungen im Ausland vorgelegt.

Die ersten beiden Anträge von dm waren vom Verfassungsgerichtshof aus formalen und nicht aus fachlichen Gründen zurückgewiesen worden, weshalb ein neuerlicher Versuch überhaupt möglich ist. Nach einer Meldung der österreichischen Nachrichtenagentur APA will dm seinen nächsten Anlauf innerhalb der kommenden drei Monate nehmen. Eine Entscheidung dürfte dann noch in diesem Jahr ergehen.

Als Gegenmaßnahme hat der Österreichische Apothekerverband bereits kürzlich eine wissenschaftliche Studie des renommierten Instituts für Höhere Studien (IHS) vorgelegt. Darin werden im Rahmen eines Ländervergleichs die Auswirkungen von Deregulierungen des Arzneimittelmarktes – sowohl die Abschaffung der Apothekenpflicht als auch die Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes – analysiert.

Wie der Österreichische Apothekerverband in einer – von zahlreichen Medien verbreiteten – Pressemeldung mitteilt, zeigt die Studie, dass eine „Liberalisierung“ des Marktes nicht zu einer Besserstellung der Konsumenten führt. So wurde festgestellt, „dass Apotheken sowie weitere OTC-Verkaufsstellen sich nach einer Liberalisierung vorwiegend in Ballungsräumen ansiedelten, während die ländlichen Gebiete sogar von Abwanderung betroffen waren“. Zudem blieben die von manchen erwarteten Auswirkungen auf die Preise aus.

„Wenn Supermarktketten zur Durchsetzung ihrer Marktinteressen den Konsumenten günstigere Medikamente versprechen, so ist das nicht nur verantwortungslos, sondern wie die Studie nun beweist auch schlichtweg unrichtig“, fasst der Präsident des Österreichischen Apothekerverbandes Jürgen Rehak die Ergebnisse des IHS zusammen.

Auch mögliche Konsequenzen für den Nachtdienst sind laut Rehak zu befürchten: Das Beispiel Dänemark zeige, dass im Falle einer Deregulierung die öffentliche Hand für diese Leistungen, die derzeit in Österreich von den Apotheken getragen werden, aufkommen müsse.

Darüber hinaus weist der Österreichische Apothekerverband darauf hin, „dass der einfachere Zugang zu Medikamenten negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen hat“. Als Beispiel an­geführt werden die USA, wo die Lebertransplantationsrate bei Kindern um das 30-Fache über dem österreichischen Wert liegt, „was auf den erleichterten Zugang zu und leichtfertigeren Umgang mit dem Schmerz- und Fiebersenker Paracetamol zurückgeführt wird“.

Apotheker versprechen bessere Beratung

Doch offenbar ist auch in Österreich nicht alles perfekt. Denn Rehak verspricht: „Die Beratungsleistungen unserer Apotheken werden regelmäßig mit Mystery Shopping getestet und die Ergebnisse sind gut. Aber wir wollen uns stetig verbessern. An einer weiteren Steigerung der Qualität und Standardisierung der Beratungsleistung über alle heimischen Apo­theken hinweg arbeiten wir als Interessensvertretung intensiv.“ |

Zum Weiterlesen

Lesen Sie ausführlich auf DAZ.online „Österreich: Studie: Patienten profitieren nicht von OTC-Deregulierung“, News vom 10. Januar 2018.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar "Felix Austria" in dieser Ausgabe der AZ.

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