Gesundheitspolitik

Netter Nebenverdienst

Radiologen verdienen an Kontrastmitteln

TRAUNSTEIN (cha) | Röntgen­kontrastmittel günstig einkaufen und mit den Krankenkassen teuer abrechnen – mit diesem Geschäftsmodell können Radiologen bis zu 100.000 Euro jährlich pro MRT-Gerät zusätzlich einnehmen. Das ergaben Recherchen von Süddeutscher Zeitung (SZ), NDR und WDR.

In Bayern, Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen können Radiologen laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung Kontrastmittel über Pauschalen abrechnen. Die Einkaufspreise seien bislang von Herstellern, Zwischenhändlern und Ärzten geheim gehalten worden – auch vor den Kassen. NDR, WDR und SZ zeigten nun anhand von Einkaufsrechnungen von Radiologen und Lieferangeboten von Firmen auf, zu welchen Preisen Ärzte diese Präparate tatsächlich einkaufen. So konnten in einem Fall Radiologen in Bayern das MRT-Kontrastmittel „Dotagraf“ der Bayer-Tochter Jena­pharm für 760 Euro je Liter einkaufen und bekamen es mit 3900 Euro von der Krankenkasse vergütet. Dadurch seien mit einem einzigen MRT-Gerät jährlich Zusatzeinnahmen von knapp 100.000 Euro möglich, bundesweit beliefen sich die Verluste für das Solidarsystem auf fast 200 Millionen Euro.

Das Bundesgesundheitsministe­rium teilte den Rechercheuren auf Anfrage mit, man sehe die Verantwortung bei den Kassen. Diese müssten sich an das Wirtschaftlichkeitsgebot halten. Laut Süddeutscher Zeitung lehnten die AOKs in den betroffenen Ländern Interviews zum Thema ab. Die AOK Bayern habe aber nach Konfrontation mit den Recherchen angekündigt, „künftig eine Ver­gütung auf Grundlage von Marktpreisen“ erzielen zu wollen. Und die AOK Nordwest prüfe, ob sie Kontrastmittel ausschreibt. |

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