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Ausbildung
Pharmazie Down Under
Mit Klinischer Pharmazie und Patienten-Orientierung optimistisch in die Zukunft
Alle Pharmaziestudiengänge werden in regelmäßigen Zeitabständen vom Australian Pharmacy Council (APC) akkreditiert, um die Qualität und Einheitlichkeit der Ausbildung zu gewährleisten [1]. Während des Studiums finden Praktika in Krankenhaus- und öffentlichen Apotheken statt. Zudem engagieren sich praktisch tätige Apotheker in der Lehre. Seit einigen Jahren werden alle Studiengänge für Heilberufe an neuere Standards zur interprofessionellen Ausbildung angepasst [2]. Zudem haben Studierende ein Mitspracherecht bei der Entwicklung von Curricula und Lerninhalten.
Gliederung des Studiums
Das Studium umfasst neben den pharmazeutischen und medizinischen Grundlagen auch Aspekte der Patientenbetreuung und des öffentlichen Gesundheitswesens. Fächer wie Biologie und Chemie werden ab dem ersten Studienjahr im klinischen oder pharmazeutischen Kontext unterrichtet. Bemerkenswert sind interdisziplinäre Kurse für Studierende aller Heilberufe, die z. B. die sozialen und ökonomischen Determinanten von Gesundheit und Krankheit und ethische Probleme diskutieren. Studierenden wird von Anfang an vermittelt, dass alle Heilberufler eine hohe persönliche Verantwortung im Gesundheitssystem tragen. Alle Lehrinhalte werden nicht nur vertikal, sondern auch horizontal miteinander vernetzt. So liegt in jedem Semester der Fokus auf ein oder zwei Organsystemen, mit denen sich mehrere Kurse aus verschiedenen Perspektiven befassen (Tab. 1).
1. Semester |
2. Semester |
3. Semester |
4. Semester |
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Biologie 1: Grundlagen des Lebens
Chemie 1: Grundlagen der anorganischen, physikalischen und organischen Chemie
Pharmazie 1: Berufsorganisationen, Geschichte der Pharmazie, Berufsethik, pharmazeutische Informationsquellen, AM-Regulierung, Beratung bei nicht verschreibungspflichtigen AM, Einführung in verschreibungspflichtige AM
Datenanalyse und Berufspraxis: Grundlagen
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Biologie 2: molekulare Prozesse im Organismus; Evolutionstheorie
Anatomie und Physiologie: Organe und ihre Funktionen, v. a. zentrales, peripheres und sensorisches Nervensystem, Haut, Lunge, Kreislauf, Magen-Darm-Trakt, Niere, Geschlechtsorgane
Chemie für Pharmazeuten: anorganische, physikalische und organische Chemie mit Relevanz für die Pharmazie
Pharmazie 2: Pharmazeutische Forschung, AM-Information, alternative AM (Naturheilmittel, Homöopathie), Ernährungswissenschaft, Dermatologie, AM-Lehre
Interdisziplinäres Gesundheitswesen: Australisches Gesundheitssystem und seine Heilberufler. Kommunikation und Zusammenarbeit der Heilberufler
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Physiologie und Pharmakologie 1: Physiologie des Menschen, Organ-bezogene Pharmakotherapie
AM-Formulierung 1: physikalisch-chemische Grundlagen der Entwicklung von flüssigen und halbfesten AM; Biotechnologie
AM-Forschung 1: Struktur-Wirkungs-Beziehungen von AM für neurologische Erkrankungen
QUM 1: rechtliche, fachliche und ethische Aspekte bei AM-Abgabe, -Verkauf und -Beratung; Kommunikation mit Patienten und anderen Heilberuflern; Nutzenbewertung von AM; AM-Therapie häufiger Krankheiten, z. B. Grippe/Erkältungen, Allergien, Magen-Darm-Erkrankungen, Schmerzen
Soziale und berufliche Aspekte der Pharmazie 1: Einstellungen und Faktoren, die das Gesundheitsverhalten der Patienten beeinflussen; Berufsethik und Kollegialität
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Physiologie und Pharmakologie 2: Physiologie des Menschen, Organ-bezogene Pharmakotherapie
AM-Formulierung 2: chemische Grundlagen zur Entwicklung von festen AM; Faktoren, die die Resorption und Stabilität von AM beeinflussen
