Wirtschaft

Zur Rose auf Expansionskurs

Kapitalerhöhung für Medpex-Kauf / Apo-Rot-Übernahme abgeschlossen

ts | Die Schweizer Zur-Rose-Gruppe ist weiter auf Expan­sionskurs. Zur Finanzierung des Kaufs der Ludwigshafener Onlineapotheke Medpex will die DocMorris-Mutter über eine Kapitalerhöhung rund 200 Mio. Franken einnehmen. Bereits abgeschlossen wurde nun die Übernahme der Versandhandelsaktivitäten der Hamburger Apo-Rot-Apotheke.
Foto: Roman Weyeneth / Zur Rose

Rund 170 Mio. Euro – so viel dürfte die am 18. Oktober kommunizierte Übernahme der Versand­aktivitäten von Deutschlands drittgrößter Onlineapotheke Medpex mit Sitz in Ludwigshafen durch die Schweizer Zur Rose Group kosten. Um den Deal zu finanzieren, will Zur Rose mittels einer Kapitalerhöhung rund 200 Mio. Schweizer Franken einnehmen. Wie das Unternehmen in einer Presseerklärung mitteilte, lädt es dazu am 19. November 2018 zu einer außerordentlichen Generalversammlung nach Zürich ein. Auf Antrag des Verwaltungsrates soll dabei beschlossen werden, maximal drei Millionen neue Ak­tien per Bezugsrechtsangebot auszugeben. Damit sollen die bestehenden Aktionäre der Zur Rose Group AG anteilsmäßig das Recht zum Erwerb der neuen Aktien erhalten. Die genauen Konditionen wie das jeweilige Bezugsverhältnis sowie die maximale Anzahl der neu auszugebenden Aktien sollen laut Zur Rose „im Vorfeld der Bezugsrechtsemission“ bekannt gegeben werden.

Ein Bankensyndikat, bestehend aus Morgan Stanley und UBS, habe sich verpflichtet, bis zu einem Gesamtemissionsvolumen von rund 200 Mio. Franken diejenigen Aktien zu kaufen, die weder von bestehenden Aktionären noch von neuen Investoren gezeichnet werden.

Mit dem frischen Geld will Zur Rose in erster Linie die Barkomponente des Kaufpreises für Medpex finanzieren. Sollte Geld übrigbleiben, will das Unternehmen dieses „für weitere Investitionen in das Wachstum und die Expansion der Zur Rose-Gruppe, in die Umsetzung strategischer Vorhaben sowie für allgemeine Gesellschaftszwecke verwenden“.

Bei der anstehenden Kapitalerhöhung handelt es sich nicht um die erste Finanztransaktion von Zur Rose. Bereits im Juli 2018 gab das stark wachsende Unternehmen eine Anleihe im Volumen von über 115 Millionen Franken aus.

Mit dem Kauf von Medpex will Zur Rose seine europäische Marktführerschaft weiter ausbauen und die Nummer-1-Position in Deutschland stärken. Medpex erzielte nach Angaben von Zur Rose 2017 mit dem Versandhandel einen Umsatz von 139 Mio. Euro, bearbeitete rund 3,5 Millionen Bestellungen und gewann zirka 800.000 Neukunden hinzu. Gemeinsam werden es Zur Rose und Medpex auf rund 5,6 Millionen aktive Kunden bringen.

Apo-Rot bringt 780.000 Kunden und 100 Mio. Euro

Eine andere Übernahme ist bereits in trockenen Tüchern: Wie Zur Rose mitteilte, ist der im Mai 2018 verkündete Kauf des Arzneimittel-Versandgeschäfts der Hamburger Apo-Rot-Apotheke nun abgeschlossen. Dieser stand unter anderem unter dem Vorbehalt der Wettbewerbsbehörden. Über die finanziellen Aspekte der Vereinbarung ließ Zur Rose nichts verlauten. Bei der jetzigen Mitteilung handelt es sich um mehr als eine reine Vollzugsmeldung. Zur Rose baut damit seine Stellung im deutschen und europäischen Geschäft des Onlinehandels und Versands von Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten weiter aus. „Mit diesem Schritt treibt die Zur Rose-Gruppe die Konsolidierung im größten europäischen Versandmarkt Deutschland weiter voran und baut ihre führende Marktposition in Europa konsequent aus“, so der Wortlaut aus der Zur-Rose-Konzernzentrale im Schweizerischen Frauenfeld.

Das Versandgeschäft der „Apotheke am Rothenbaum“ stellt dabei einen durchaus beachtlichen Happen dar. Apo-Rot erzielte 2017 im Versandgeschäft mit 780.000 Kunden einen Umsatz von rund 100 Mio. Euro und ist nach eigenen Angaben eine der „fünf erfolgreichsten deutschen Online-Apotheken“. Der Onlineversand von Apo-Rot soll künftig vom Standort der Zur-Rose-Tochter DocMorris im niederländischen Heerlen aus betrieben werden. Da nach früheren Angaben das Versandzentrum von Apo-Rot in Hamburg-Bahrenfeld mit seinen etwa 370 Mitarbeitern geschlossen wird, würden zahl­reiche Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren. Vier stationäre Apotheken von Apo-Rot in Hamburg sowie 18 Partnerschaften mit weiteren Apotheken sollen hingegen erhalten bleiben.

Übernahmen mit Schweizer Präzision

Bemerkenswert ist, mit welcher Präzision die Schweizer ihre Strategie umsetzen und Zeitpläne einhalten. So hatte das Management den Vollzug des Apo-Rot-Geschäftes bis zum Ende dieses Jahres angekündigt – und nun geliefert. Ähnlich verhielt es sich bei den bisherigen strategischen Schritten – angefangen vom Börsengang im Jahr 2017 über den Erwerb von Eurapon und Vitalsana bis hin zum Kauf des spanischen Versandhändlers Promofarma im Sommer dieses Jahres. Auch die zuletzt angekündigte Übernahme des Medpex-Versandgeschäftes dürfte Zur Rose mit Schweizerischer Genauigkeit vollziehen. Von daher sollten Wettbewerber die Ankündigung der DocMorris-Muttergesellschaft, ihre europä­ische Marktposition konsequent ausbauen zu wollen, durchaus ernst nehmen. |

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