Therapien im Gespräch

Der Krebspatient in der Apotheke

DAZ-Serie hilft bei der Beratung

du | Viele onkologische Patienten werden ambulant behandelt und sind auf eine kompetente pharmazeutische Betreuung angewiesen. Vor diesem Hintergrund haben wir 2017 unter Federführung von Dr. Dorothee Dartsch die Serie „Der Krebspatient in der Apotheke“ gestartet. Sie soll für wichtige Probleme sensibilisieren und Hilfestellung bei der Beratung geben. 2018 standen nachfolgende Themen im Mittelpunkt.

Ossäre Komplikationen. Krebspatienten haben ein erhöhtes Risiko für Osteoporose. Besonders bei Langzeit-Überlebenden kann der Knochenabbau verstärkt werden. Osteoporose erhöht das Risiko für Frakturen, die wiederum die Morbidität und Mortalität erhöhen. Das Risiko weiterer Knochenbrüche ist mehr als verdoppelt. Hinzu kommen spinale Kompressionssyndrome, Knochenschmerzen und Störungen des Calcium-Stoffwechsels. Knochenmetastasen können eine weitere Komplikation sein. Antiresorptive Medikamente (Bisphosphonate und Denosumab) sind gut wirksam gegen Osteoporose, allerdings nur bei hoher Adhärenz. Damit diese nicht unter den besonderen Einnahmemodalitäten oder den zahlreichen Nebenwirkungen leidet, ist eine umfassende Aufklärung des Patienten wichtig. (DAZ 4, S. 58)

Beratung bei Haarausfall und Nagelveränderungen. Krebserkrankungen und Tumortherapien verändern auch das äußere Erscheinungsbild eines Betroffenen. Besonders in Mitleidenschaft gezogen sind Haartracht, Haut und Fingernägel. Obwohl die meisten Veränderungen passager sind, belasten sie den Patienten und beeinträchtigen dessen Lebensqualität – und dies teilweise in weit größerem Ausmaß als andere Nebenwirkungen einer Krebstherapie. Außer dem Einsatz von Kühlhauben und Kühlhandschuhen stehen derzeit noch keine wirksamen präventiven Maßnahmen zur Verfügung. (DAZ 8, S. 38)

Pharmazeutische Betreuung bei oraler Mukositis. Die orale Mukositis gehört zu den häufigsten und besonders belastenden Nebenwirkungen einer Chemo- und/oder Radiotherapie. Sie beeinträchtigt die Lebensqualität von Krebspatienten nicht nur un­mittelbar, sondern gefährdet durch Schmerzen, gestörte Nahrungsauf­nahme und Infektionen den Therapieverlauf und die Heilungschancen. Der Apotheker kann in der pharmazeutischen Betreuung onkologischer Patienten dazu beitragen, durch frühzei­tige Prophylaxe und angepasste Therapiemaßnahmen diesen Schleimhautschädigungen vorzubeugen oder sie zu lindern. Das Verständnis für das Krankheitsgeschehen sowie für dessen Verlauf und die Kenntnis der vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten fördert die Kompetenz der Apotheke im Supportivmanagement und ermutigt zu einer patientenorientierten Beratung. (DAZ 13, S. 42)

Gefürchtetes Hand-Fuß-Syndrom.Hinter einem Kribbeln an Händen und Füßen, geröteten, schmerzenden Handinnenflächen und Fußsohlen sowie Missempfindungen während einer zytostatischen Therapie kann sich ein Hand-Fuß-Syndrom verbergen. Diese Beschwerden sind zwar reversibel, schränken aber Alltagsaktivitäten sowie die Lebensqualität ein und erfordern mitunter Dosismodifikationen und Therapieabbrüche. Da therapeu­tische Optionen rar sind, stehen Prävention und Patientenschulung im Vordergrund. (DAZ 17, S. 50)

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Richtig essen – Kachexie vermeiden. Krebspatienten verzeichnen häufig einen unbeabsichtigten Gewichtsverlust. Die Gründe hierfür sind vielfältig und können in der Erkrankung, der Behandlung oder auch dem Umgang des Patienten mit seiner Krankheit liegen. Apotheker sind als niederschwellig ansprechbare Heilberufler gefordert, in Zusammenarbeit mit Onkologen und Ernährungsfachleuten mangelernährte und Risiko-Patienten zu erkennen und sie einer frühzeitigen Ernährungstherapie zuzuführen. Und sie werden gebraucht, um den Patienten bei der Navigation durch die Flut an Ernährungsinformationen zu unterstützen. (DAZ 22, S. 48)