AM-Forschung 2: Struktur-Wirkungs-Beziehungen von AM für endokrinologische, inflammatorische, allergische und psychiatrische Erkrankungen; qualitative und quantitative Analyse von Arzneistoffen
QUM 2: individualisierte Pharmakotherapie; Aspekte der AM-Abgabe und -Beratung sowie Informationen zu alternativen Therapieformen, v. a. bei Krankheiten des Nervensystems, Magen-Darm-Trakts und der Endokrinologie
PK/PD 1: Grundlagen der PK und Toxikologie von Industrie-, Haushalts-, Umweltgiften; Resorption, Verteilung, Metabolismus und Elimination von AM
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Quality Use of Medicines (QUM) ist ein zentrales Element der Australischen Arzneimittelrichtlinie [3] und wird ab dem zweiten Studienjahr unterrichtet. QUM lehrt den möglichst effektiven Einsatz von Arzneimitteln (verschreibungspflichtig oder nicht-verschreibungspflichtig), um Gesundheit zu fördern und Krankheiten Evidenz-basiert zu behandeln. Apotheker sollten fähig sein, verschiedene Optionen der Arzneimitteltherapie oder anderer Behandlungsstrategien mit Patienten und anderen Heilberuflern zu diskutieren. Zudem wird unterrichtet, wie die Arzneimittelwirkungen beobachtet werden, um Arzneimittel gegebenenfalls abzusetzen und die Therapie entsprechend umzustellen. Im dritten und vierten Studienjahr wird die Anwendung des erworbenen QUM-Wissens in Ausbildungsapotheken an der Universität simuliert und optimiert (Tab. 2).
5. Semester |
6. Semester |
7. Semester |
8. Semester |
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Physiologie und Pharmakologie 4: Physiologie des Menschen; Pharmakotherapie von Atemwegs-, Krebs- und Alterserkrankungen
AM-Forschung 4 und Mikrobiologie: Struktur-Wirkungs-Beziehungen von AM für die Behandlung und Vorbeugung von Infektionskrankheiten und Krebs; Mikrobiologie für die klinische Praxis
QUM 4: optimale Nutzung von AM für die Behandlung und Vorbeugung von Infektionskrankheiten (mit Impfstoffen) und Krebs (mit palliativer Pflege)
Soziale und berufliche Aspekte der Pharmazie 3: Faktoren, die auf das Gesundheitssystem einwirken
PK/PD 2: PK, PD und Toxikologie und deren Anwendung zur optimalen AM-Dosierung; Faktoren, die die PK/PD beeinflussen
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QUM-Forschungspraktikum: s. Tab. 3
Integrierte AM-Entwicklung 1: praktisches Lernen in Gruppen: AM-Design, -Formulierungen, -Entwicklung
QUM 5: AM-Management, -Beratung und -Abgabe; optimale Nutzung von AM für den individuellen Patienten (Patient-Centred Care)
Ökonomie im Gesundheitssystem: Geschäftsmanagement, Planung und Strategie; Finanzielles, Bestands- und Personalmanagement für die öffentliche und Krankenhausapotheke
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QUM-Praxis-bezogenes Praktikum: s. Tab. 3
Integrierte AM-Entwicklung 2: praktisches Lernen in Gruppen: AM-Design, -Formulierungen, -Entwicklung, -Analyse; experimentelles Arbeiten und Evaluierung von Risikoverhalten
QUM 6: AM-Management, -Bewertung, -Beratung und -Abgabe; optimale Nutzung von AM für den individuellen Patienten (Patient-Centred Care); Evidenz-basierte AM-Beratung und -Abgabe sowie Identifikation und Lösung von AM-bezogenen Problemen
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Praktika während des Studiums
Schon im ersten Studienjahr wird der biochemische und pharmakologische Lehrstoff mit klinischer Pharmazie und Pharmakotherapie in der Praxis verknüpft, und Studierende verbringen einige Stunden pro Semester in einer öffentlichen Apotheke. Meistens ab dem zweiten Semester (spätestens ab dem 5. Semester) werden auch Praktika in Krankenhausapotheken angeboten. Damit haben Studierende bereits während ihres Studiums genug Zeit und Gelegenheit, möglichst viele verschiedene Arbeitsplätze kennenzulernen und praktische Erfahrung in ihrem zukünftigen Beruf zu machen.
