Arzneimittel und Therapie

Cannabis-Konsum hilft nicht weiter

Keine Anhaltspunkte für Nutzen bei chronischen, nicht tumorbedingten Schmerzen

Patienten mit chronischen Schmerzen, die schon mit Opioiden behandelt werden, konsumieren häufig zusätzlich Cannabis. Ein Wunsch ist es, auf diese Weise die Schmerzen zu lindern und den Opioid-Bedarf zu reduzieren. Doch die Ergebnisse einer prospektiven Kohortenstudie sorgen für Ernüchterung.

Für diese Studie rekrutierten Forscher der Universität Sydney im Zeitraum August 2012 bis April 2014 über australische Apotheken 1514 chronische Schmerzpatienten ohne nachgewiesene Tumorentität, die sich bereits unter einer Opioid-Therapie befanden. Im Anschluss an ein ausführliches Interview wurden die Teilnehmer über vier Jahre mithilfe von regelmäßigen Telefoninterviews und Fragebögen nachbeobachtet.

Etwa jeder vierte Teilnehmer (24%) konsumierte innerhalb der vier Beobachtungsjahre Cannabis mit dem Ziel der Schmerzlinderung. Bei den übrigen Teilnehmern nahm das Interesse an Cannabis als Therapieoption im Verlauf der Studie zu. So konnten sich zu Beginn nur 364 Patienten (33%) eine Anwendung vorstellen, am Ende der Studie waren es fast doppelt so viele. Cannabis-Konsumenten litten im Vergleich zu Patienten, die kein Cannabis konsumierten, deutlich ­stärker unter Schmerzen und ­Alltagsbeeinträchtigungen. Auch ­traten bei ihnen Angststörungen gehäuft auf. Unter Berücksichtigung möglicher Einflussfaktoren (wie z. B. des initialen Schmerzwertes und der vorherigen Anamnese) konnte jedoch kein direkter positiver Einfluss des Cannabis-Konsums auf die Schmerzintensität oder den Opioid-Bedarf festgestellt werden.

Um den Nutzen von Cannabis in der Therapie nicht tumorbedingter Schmerzen besser bewerten zu können, sind den Autoren zufolge weitere große und gut geplante klinische ­Studien mit Patienten mit komplexen Komorbiditäten erforderlich. |

Quelle

Campbell G et al. Effect of cannabis use in people with chronic non-cancer pain prescribed opioids: findings from 4-yeah prospective cohort study. Lancet Public Health 2018;3(7):e341-e350

Apothekerin Anne Truhn

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