Hilfe bei Chemotherapie-induzierter Diarrhö. Jegliche Form von Diarrhö unter einer Krebstherapie bedarf einer schnellen und angemessenen Behandlung, um Komplikationen zu vermeiden, die Fortführung der Therapie zu gewährleisten und um die Lebens­qualität der Patienten zu verbessern. Die Aufklärung der Patienten über das korrekte Verhalten beim Auftreten von Diarrhöen und die Mitgabe notwendiger Stand-by-Medikamente sind bei einigen Therapien unbedingt erforderlich. (DAZ 26, S. 46)

Nebenwirkungsmanagement bei antihormoneller Therapie. Das Wachstum einiger Tumorarten wird wesentlich durch Hormone beeinflusst. Demzufolge ist die antihormonelle Therapie eine tragende Säule der Krebstherapie, insbesondere bei der Behandlung von Mamma- und Prostatakarzinomen. Da endokrine Thera­pien mit unerwünschten Wirkungen einhergehen und sich in der Regel über einen langen Zeitraum erstrecken, ist der Behandlungserfolg maßgeblich von der Adhärenz abhängig. Hier können die Beratung über Therapieziele und das Aufzeigen von Maßnahmen zur Linderung unerwünschter Begleiterscheinungen einen wich­tigen Beitrag zur Unterstützung der Compliance leisten (DAZ 30, S. 48).

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Kinderwunsch, Schwangerschaft und die Diagnose Krebs. Etwa im Verlauf jeder tausendsten Schwangerschaft wird eine Krebserkrankung festgestellt. In vielen Fällen kann die Therapie so gestaltet werden, dass sie weder für die Mutter noch für das Kind mit negativen Folgen verbunden ist. Tritt ein Malignom vor einer Schwangerschaft auf, können fertilitätserhaltende Maßnahmen ergriffen werden. Das gilt auch für Krebserkrankungen bei Männern. (DAZ 35, S. 44)

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Krebs im Alter – jeder Fall ein Einzelfall. Menschen über 65 Jahre erkranken elfmal so häufig an Krebs wie jüngere Menschen [1]. Aufgrund der Zunahme dieser Altersgruppe wird es immer relevanter, für diese Patienten eine Therapiestrategie zu finden, die bei tolerablen Nebenwirkungen die optimale Antitumorwirkung erzielt. Gleichzeitig ist diese Altersgruppe „besonders“, weil sie eine besonders hohe Variabilität aufweist. Zwischen der oft reduzierten Robustheit und Widerstandskraft der Patienten einerseits und der Sorge vor einer besonderen Empfindlichkeit gegenüber einer Krebstherapie andererseits gilt es, sowohl Über- als auch Untertherapie zu vermeiden. (DAZ 39, S. 64)

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Nebel im Kopf. Die Einschränkung der kognitiven Leistungsfähigkeit ist für die betroffenen Patienten bzw. Überlebenden einer Krebstherapie eines der am stärksten belastenden Symptome. Sie ist verbunden mit schlechterer Adhärenz, Alltagseinschränkungen in Bezug auf familiäre, gesellschaftliche und berufliche Funktionen und reduzierter Lebensqualität. Wegen des starken Einflusses einer psychischen Belastung auf die Selbstwahrnehmung der kognitiven Einschränkungen sind letztere oft schwer objektivierbar, was Diagnose und Entwicklung von Gegenmaßnahmen erschwert. Unter den wichtigsten Maßnahmen finden sich daher die adäquate Therapie von Schmerzen, Schlafstörungen, Fatigue und Depressionen. Für Hirntraining und pharmakotherapeutische Interventionen ist die Evidenz dagegen dünn. (DAZ 45, S. 60)

Supportivtherapie bei Übelkeit und Erbrechen. Bei vielen Krebspatienten gilt Übelkeit und Erbrechen als gefürchtete Nebenwirkung während ihrer Chemotherapie. Dank vielfältiger antiemetischer Therapieoptionen kann man diese Nebenwirkung deutlich reduzieren oder sogar komplett vermeiden. (DAZ 50, S. 46) |

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