Schon ab dem zweiten Semester hospitieren die Studierenden einige Stunden in einer öffentlichen Apotheke. Ab dem vierten Semester kommen Praktika auch in Krankenhausapotheken hinzu (Tab. 3). Im vierten Studienjahr steht die Anwendung des Lehrstoffes in der Praxis, d. h. im Kontakt mit Patienten und anderen Heilberuflern, im Vordergrund. Dabei reflektieren die Studierenden ihre Erfahrungen im Praktikum und beschreiben ihre Patientenkontakte mit den dabei geführten Beratungsgesprächen. Diese werden zusammen mit Praktikumsbetreuern analysiert, wobei Studierende darlegen, ob sie die nationalen Standardkompetenzen (Tab. 4) für Apotheker erfüllen oder wie sie diesen in der Zukunft gerecht werden [4]. Zudem schreiben sie Praktikum-Tagebücher, in denen sie z. B. eine bestimmte Anzahl von Arzneimittelabgaben mitsamt Beratung dokumentieren. In den Praktika des vierten Studienjahrs lernen sie z. B., QUM-Projektanträge zu schreiben und bei einer Ethikkommission einzureichen, die Projekte durchzuführen und die Ergebnisse mündlich und schriftlich zu präsentieren.
Semester, Kurs |
Dauer, Ort des Praktikums |
Leistungsnachweis |
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2. Sem., Pharmazie 2 |
4 Stunden in öffentlicher Apotheke |
2 Patientenfälle |
4. Sem., QUM 2 |
über 5 Wochen je 3 – 4 Stunden in öffentlicher Apotheke und 2 Stunden in Krankenhausapotheke |
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5. Sem., QUM 3 |
über 6 Wochen je 3 – 4 Stunden in öffentlicher Apotheke |
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6. Sem., QUM 4 |
5 Tage in öffentlicher Apotheke und 2 × 3 Stunden in Krankenhausapotheke |
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7. Sem., QUM-Forschungspraktikum |
4 Wochen |
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8. Sem., QUM-Praxis-bezogenes Praktikum |
4 Wochen |
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Berufsethik
Berufsausübung nach ethischen und fachlichen Standards; Erhaltung der eigenen Kompetenz und Expertise; Beiträge zur Qualitätskontrolle und Sicherheit im Gesundheitswesen
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Kommunikation und Zusammenarbeit
Patienten-Orientierung; Zusammenarbeit und Kommunikation mit anderen Heilberuflern; Lösung von Konflikten
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Medikationsmanagement und Patientenversorgung
Arzneimittel korrekt und Evidenz-basiert beliefern und anwenden; Rezeptur gemäß Richtlinien und Standards; Patienten-orientiertes Medikationsmanagement, Medikationspläne erstellen und bewerten, die rationale Anwendung von Arzneimitteln fördern; die Kontinuität der Betreuung auch bei Ortswechseln garantieren; die Gesundheit des einzelnen und der Öffentlichkeit fördern
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Führung und Management
Selbstführung durch effektive Regulierung, Motivation und kritische Selbsteinschätzung; Führung des Teams durch strategisches und innovatives Denken; Prioritätensetzung; organisatorische Planung und angemessener Umgang mit finanziellen und anderen Ressourcen; Vorbild, Coach und Mentor für andere sein
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Ausbildung und Forschung
Planung und Durchführung von allgemeiner und beruflicher Fortbildung für sich selbst und andere; Teilnahme an Forschungen, Bewertung von Forschungsergebnissen, Integration von Evidenz in die Praxis
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Prüfungen
Das Wissen und auch der Lernfortschritt der Studierenden wird mit sehr unterschiedlichen Methoden bewertet, z. B. durch Gruppenarbeiten, integrierte Quizze, Antwortwahl-Prüfungen (multiple choice) und mit objective structured clinical examinations (OSCEs). Teils wird theoretisches Wissen geprüft, teils werden praktische Fähigkeiten getestet wie die Bewältigung pharmazeutischer Routine, die Lösungen von Problemen und der adäquate Umgang mit Patienten und anderen Berufsgruppen im Gesundheitssystem [5]. In jedem Kurs gibt es Zwischenprüfungen, die zur Endbenotung beitragen.
