Arzneimittel und Therapie

Mit Antidepressiva den Magen beruhigen

Imipramin lindert dyspeptische Beschwerden

Trotz unzureichender Datenlage wird bei Patienten mit funktioneller Dyspepsie, die nicht auf Protonenpumpenhemmer und Prokinetika ansprechen, in einigen Leitlinien der Einsatz trizyklischer Anti­depressiva empfohlen. Den Ergebnissen einer placebokontrollierten Studie zufolge könnte Imipramin in dieser Indikation durchaus eine wirksame Therapieoption sein.
Foto: Aaron Amat – stock.adobe.com

Im Rahmen dieser randomisierten Doppelblindstudie wurden in einer Klinik in Hong Kong insgesamt 107 Patienten mit behandlungsrefraktärer funktioneller Dyspepsie im Alter von 18 bis 80 Jahren untersucht. Die ein­geschlossenen Probanden hatten sämtlich einen unauffälligen Gastro­skopie-Befund, waren Helicobacter-pylori-negativ und litten nach einer Behandlung mit Esomeprazol über acht Wochen und mit Dom­peridon über vier Wochen weiterhin an dyspeptischen Beschwerden.

Die Probanden wurden gleichmäßig in zwei Gruppen randomisiert: Eine Gruppe erhielt eine Dosis von 25 mg Imipramin zur Nacht für die ersten zwei Wochen, gefolgt von 50 mg täglich aufgeteilt auf zwei Einzeldosen. Die Kontrollgruppe erhielt zwölf Wochen lang Placebo-Tabletten, die an die Zahl der Imipramin-Tabletten angepasst waren. Die Erfassung der Daten erfolgte durch Fragebögen über klassische Dyspepsie-Symptome (z. B. Oberbauchschmerzen, Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen), allgemeine Stimmung und Schlaflosigkeit zu Beginn der Studie und in regelmäßigen Abständen über einen Zeitraum von zwölf bzw. 16 Wochen.

Steckbrief Imipramin

  • Trizyklisches Antidepressivum
  • Wirkung: antidepressiv, beruhigend anticholinerg, antinozizeptiv
  • Wirkeintritt: Stimmungsauf­hellung verzögert nach einer bis drei Wochen
  • Einnahme: unabhängig von den Mahlzeiten auf ein bis drei Tagesdosen verteilt
  • Dosis ein- und ausschleichen
  • Kontraindikationen (Auswahl): gleichzeitige Behandlung mit MAO-Hemmern, akute Intoxikationen mit zentraldämpfenden Pharmaka oder mit Alkohol, Remissionsphase nach einem Myokardinfarkt, unbehandeltes Engwinkelglaukom, Prostatavergrößerung mit Restharnbildung, Stillzeit
  • Häufige unerwünschte Wirkungen (Auswahl): Tremor, Schwindel, Hypotonie, Hitzewallungen und Schwitzen, Mundtrockenheit, verschwommenes Sehen, Verstopfung, Benommenheit, Gewichtszunahme

Eine allgemeine Linderung der dyspeptischen Beschwerden nach zwölf Wochen trat bei 35 von 55 Patienten (63,6%) unter Imi­pramin auf. Im Vergleich dazu waren es in der Placebo-Gruppe nur 19 von 52 Patienten (36,5%). Aufgrund von Nebenwirkungen brachen zehn Patienten (18%), die mit Imipramin behandelt wurden, die Studie ab. Neben Mundtrockenheit, Obstipation und Schläfrigkeit berichteten diese Patienten auch von Schlaflosigkeit, Palpitationen und verschwommenem Sehen. In der Placebo-Gruppe verließen nur vier Patienten (8%) die Studie aus Verträglichkeitsgründen. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten bei keinem Patienten auf.

Die Autoren interpretieren die Ergebnisse dahingehend, dass niedrig dosiertes Imipramin als mögliche Therapie bei Patienten mit funktio­neller Dyspepsie in Betracht gezogen werden sollte, wenn Protonenpumpenhemmer und Prokinetika versagen. Die Patienten müssten aber hin­sichtlich des Nebenwirkungsprofils beraten werden (s. Steckbrief). |

Quelle

Cheong PK et al. Low-dose imipramine for refractory functional dyspepsia: a randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet Gastroenterol Hepatol 2018;3(12):837-844

Apothekerin Anne Truhn

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