Die Seite 3

Kreative Angebote gesucht!

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Dr. Thomas Müller-Bohn, Redakteur der DAZ

Zur patientenorientierten Pharmazie gehören viele hilfreiche Dienstleistungen. Die meisten davon können nur von Apothekern angeboten werden oder es sollte jedenfalls idealerweise so sein. Daraus lassen sich zusätzliche Angebote von Apotheken ableiten. Neben der AMTS nannte Gesundheitsminister Spahn beim Deutschen Apothekertag die Begleitung des Pflegepersonals. Der BAH-Vorsitzende Jörg Wieczorek erwähnte bei der anschließenden Diskussion ebenso wie kurz zuvor bei der Expopharm-Eröffnung Folgerezepte für Chroniker, Ausnahmen von der Verschreibungspflicht bei ausgewählten sehr kurzfristigen Anwendungen und das Impfen. Ausgerechnet das Impfen prägt seither die Debatte. In einem Kommentar argumentiert Olaf Rose zwar mit Blick auf die Impfquote für das Impfen in Apotheken (siehe Seite 18). Doch dabei geht es um eine Leistung, die sogar das medizinische Assistenzpersonal erbringen kann und darf. Bei keinem anderen denkbaren Angebot ist spezielle pharmazeutische Kompetenz so wenig gefragt. Außerdem liegt keine andere Leistung organisatorisch so weit weg vom Apothekenalltag. Mit Terminvergabe böte die Apotheke kaum Vorteile gegenüber dem Arzt. Ohne Termine würden einzelne Vor­gänge mit einer so ganz anderen Art des Patientenkontaktes die Arbeitsroutine maximal stören. Eine Honorierung, die dies aufwiegen könnte, erscheint unerreichbar.

Zudem liegt innerhalb der patientenorientierten Pharmazie wohl kaum eine andere Leistung so weit weg vom pharmazeutischen Kern des Berufs. Wenn die Apotheker sich als Hilfsärzte positionieren, wäre das ein schlechter Einstieg in die neue Welt der „Apotheke 2030“. Es würde weder die Akzeptanz der beruflichen Neuorientierung unter den Apothekern fördern noch den Patienten eine neue zeitgemäße Leistung bieten. Gerade zu Beginn einer solchen Entwicklung sollten die Weichen richtig gestellt werden, um die öffentliche Wahrnehmung zu lenken. Apotheker sollten nicht die Lücken in der ärztlichen Versorgung stopfen, sondern eigene intelligente und kreative Angebote machen. Diese sollten die Arzneimittelabgabe sinnvoll ergänzen und neue Alleinstellungsmerkmale für die Apotheker schaffen. Nur dann sichern sie auch die Zukunft der Apotheker.

Minister Spahn hat beim Apothekertag auch gesagt, das Wissen der Apotheker solle besser genutzt werden. Das ist kein Argument für das Impfen, aber die Apotheker sollten passende Angebote vorschlagen. AMTS-Leistungen und die genannten Ausnahmen von der Verschreibungspflicht drängen sich dafür auf. Zur dringend nötigen Verbesserung der Impfquote könnten Impfberatungen möglicher­weise mehr beitragen als Impfungen in der Apotheke. Die jüngsten Entgegnungen einiger ärztlicher Berufspolitiker sind zwar erschreckend polemisch ausgefallen. Doch wenn die Ärzte mit impfenden Apothekern offenbar maximale Probleme haben, sollte es dann um so leichter sein, andere kreativere Neuerungen im Konsens zu planen. Denn die Ärzte werden nicht zu allem nein sagen können. Dabei sollten sich Ärzte und Apotheker nicht auseinanderdividieren und schon gar nicht gegeneinander ausspielen lassen. Denn das tut beiden nicht gut und den Patienten noch weniger.

Dr. Thomas Müller-Bohn


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