In allen QUM-Kursen finden OSCEs statt, die die Berufspraxis in der Apotheke simulieren. Sie bestehen aus einem Stations-Parcour mit einzelnen Stationen. Teilweise dienen Schauspieler als Patienten oder Ärzte, und die Prüfung dauert fünf bis 30 Minuten je nach der Anzahl der Stationen, dem Semester und Schwierigkeitsgrad. Die Benotung erfolgt nach standardisierten Kriterien durch Akademiker, klinische Apotheker und andere klinische Berufsgruppen. Videoaufnahmen jeder Prüfung erlauben spätere Revisionen.
Für die Praktika erbringen die Studierenden spezifische Nachweise für das Erreichen vorbestimmter Lernziele, z .B. einer bestimmten Anzahl von Arzneimittelabgaben und Beratungen unter Aufsicht.
Nach Bestehen aller Kurse und Prüfungen schließen die zukünftigen Pharmazeuten ihren jeweiligen Studiengang mit einem Bachelor-, Honours- oder Masters-Grad in Pharmazie ab.
Praktisches Jahr – Internship
Nach dem Universitätsstudium folgt ein einjähriges praktisches Jahr oder Internship mit einem akkreditierten Intern Training Programm, das durch Standesvertretungen, professionelle Organisationen oder auch von Universitäten angeboten wird. Es bereitet die Teilnehmer auf die abschließenden, schriftlichen und praktischen Prüfungen des Pharmacy Board of Australia vor. Universitäten, die solche Programme anbieten, integrieren diese mit ihren postgraduierten Studienangeboten in klinischer Pharmazie.
Fort- und Weiterbildung
In Australien sind Apotheker verpflichtet, sich nach einem persönlichen Plan fortzubilden und ihren Wissenstand zu aktualisieren, um die jährliche Erneuerung der Approbation zu erhalten. Auch die Weiterbildung richtet sich nach den nationalen Kompetenzstandards (Tab. 4), sodass auch hier praxisorientiertes Lernen im Vordergrund steht.
Postgraduate and Residency Programs
Um junge Apotheker spezifisch in der klinischen Pharmazie in Krankenhäusern auszubilden, bietet die Society of Hospital Pharmacists of Australia (SHPA) ein zweijähriges Training Program an („Residency“). Die Einführung von Residencies in öffentlichen Apotheken oder anderen Bereichen des Gesundheitswesens ist für 2019/20 geplant. Krankenhausapotheker werden außerdem oft durch spezialisierte, klinische Ausbilder in ihrer Praxiskompetenz gefördert. Fortschritte werden in jährlichen Arbeitsleistungsgesprächen geplant und dokumentiert.
Die Postgraduate Programs der australischen Universitäten sind auch international sehr beliebt und wichtige Bausteine der Karriere von Apothekern. Sie vermitteln Patienten-orientiertes Wissen über Krankheiten und Therapien, aber auch Führungsqualitäten. Dazu werden interprofessionelle Kommunikation und Kollaboration diskutiert und trainiert sowie soziale und Management-Aspekte des australischen Gesundheitssystems analysiert und die künftige Rolle des Apothekers geplant [6].
