Arzneimittel und Therapie

Bei welchem Antidiabetikum klappt’s mit der Therapietreue?

Hohe Adhärenz bei DPP4-Inhibitoren

Mangelnde Adhärenz und Persistenz in der Dauertherapie des Typ-2-Diabetes sind mit einer unzureichenden Kontrolle des Blutzuckerspiegels und erhöhter Komplikationsrate assoziiert, was sich auch in höheren Kosten niederschlägt. Zwischen den verschiedenen Substanzklassen zur Behandlung des Typ-2-Diabetes scheint es diesbezüglich zum Teil erhebliche Unterschiede zu geben, wie die Ergebnisse einer aktuellen Metaanalyse zeigen.

Um zu zeigen, wie Patienten eine ärztlich verordnete Medikation umsetzen, wurde in einer Metaanalyse nach Interventions- und Beobachtungsstudien gesucht, in denen die Adhärenz und Persistenz einer Medikation mit zwei oder mehr Wirkstoffklassen in der Behandlung des Diabetes-Typ-2 ausgewertet wurden. Insgesamt wurden 48 Studien mit 1,7 Millionen Probanden in die Analyse einbezogen, die unterschied­liche Therapieregime anwendeten.

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Diabetiker sollten konsequent ihre Therapie einhalten. Bei Metformin, das als das Antidiabetikum der ersten Wahl gilt, war die Adhärenz der Patienten aber nur gering.

Geringe Adhärenz bei Metformin

In 26 Studien wurden orale Therapien verglichen (23 Beobachtungsstudien und drei randomisierte, kontrollierte Studien). Drei Studien verglichen injizierbare GLP-1-Agonisten mit oralen Therapieregimen. 18 Studien befassten sich mit verschiedenen subkutan applizierbaren Therapien, in einer Studie wurden Insulin-basierte Regime eingesetzt. Es zeigte sich, dass im Vergleich zu Sulfonylharnstoffen Metformin in Bezug auf die Adhärenz deutlich unterlegen war. Ähnliches gilt für den Vergleich zwischen Thiazolidindionen (Glitazonen) und Metformin, während Sulfonylharnstoffe den Glitazonen nur marginal überlegen waren. Die Unterlegenheit des Metformins könnte unter anderem auf die oft schlechte gastrointestinale Verträglichkeit zurückzuführen sein. Auch die Notwendigkeit einer mehrmals täglichen Einnahme könnte eine Rolle spielen. Die Inhibitoren der Dipeptidylpeptidase 4 (DPP4-Inhibitoren, Gliptine) erwiesen sich sowohl hinsichtlich der Adhärenz als auch der Persistenz als überlegen gegenüber Sulfonylharnstoffen und Glitazonen. Auch bei den GLP1-Agonisten zeigten die Patienten eine niedri­gere Adhärenz und kürzere Persistenz als bei den Gliptinen. Als Ursache hierfür kommen die bei den GLP1-Agonisten relativ häufig auftretenden unerwünschten Wirkungen infrage, während Gliptine in der Regel gut verträglich sind. Bei der Betrachtung unterschiedlicher Insuline zeigten die langwirksamen Insulin-Analoga Vorteile in Bezug auf die Persistenz.

Compliance, Adhärenz, Persistenz

Das Ausmaß der Übereinstimmung von ärztlicher Anweisung und tatsächlicher Anwendung durch den Patienten beschreiben verschiedene Begriffe, z. B. Compliance und Adhärenz, wobei letzterer von der WHO präferiert wird.

Unter Compliance versteht man die Kooperation des Patienten bei einer medizinischen Behandlung, z. B. durch Einhalten von Verhaltensregeln. Adhärenz beschreibt das Einhalten gemeinsam von Patient und Arzt gesetzter Therapieziele im Rahmen des Behandlungsprozesses. In Abgrenzung dazu wird die Dauer der korrekten Arzneimittelanwendung bis zur Unterbrechung bzw. Beendigung derselben als Persistenz bezeichnet.

Die Autoren betonen, dass die uneinheitliche Verwendung der Begriffe und fehlende verbindliche Definitionen die begrenzenden Faktoren in der Adhärenz- und Persistenzforschung sind (s. Kasten). Die für die Metaanalyse verwendeten Studien wiesen in dieser Hinsicht eine hohe Variabilität auf. So wurde mangelnde Adhärenz z. B. in einigen Studien an der durchschnittlichen Anzahl ausgelassener Dosen gemessen, in anderen als der Anteil der Patienten, die weniger als 90% der vorgesehenen Dosen einnahmen. Im Hinblick auf die Persistenz war die Vergleichbarkeit der Studien ähnlich schwierig: Teils wurde der durchschnittliche Zeitraum bis zum Therapieabbruch beschrieben, teils der Anteil der Patienten, die ihre Medikamente zu einem bestimmten Zeitpunkt nach Therapiebeginn noch wie vorgesehen einnahmen. Die Autoren schlagen vor, neben den üblichen Kriterien bei der Substanzklassenauswahl auch die voraussichtliche Therapieadhärenz und -persistenz zu berücksichtigen und, wenn nichts dagegen spricht, im Zweifel einen Wirkstoff mit wahrscheinlich größerer Adhärenz zu bevorzugen. Ein Vorteil sei dabei besonders bei Patienten zu erwarten, die eine mangelhafte Adhärenz gezeigt haben oder vermuten lassen. |

Quelle

McGovern A, Tippu Z, Hinton W et al. Comparison of medication adherence and persistence in type 2 diabetes. Diabetes Obes Metab 2017;1–4

Apothekerin Julia Podlogar

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