Foto: Photographee.eu - stock.adobe.com

Management

Coaching? Na klar!

Wie Sie den passenden Coach für sich und Ihre Apotheke finden

Business-Coaching, Life-Coaching, Organisationsentwicklung, Supervision – das Spek­trum unterstützender Angebote rund um die Apotheke ist breit gefächert und die Wahl des ­richtigen Coaches nicht immer einfach. Schließlich sollte der Coach mit der Bearbeitung des im Unternehmen aufgetauchten Problems vertraut sein und gleichzeitig menschlich zur ­Leitung und zum Team, aber auch zur Unternehmenskultur passen. Mit zehn Tipps haben Sie die wichtigsten Kriterien zur Entscheidungsfindung im Blick und können besser pro­fessionelle Angebote von fragwürdigen unterscheiden.

Die Berufsbezeichnung „Coach“ ist nicht geschützt, weswegen häufig auch dort Coaching „draufsteht“ wo eigentlich Beratung „drin“ ist. Der Begriff Coaching ist beliebt und erfährt zurzeit einen inflationären Gebrauch. Was ist der Unterschied zur Beratung? Berater stehen uns mit ihrer Expertise zur Seite. Der Name ist Programm, sie erteilen uns Rat und halten Lösungen für auftretende Probleme bereit. Außerhalb unserer Kernkompetenzen, z. B. im Rahmen der Steuererklärung, ist es unter Umständen angebracht, sich beraten zu lassen und zudem Tätigkeiten auszulagern. Was aber, wenn es sich um unsere alltäglichen Aufgaben handelt, z. B. unsere Arbeit als Führungskraft oder Teamplayer? In diesen Fällen geht es weniger darum, Wissen anzuhäufen, als vielmehr die eigene Lösungskompetenz für immer wieder auftretende Probleme unterschiedlicher Art weiterzuentwickeln. Coaching geht davon aus, dass jeder für sich selbst die beste Lösung finden kann. Der Coach dient dabei als Spiegel, Motivator sowie Methoden- und Impulsgeber im Ent­wicklungsprozess. Beim Coaching geht es nicht darum, immer wieder neue Lösungen von Extern einzukaufen, sondern seine eigenen Ressourcen zu mobilisieren. Empowerment heißt die Devise.

Foto: Photographee.eu – stock.adobe.com
Coaching ist keine Beratung im fachlichen Bereich, sondern soll die eigene Lösungskompetenz für immer wieder auftretende Probleme unterschiedlicher Art weiterentwickeln. Deshalb muss zwischen Coach und Apothekenteam die Chemie stimmen – zehn Kriterien helfen bei der Suche nach dem passenden.

Auf der Suche nach dem perfekten Coach

Wenn es um den Einsatz von Coaches für das Unternehmen geht, egal ob für einzelne Personen wie Führungskräfte oder ein ganzes Team, liegt es nahe, im Vorfeld mehrere Coaches kennenzulernen und sich verschiedene Angebote einzuholen. So bekommen Sie ein Gefühl dafür, was Ihnen ganz persönlich in der Zusammenarbeit wichtig ist und wer gut zu Ihrem Team passen könnte. Datenbanken, die unterschiedliche Coaches aufführen, oder Empfehlungen von Bekannten und Kollegen erleichtern die Suche und den Erstkontakt. Bei der letztendlichen Auswahl können die nachfolgenden zehn Kriterien hilfreich sein.

Qualifikation und Er­fahrung prüfen

Ein wichtiges Kriterium ist sicher, ob der Coach eine qualifizierte Ausbildung und ausreichend Berufserfahrung im Bereich Coaching vorweisen kann. Wenn Sie die Aus-, Fort- und Weiterbildungen erfragen oder recherchieren, sollten Sie allerdings genau hinschauen. Die Möglichkeiten sind zahlreich, von Wochenendkursen bis hin zu mehrjährigen Ausbildungen. Im günstigsten Fall sollte die Ausbildung mehrere Monate, wenn nicht Jahre umfassen, damit gewährleistet ist, dass genug theoretisches Wissen und praktische Erfahrung angereichert sowie eine gute Fähigkeit zur Selbstreflexion etabliert werden konnten. Üblich sind berufsbegleitende Ausbildungen, da die Zulassung zu umfangreicheren Coaching-Ausbildungen meist eine abgeschlossene Berufsausbildung, eher ein abgeschlos­senes Studium, sowie Berufserfahrung im ursprünglichen Beruf voraussetzt.

Zugehörigkeit zum Verband

Die Coaching-Verbände haben ein großes Interesse daran, ihre Ausbildung und die Qualifikation ihrer Coaches hochzuhalten. Auch die Einhaltung nationaler und internationaler Standards und das Bestreben, den Begriff „Coach“ schützen zu lassen, um mehr Transparenz am Markt zu gewährleisten, gehören zur verbandlichen Arbeit. Regelmäßige Fortbildungen und Möglichkeit zur Reflexion durch z. B. Kontrollsupervision oder -coaching werden angeboten und sind relevant für die Aufrechterhaltung der Professionalität des Coaches. Verbandliche Ausbildungen und auch die Zugehörigkeit zu einem Verband geben Ihnen eine Orientierung über die Professionalität eines Coaches. Sollte ein Coach nicht einem Verband angehören, können Sie erfragen, wie er Fortbildungen und Selbstreflexion in seine berufliche Arbeit integriert.