Neue Aufgaben für Apotheker
Die australischen Universitäten passen ihre Curricula regelmäßig den aktuellen Anforderungen der Pharmazie im australischen Gesundheitssystem an. Zudem legt die Forschung in Pharmaziepraxis dar, welchen Beitrag die Apotheker zur Gesundheitsversorgung leisten können. Die Pharmacy Guild of Australia (Standesvertretung der Apothekenbesitzer) hat diese Forschung teilweise finanziert und die Ergebnisse geschickt genutzt, um mit der australischen Regierung über die Honorierung pharmazeutischer Dienstleistungen – im Gegenzug zur Senkung des Honorars für die Arzneimittelabgabe – zu verhandeln. Akkreditierte Apotheker führen auf Überweisung von Ärzten Medikationsanalysen durch, die seit 1997 in Pflegeeinrichtungen und seit 2001 bei zu Hause wohnenden Patienten bezahlt werden. Das System der Akkreditierung beinhaltet die ständige Qualitätskontrolle australischer Apotheken und die Verpflichtung zur Fortbildung (s. o.).
Die Einführung dieser Leistungen wurde durch ein Netz von speziell ausgebildeten Apothekern unterstützt, die Ärzte und Apotheken über einige Jahre als Vermittler besucht hatten. Seit 2012 werden Apotheker auch für kürzere Konsultationen in der öffentlichen Apotheke bezahlt, in denen sie eine Medikationsanamnese durchführen, die Adhärenz beurteilen und die Patienten mit relevanten Informationen zu ihren Medikamenten und ihrer Gesundheit unterstützen. Seit 2017 können anerkannte Apotheken und Apotheker Impfungen durchführen. Diese Dienstleistungen tragen auch dazu bei, dass die Apotheken eine wichtige Rolle bei der Einführung der elektronischen Patientenakte spielen können.
Australische Krankenhäuser setzen zunehmend Assistenzpersonal (pharmacy technicians) zur Arzneimittelverwaltung, -herstellung und -abgabe (unter Aufsicht) ein. Dies erlaubt den Apothekern, sich auf fachkompetente Dienstleistungen zu konzentrieren und ihre Zeit auf Stationen oder mit Patienten und Teams zu verbringen. Einige führen das therapeutische Drug Monitoring von Patienten durch und beraten die Ärzte entsprechend [7]. Dazu sind sie durch die intensive Ausbildung in Pharmakokinetik und Pharmakodynamik fähig. Zudem spielen Apotheker eine wichtige Rolle bei den Anstrengungen, den Gebrauch von Antibiotika einzuschränken und zu optimieren (antimicrobial stewardship programs) [8]. Sie übernehmen auch die Medikationsanamnese in Notaufnahmen, vor geplanten Operationen und in Ambulanzen [9].
Vergleich Australien und Deutschland
Der bedeutendste Unterschied zwischen dem Pharmaziestudium in Deutschland und Australien besteht darin, dass Pharmazie in Deutschland noch weitgehend wirkstoffzentriert gelehrt wird, während in Australien die klinische und therapeutische Anwendung im Vordergrund steht.
Dadurch steht in Australien Patientenbetreuung, Arzneimittelberatung und die Rolle und das Selbstverständnis des Apothekers als kompetenter Bestandteil in einem interprofessionellen Team im Gesundheitssystem im Mittelpunkt der Ausbildung und Praxis. Pharmazeuten, die eine Karriere in der Industrie oder Verwaltung anstreben, können sich entweder schon im Grundstudium oder postgraduiert spezialisieren. Klinische Pharmazie ist in Deutschland eine relativ junge Disziplin und noch nicht an allen pharmazeutischen Instituten mit einem Lehrstuhl vertreten [10]. Der deutsche Fokus auf die chemischen, galenischen und biochemischen Aspekte der Arzneimittelanwendung führt auch zu einem unterschiedlichen Verständnis von Klinischer Pharmazie. Nachdem in den Apotheken Australiens seit Jahren Klinische Pharmazie praktiziert wird, gibt es Überlegungen, die Gliederung der Pharmazie in nicht klinisch und klinisch aufzugeben, da es diese Unterscheidungen in anderen Heilberufen auch nicht gibt.
