Gesundheitspolitik

Startschuss für GERDA

STUTTGART (eda) | Das E-Rezept-Projekt GERDA in Baden-Württemberg ist seit 1. November aktiv. In der Modellregion Stuttgart/Tuttlingen können Patienten nun den Schlüssel ihrer E-Rezepte an die Vor-Ort-Apotheken übertragen.

Mit einer Pressekonferenz haben Kammer und Verband der Apotheker in Baden-Württemberg nun ­öffentlichkeitswirksam auf ihr ­E-Rezept-Modellprojekt aufmerksam gemacht. Mit dabei waren die Ärzte, die von der Kassenärztlichen Vereinigung vertreten werden, und das Sozialministerium, das die Initiative mit rund einer Million Euro unterstützt.

Foto: AZ/eda

„Heute schreiben wir Geschichte“ Tatjana Zambo, Vizepräsidentin des LAV Baden-Württemberg, Sozialminister Manne Lucha (Grüne) und Kammerpräsident Dr. Günther Hanke stellten das E-Rezept-Modellprojekt GERDA vor.

Baden-Württemberg will Vorreiter sein

Minister Manne Lucha (Grüne) eröffnete die Landespressekonferenz in Stuttgart mit den Worten „Heute schreiben wir Geschichte“, relativierte jedoch, dass dieser Spruch etwas hochgegriffen sei, aber wenigstens im Kern stimme. Aktuell würden im Vergleich zur Entdeckung der Röntgenstrahlung und der Entwicklung von Antibiotika tiefgreifendere Spuren hinterlassen. Laut einer Untersuchung der Bertelsmann Stiftung würde sich Deutschland auf Platz 17 von 18 bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen befinden. Das wolle man in Baden-Württemberg nicht so stehen lassen und daher bundesweit eine Vorreiterrolle einnehmen. „Der Bund hinkt hinterher und guckt auf Baden-Württemberg“, so Lucha wörtlich.

Das konkretisierte auch Dr. Günther Hanke, Präsident der Landesapothekerkammer: „Berlin schaut ganz genau auf GERDA.“ Hanke war am vergangenen Mittwoch Teilnehmer der Fachkonferenz zum Thema E-Rezept in Berlin, die vom Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) veranstaltet wurde. Dort hatte der neue Gematik-Chef Dr. Markus Leyck-Dieken die vielen E-Rezept-Projekte in Deutschland erwähnt und sich erstaunt gezeigt: „Vielleicht sollte der ein oder andere Modellbetreiber in eine Phase der Orientierung eintreten und innehalten und auch überlegen, ob es sich lohnt, weiter zu investieren.“ Das GERDA-Projekt in Baden-Württemberg sei ihm aber bestens bekannt. Er ­kündigte an, dass er sich das Vorhaben vor Ort anschauen wolle.

Hanke versicherte, man werde die Fördermittel nicht aus dem Fenster rauswerfen. Im Gegenteil: Mit dem Geld habe man bisher mehr auf die Beine gestellt als eine Zur Rose-Gruppe mit den jüngst eingesammelten 163 Millionen Euro am Kapitalmarkt. ­Zukünftig können Patienten unter www.mein-e-rezept.de weiterführende Informationen von ­Kammer und Verband zum Thema E-Rezept finden.

Doch es knirscht noch etwas im GERDA-Getriebe: Tatjana Zambo, Vizepräsidentin des Landesapothekerverbandes (LAV), wies darauf hin, dass aktuell nur zehn Apotheken in der Lage seien, die elektronischen GERDA-Rezepte zu verarbeiten. In den nächsten Tagen würden weitere 36 Betriebsstätten in der Modellregion dazukommen – insgesamt gibt es fast 190 Apotheken in Stuttgart und Tuttlingen. Zwar hätten alle Apotheken den „Onboarding“-Prozess auf dem N-Ident-Portal durchlaufen, doch müssten die Softwareanbieter noch für die Anbindung der Apotheken sorgen.

Allerdings: Der Softwareanbieter CGM Lauer führt ein eigenes E-Rezept-Modellprojekt durch und wird die betroffenen Apotheken nicht an GERDA teilnehmen lassen. |

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