Spezialisierung und Methodenschwerpunkte erfragen

Ihre Wahl kann sich auch daran orientieren, welches Anliegen im Coaching bearbeitet werden soll. Zwar bieten fundierte Ausbildungen die Möglichkeit, viele unterschiedliche Themengebiete be­arbeiten zu können, im Laufe der Tätigkeit entwickelt der Coach aber zumeist Schwerpunkte, was Methoden oder Zielgruppen angeht. Er kennt seine Kompetenzen und seine Grenzen und würde bei der Klärung des Anliegens unter Umständen sogar einen besser ­geeigneten Kollegen empfehlen. Wenn sich jemand als Alleskönner präsentiert, sollten Sie eher skeptisch sein.

Menschlichkeit – stimmt die Chemie?

Um prüfen zu können, ob die Beziehungsebene passt, und um die Erwartungen an die Zusammen­arbeit zu klären, bieten die meisten Coaches ein unverbindliches Kennenlerngespräch an. Machen Sie sich ein ganzheitliches Bild und entscheiden Sie nicht nur rational, sondern auch aus dem Bauch heraus. Wirkt der Coach authentisch? Passen Aussagen und Handlungen zusammen oder eher nicht? Ein Coach sollte Ihre Gedanken in Schwung bringen und Sie sollten sich, trotz offener Worte, jederzeit wertgeschätzt fühlen. Wenn Sie Bedenken haben oder dem Coach kein Vertrauen schenken können, suchen Sie besser nach einer Alternative.

Kommunikation auf Augenhöhe

Ein erfahrener Coach verfügt über Fallbeispiele sowie ein Coaching-Konzept und kann die Phasen des Coaching-Prozesses jederzeit plausibel erläutern. Er verfügt über ein breites Repertoire von Methoden und lehnt manipulative Techniken kategorisch ab. Transparenz ist für ihn das A und O, genauso wie die Kommunikation auf Augen­höhe. Deswegen werden die wichtigsten Aspekte der Auftrags­klärung üblicherweise schriftlich im Coaching-Vertrag festgehalten. Für die Unterzeichnung des Vertrages räumt er Bedenkzeit ein, weil ihm bewusst ist, wie wichtig ein klares „Ja“ für die gegenseitige Zusammenarbeit ist.

Das Problem mit dem Problem

Im Laufe des Coaching-Prozesses kann sich herausstellen, dass das eigentliche Problem an einer ganz anderen Stelle verortet ist, als im Vorfeld vom Auftraggeber vermutet. Professionelle Coaches machen sich frühzeitig auf die Suche nach dem „Thema hinter dem Thema“ und zeichnen sich durch aufmerksames Zuhören und gezieltes Nachfragen aus.

Diskretion ist selbst­verständlich

Für das Gelingen eines Coaching-Prozesses ist vertrauensvolles Arbeiten sehr wichtig, was die Diskretion gegenüber Dritten mit einschließt. Unter Umständen wird der Coach von sich aus die Unterzeichnung einer Verschwiegenheitserklärung anbieten. Für viele Coaches ist Diskretion und damit der Verzicht auf Veröffent­lichung ihrer Kunden wichtiger als eine lange Liste mit Referenzen, die dementsprechend nicht immer ein Qualitätsmerkmal darstellt. Falls Referenzen aufgeführt werden, sollten die Kunden dazu ihre ausdrückliche Zustimmung gegeben haben. Eine Nachfrage, wie der Coach die Gestaltung seiner Referenzenliste handhabt, ist durchaus erlaubt.

Unabhängigkeit klären

Ein Coach sollte möglichst unabhängig sein und es sollten keine Interessenskonflikte durch andere Auftraggeber vorliegen, damit der Prozess nicht von außen beeinflusst wird. Er hat meist eigene Kriterien, nach denen er Aufträge annimmt oder ablehnt, und kann diese auch benennen. Diese Unabhängigkeit sichert auch, dass sich der Coach nicht überarbeitet. In Coaching-Prozessen 100-prozentig präsent zu sein, ist entscheidend für das Ergebnis, kostet aber auch viel Energie und Ressourcen.

Investition und Organi­sation

Vor Beginn des Coachings sollten alle vertraglichen Fragen geklärt werden, dazu gehören u. a. Honorar, zeitlicher Rahmen, Kündigungsmöglichkeiten, Verschwiegenheit, Verantwortungsbereich des Coaches und Verantwortungsbereich des Auftraggebers.

Achtung: Erfolgsgarantie

Auch wenn es beruhigend wäre, aber ein seriöser Coach wird Ihnen keine Erfolgsgarantie geben. Er ist Partner und Wegbegleiter während des Prozesses, aber für die Lösung verantwortlich ist und bleibt der Kunde. Erfolgsgarantien würden diese klare Rollenverteilung im Coaching missachten.

Ausblick

Niemand entspricht in jeder Situation dem Idealbild, deswegen sind diese zehn Punkte weniger als Checkliste, sondern vielmehr als Impulse auf dem Weg zum passenden Coach für Ihr Anliegen zu sehen. Grundsätzlich gilt: Wenn Sie sich erst einmal für einen Coach entschieden haben und er auch das Vertrauen des Teams genießt, brechen Sie den Prozess nicht frühzeitig ab, sondern vertrauen Sie auf die Kompetenz des Coaches und verfolgen Sie den Prozess bis zum Ende. Denn trotz einer richtigen Wahl ist der Weg zur eigenen Lösung oft steiniger als erwartet und ein gutes Stück Arbeit. In der holprigen Phase werden häufig Coaching-Prozesse mit dem Kommentar: „Das bringt nix!“ frühzeitig beendet. Das liegt am Prozess, nicht am Coach. Werfen Sie kurz vor der Lösung nicht die Flinte ins Korn. |

Anja Keck ist Fachapothekerin für Allgemeinpharmazie, Master-Coach (DGfC) und Systemische Beraterin

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.