Prisma

Aus zwei mach eins

Neues Verfahren wandelt Racemat in gewünschtes Enantiomer um

cst | Nicht selten unterscheiden sich Enantiomere in ihren Wirkungen und Nebenwirkungen erheblich. In vielen Arzneimitteln wird daher nur eines der beiden Spiegelbilder eingesetzt. Wie praktisch wäre es da, wenn bei der Synthese lediglich das gewünschte Enantiomer anfallen würde. Forschern der Technischen Universität München ist dieser Coup nun gelungen.
Foto: ChrisVanLennepPhoto – stock.adobe.com

Ermöglicht wird die zielgerichtete Umwandlung des Racemats in eines der beiden Enantiomere durch einen besonderen Katalysator: Einen Thioxanthon-Farbstoff, der ursprünglich für [2+2]-Photocycloadditionen entwickelt wurde. Werden geringe Mengen des Sensibilisators (2,5 mol-%) einem Gemisch von Spiegelbildern zugesetzt und mit sichtbarem Licht im Wellenlängenbereich von 420 nm bestrahlt, findet eine photochemische Reaktion statt, die manchen wie Zauberei erscheinen mag. Die Umwandlung des „falschen“ in das „richtige“ Enantiomer gelingt, da der unidirektionale Katalysator selbst chiral ist. So kommt dieser den Allen-Gruppen des unerwünschten Enantiomers deutlich näher. Man nimmt an, dass bei der photochemischen Deracemisierung ein Triplett-Energietransfer zwischen dem Thio­xanthon-Sensibilisator und dem Allen stattfindet, der bei den beiden Enantiomeren unterschiedlich effizient verläuft. Dass die Methode zuverlässig funktioniert, konnten die Wissenschaftler um Prof. Thorsten Bach anhand von 17 verschiedenen chiralen racemischen Allenen nachweisen. Die enantiomerenreine Ausbeute lag dabei zwischen 89% und 97%. Mit diesem Verfahren halten Chemiker nun einen Zauberstab in der Hand, um Spiegelbilder einfach verschwinden zu lassen. |

Quelle

Alena Hölzl-Hobmeier A et al. Catalytic deracemization of chiral allenes by sensitized excitation with visible light. Nature 2018;564(7735):240-243

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