Kongresse

Pharmacon Meran: Die Sache mit den „Diesel-Toten“

Prof. Martin Göttlicher vom Helmholtz Zentrum in München diskutierte in seinem Vortrag, wie Luftverschmutzungen durch Stickoxide und Feinstaub in deutschen Großstädten wissenschaftlich zu bewerten sind. Schlagzeilen wie „Jährlich 6000 Tote durch Dieselabgase“ würden Ängste entstehen lassen und zu einer veränderten Risikowahrnehmung in der Bevölkerung führen. Doch die Gesundheitsgefahren, die vom Straßenverkehr ausgehen, werden von Experten sehr unterschiedlich bewertet. Der Direktor des Instituts für Molekulare Toxikologie und Pharmakologie präsentierte den Kongressteilnehmern die sehr heterogene Datenlage, die in vielen Studien wiederum falsch gedeutet wird. Man hätte die Todesfälle nämlich nicht gezählt, sondern über statistische Berechnungen nur näherungsweise ermittelt. Mit einem anschaulichen Beispiel versuchte Göttlicher, den Zuhörern die Problematik näherzubringen: Wenn Tinte in ein Glas mit Wasser tropft, bildet sie Schlieren. Diese könnten für die Emissionsquellen wie vielbefahrene Straßen stehen. Menschen in unmittelbarer Nähe würden natürlich einer höheren Schadstoffbelastung ausgesetzt sein. Doch schon wenige Meter entfernt wäre die Belastung weitaus geringer. Für die Todesstatistik würde man das erhöhte Risiko in der gesamten Bevölkerung ermitteln – also auch Einwohner miteinbeziehen, die gar nicht direkt den erhöhten Werten ausgesetzt sind. Beispielhaft wäre das so, als ob man im Glas mit Wasser die Tintenschlieren umrührt. Anhand dieser statistischen Methoden könnten keine abschließenden Bewertungen mit hoher Aussagekraft gebildet werden.

Foto: Thomas – stock.adobe.com

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