Aus den Ländern

Pharmakogenetik in der Apotheke

Fortbildungstag der LAK Brandenburg

POTSDAM (bj) | Unter dem Motto „Die Zukunft beginnt jetzt“ ver­anstaltete die Landesapothekerkammer Brandenburg am 17. Februar in Potsdam einen Fortbildungstag über die praktischen Erfahrungen mit pharmakogenetischen Tests in der Apotheke.

Dass die genetische Ausstattung des Menschen die Arzneistoff-Metabolisierung und damit die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Arzneimitteln beeinflusst, ist seit Jahrzehnten bekannt.

Beratung in der Apotheke

Prof. Theo Dingermann, Frankfurt, stellte in seinem Einführungsvortrag klar, dass die pharmakogenetische Beratung in der Apotheke kein Übergriff in die ärztliche Kompetenz sei, weil bei einem pharmakogenetischen Test keine krankheitsspezifischen Risikomarker erfasst werden.

Pharmakogenetische Tests gibt es seit einigen Jahren; ihre Anwendung ist im Gendiagnostik-Gesetz geregelt, und die Kosten tragen die Patienten. Per Wangenabstrich werden ihnen Schleimhautproben entnommen (z. B. in der Apotheke) und mit der Unterschrift eines Arztes an ein Spezial­labor gesendet, das die Gene der wichtigsten an der Arzneistoff-Metabolisierung beteiligten Enzyme analysiert. Die Patienten können sich dann anhand der Auswertung in der Apotheke zu ihrer individuellen Arzneitherapie beraten lassen.

Foto: LAK Brandenburg
Referent Prof. Theo Dingermann und Dr. Sabine Gohlke, Vorstandsmitglied der LAK Brandenburg.

Don’t call it „Gen-Test“

Dr. Christian Ude, Inhaber der Darmstädter Stern-Apotheke, berichtete über seine Erfahrungen mit pharmakogenetischen Tests. Aus seiner Sicht ist es wichtig, den behandelnden Arzt des Patienten rechtzeitig mit einzubeziehen. Denn je nach Ergebnis können sich aus dem Test konkrete Empfehlungen zur Therapieumstellung ergeben. Doch nicht alle Ärzte stehen positiv zur pharmakogenetischen Beratung. So berichtete Ude, dass ihm ein Arzt gesagt habe: „Mit Gen will ich nix zu tun haben!“ Seiner Erfahrung nach sind auch einige Patienten skeptisch, insbesondere wenn sie das Wort „Gen-Test“ hören. Ude empfahl daher, im Aufklärungsgespräch den Terminus „Gen“ zu ver­meiden und diesen durch „angeborene Eigenschaften“ zu ersetzen.

Machbarkeitsstudie der LAK Brandenburg

Tobias Störmer stellte die brandenburgische Machbarkeitsstudie zur Praktikabilität der pharmakogenetischen Beratung in Apotheken vor, die im Frühjahr starten soll.

Um nähere Informationen über die Praktikabilität der pharmakogenetischen Beratung in der Apotheke zu gewinnen, startet die LAK Brandenburg im Frühjahr eine prospektive Machbarkeitsstudie. Die Förderinitiative „Pharmazeutische Betreuung“ beteiligt sich an der Finanzierung. Apotheker Tobias Störmer vom Charité Centrum für Therapieforschung, der die Studie im Rahmen seiner Promotion wissenschaftlich leitet, stellte auf dem Fortbildungstag das Studiendesign vor. Vorgesehen sind 57 teilnehmende Apotheken, welche jeweils einen Clopidogrel-Patienten pharmakogenetisch beraten sollen. Für die Patienten ist die Testung im Rahmen dieser Studie kostenlos.

Die LAK Brandenburg hatte bereits auf dem Deutschen Apothekertag 2012 einen Antrag für eine bundesweite Machbarkeitsstudie zur pharmakogenetischen Beratung in der Apotheke gestellt, doch die ABDA-Mitglieder­versammlung hatte im Juni 2013 beschlossen, diesen Antrag nicht weiterzuverfolgen. |

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