Optimistisch in die Zukunft
Für die Zukunft sind erweiterte Aufgaben für Apotheker geplant, z. B. die Verschreibung von Arzneimitteln und die Eingliederung in alle Bereiche der Patientenversorgung in Krankenhäusern. Forschungsprojekte evaluieren, wie Apotheker in öffentlichen Apotheken zur Früherkennung von Krankheiten wie Diabetes oder Depression beitragen können.
Die Einführung neuer Rollen für Apotheken und Apotheker erfolgt auch in Australien nicht ohne Konflikt mit anderen Professionen und vollzog sich oft in kleinen Schritten über Jahrzehnte. Der hohe Ausbildungsstandard, die Verpflichtung zur regelmäßigen Fortbildung und die Einführung eines strengen Weiterbildungssystems (Accreditation und Advanced Level Practice Framework) geben jedoch den Patienten, Regierungen und anderen Professionen die Gewissheit, dass Apotheker die Qualität der Gesundheitsversorgung erhöhen.
Zusammenfassung
Das australische Pharmaziestudium vermittelt vor allem theoretische und praktische Kenntnisse der klinischen und therapeutischen Pharmazie und ist Patienten-orientiert. Das Curriculum ermöglicht ein praxisnah an den Beruf angepasstes und interprofessionelles Studium. Prüfungen testen nicht nur Wissen, sondern auch praktische Fähigkeiten zur täglichen Berufsausübung. Das praktische Jahr (Internship), Residencies in Krankenhäusern und Weiterbildungen runden die Ausbildung ab. Dadurch können Apotheker auch Aufgaben außerhalb ihres traditionellen Praxisfelds und der öffentlichen Apotheken wahrnehmen. Studium und Fortbildung bereiten sie auf die Zukunft in einem zunehmend komplexen Gesundheitswesen vor. |
Literatur
[1] Australian Pharmacy Council. Accreditation standards for pharmacy programs in Australia and New Zealand. Canberra 2012. www.pharmacycouncil.org.au/policies-procedures/standards/standards_pharmacyprograms2014.pdf
[2] Dunston R et al. Interprofessional health education in Australia: The way forward. University of Sydney, University of Technology Sydney, Australian Learning and Teaching Council, 2009. www.health.wa.gov.au/wactn/docs/wayforward.pdf
[3] Department of Health and Ageing. National Medicines Policy. Canberra 2000. www.health.gov.au/internet/main/publishing.nsf/Content/national-medicines-policy
[4] Pharmaceutical Society of Australia. National Competency Standards Framework for pharmacists in Australia. Canberra 2016. www.psa.org.au/wp-content/uploads/National-Competency-Standards-Framework-for-Pharmacists-in-Australia-2016-PDF-2mb.pdf
[5] Salinitri FD et al. An Objective Structured Clinical Examination to Assess Problem-Based Learning. Am J Pharm Educ 2012;76(3):44
[6] Luetsch K, Rowett D. Developing interprofessional communication skills for pharmacists to improve their ability to collaborate with other professions. J Interprof Care 2016;30(4):458-65
[7] Paviour S, Hennig S, Staatz CE. Usage and monitoring of intravenous tobramycin in cystic fibrosis in Australia and the UK. J Pharm Pract Res 2016;46:15-21
[8] Hennig S et al. Antimicrobial stewardship in paediatric oncology: Impact on optimising gentamicin use in febrile neutropenia. Pediatr Blood Cancer 2018;65(2)
[9] Society of Hospital Pharmacists in Australia. SHPA Standards of Practice. www.shpa.org.au/standards-of-practice
[10] Weiser C, Kuss J, Kloft C. Das leistet die Klinische Pharmazie. Dtsch Apoth Ztg 2017;157(16):64-67
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