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Vor zehn Jahren: Aus Not wurde Tugend
DocMorris-Anzeigenumsätze flossen in Solidaritätsfonds ProApotheke
eda | Unmittelbar vor dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) zum deutschen Fremdbesitz im Jahr 2009 herrschte viele Jahre eine unübersichtliche Gemengelage:
Politiker, Unternehmer und Lobbyisten sahen das deutsche Apothekenwesen kurz vor seiner umfassenden Deregulierung. Versand- und Großhändler sowie andere Gewerbetreibende versuchten, sich frühzeitig auf dem Markt zu positionieren, um sich nach einem Urteil in ihrem Sinne rasch auszubreiten.
DocMorris, damals noch eine Celesio-Tochter, warb mit Stellenanzeigen – auch in der pharmazeutischen Fachpresse – um deutsche Apotheker und PTA für Filialen und das Versandgeschäft. Der Deutsche Apotheker Verlag wehrte sich gegen die Veröffentlichung, da er sich nicht verpflichtet sah, ausländischen Versendern, die in der Vergangenheit massiv gegen deutsches Recht verstoßen hatten, eine Plattform zu bieten.
Auf dem Rechtsweg ging DocMorris gegen den Verlag vor und konnte 2007 vor dem Landgericht Stuttgart erwirken, dass die DAZ die Stellenanzeigen veröffentlichen muss. Die Richter begründeten ihr Urteil damit, die DAZ sei im Hinblick auf ihre herausragende Position auf dem Gebiet der pharmazeutischen Fachpresse dazu verpflichtet, auch Stellengesuche ausländischer Arzneimittelversender zu veröffentlichen. „Die Gefahr, dass die DAZ aufgrund des konkreten Inhalts der Anzeige in Verruf gerät, besteht nicht“, so die Richter wörtlich in ihrem rechtskräftigen Urteil.
Welche Pläne verfolgt die Parfümeriekette Douglas aktuell auf dem deutschen Apothekenmarkt? Seit einiger Zeit werden Apotheker und PTA für ein neues Store-Konzept angeworben. Entsprechende Stellenanzeigen finden sich auf Websites von Kammern, in der standeseigenen PZ und auch in der DAZ. Ablehnen darf die DAZ diese Inserate nicht, wie das LG Stuttgart damals im DocMorris-Fall entschied.
Mittlerweile ist bekannt, dass Douglas vor allem auf Luxuskundschaft setzen will. Eine Testfiliale soll im September im Hamburger Stadtteil Eppendorf eröffnen, heißt es weiter.
„Mit Blick auf das angebotene Sortiment wird die Schnittmenge zu Apotheken relativ gering sein“, so eine Douglas-Unternehmenssprecherin. Anders liest sich das in der Zeitschrift HealthCare Marketing. Die titelte „Douglas bestätigt Apotheken-Pläne“ und „Douglas-Chefin Tina Müller gibt weitere Details zum Eintritt in den Apothekenmarkt bekannt“. Das sei Teil der aktuellen Zukunftsstrategie.
2008 hatte es Douglas noch deutlicher auf den deutschen Apothekenmarkt abgesehen. Müllers Vor-Vorgänger erklärte damals: „Rein hypothetisch betrachtet, könnte der Apothekenmarkt für Douglas durchaus reizvoll sein. Mit einem geeigneten Partner könnte man sehr wohl darüber nachdenken, ob ein gemeinsames Apothekenkonzept sinnvoll sein könnte.“ Und weiter: „Für uns wäre ein solches Geschäftsfeld aber erst interessant, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und man auch flächendeckend filialisieren kann.“ In jenen Jahren hegte man die Hoffnung, dass der EuGH im Streit um das deutsche Fremd- und Mehrbesitzverbot in diesem Sinne entscheiden und die Regelungen für europarechtswidrig erklären würde – was bekanntlich nicht geschah.
2008: Umverteilung auf der Interpharm
Die Prozessniederlage des Deutschen Apotheker Verlags vor dem LG Stuttgart war 2008 in der Öffentlichkeit fast schon wieder vergessen. Geschäftsführer Dr. Christian Rotta sorgte auf der Interpharm für eine „Umverteilung“ der durch die DocMorris-Anzeigen generierten Verlagserlöse in den Solidaritätsfonds ProApotheke. Er überreichte den Scheck über 3000 Euro an Helga Neumann-Seiwert. Die saarländische Apothekeninhaberin stand im Rechtsstreit mit dem niederländischen Versender und war fest entschlossen, gegen die Ende Juni 2006 in Saarbrücken eröffnete DocMorris-Fremdbesitzapotheke durch alle Instanzen vorzugehen. Bekanntlich mit Erfolg: Der EuGH urteilte 2009, dass es keine Fremdbesitz-Apotheken in Deutschland geben dürfe. „Und entsprechend“, so Rotta, „werden wir es auch in Zukunft mit Erlösen rechtlich aufgezwungener DAZ-Anzeigen branchenpolitisch dubioser Akteure halten. Die Gelder fließen unmittelbar in sinnvolle Projekte zur Stärkung und zum Schutz des Systems bestehender Vor-Ort-Apotheken.“ |
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