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Arzneimittel und Therapie
Schuld ist der Diabetes, nicht Metformin
Stoffwechsellage beeinflusst das Risiko für Fehlgeburten
Metformin wird bei Frauen mit Gestationsdiabetes eingesetzt, da es Hyperglykämie-assoziierte Folgen für Mutter und Kind verhindern kann. Daten zur Sicherheit seines Einsatzes bei Schwangeren liegen aber nur begrenzt vor. Da Metformin placentagängig ist, können embryonale und fetale Auswirkungen nicht ausgeschlossen werden. Tierversuche ergaben keine Hinweise auf teratogene Wirkungen, dasselbe gilt für Humanstudien, allerdings ist wenig darüber bekannt, ob Metformin das Risiko für Früh- und Fehlgeburten erhöht. Daher wurde in einer multizentrischen prospektiven Kohortenstudie dieses Risiko näher untersucht. Die dazu erforderlichen Daten wurden von Pharmakovigilanz-Zentren zur Verfügung gestellt, in denen die Medikation von Schwangeren registriert worden war. Die Kohorte bestand aus zwei Gruppen: Die Metformin-Gruppe umfasste 471 Schwangere, die bereits vor der Konzeption Metformin aufgrund unterschiedlicher Erkrankungen (diabetische und nicht-diabetische wie etwa ein polyzystisches Ovarialsyndrom) eingenommen hatten. Die Kontroll-Gruppe bestand aus 479 Schwangeren ohne Metformin-Exposition. In beiden Gruppen wurden die Häufigkeit einer Tot- oder Frühgeburt sowie das Risiko großer Fehlbildungen ermittelt.
Höheres Risiko …
Rund 5% der Säuglinge der Expositions-Gruppe kamen mit einem großen Geburtsdefekt zur Welt, wenn die Mutter im ersten Trimester Metformin eingenommen hatte. In der Kontroll-Gruppe waren es rund 2%; das entspricht einem um rund 70% erhöhten Risiko. Ähnlich verhielt es sich bei Fehl- und Totgeburten: Diese traten bei rund 21% der Frauen in der Metformin-Gruppe und bei etwa 11% der Frauen in der Kontroll-Gruppe auf; das entspricht einem um rund 60% erhöhten Risiko.
… aber nur bei Gestationsdiabetes
Betrachtete man das Risiko innerhalb der Metformin-Gruppe im Hinblick auf die vorliegende Indikation, das heißt lag ein Gestationsdiabetes oder ein polyzystisches Ovarialsyndrom vor, ergab sich ein anderes Bild: Bei einem Gestationsdiabetes betrug das Risiko für einen großen Geburtsdefekt 8%; bei einer anderen Indikation rund 2% und war somit gleich hoch wie bei den Frauen der Kontroll-Gruppe. Die Risikoverteilung bei Fehl- und Totgeburten war nicht ganz so eindeutig: Das Risiko lag bei Frauen mit Gestationsdiabetes bei rund 24%, bei anderen Indikationen bei rund 17%. Hier ergab sich eine Diskrepanz zu den Werten der Kontroll-Gruppe (11%). Eine mögliche Erklärung ist, dass Frauen, die Metformin aufgrund eines polyzystischen Ovarialsyndroms einnehmen, per se ein nachweislich höheres Risiko für Spontanaborte aufweisen.
Was sagt embryotox?
Typ-2-Diabetikerinnen sollten möglichst schon bei der Planung einer Schwangerschaft auf Humaninsulin um- und eingestellt werden. In ausgewählten Einzelfällen kann Metformin eine alternative Therapieoption für übergewichtige Typ-2-Diabetikerinnen darstellen.
Ein Gestationsdiabetes, der einer medikamentösen Therapie bedarf, sollte ebenfalls mit Humaninsulin behandelt werden. In ausgewählten Fällen kann Metformin eine alternative Therapieoption für übergewichtige Typ-2-Diabetikerinnen darstellen.
Aufgrund dieser Ergebnisse kommen die Studienautoren zu dem Schluss, dass das erhöhte Risiko für große Geburtsdefekte sowie für Spontanaborte und Fehlgeburten auf den Diabetes zurückzuführen ist und nicht auf den Wirkstoff Metformin. |
Quelle
Panchaud A et al. Pregnancy outcomes in women on metformin for diabetes or other indications among those seeking teratology information services. Br J Clin Pharmacol 2018; DOI:10.1111/bcp.13481
Informationen von embryotox – Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum www.embryotox.de/metformin.html
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