Arzneimittel und Therapie

Auf den Stamm kommt es an

Lactobacillus reuteri kann Diarrhöen nicht lindern

Probiotikum ist nicht gleich Probiotikum. Bestimmte Bakterienstämme können zur Behandlung von Durchfallerkrankungen bei Kindern empfohlen werden. L. reuteri überzeugt jedoch nur in einem Punkt: Die Dauer des Krankenhausaufenthalts verkürzt sich um wenige Stunden.

Der Einsatz von Probiotika bei der akuten Gastroenteritis des Kindes ist weit verbreitet und wird in Kombination mit oraler Rehydratationstherapie von diversen Fachgesellschaften als mögliche Maßnahme empfohlen. Von entscheidender Bedeutung ist jedoch die Auswahl des Bakterienstamms, da sich probiotische Effekte sogar innerhalb derselben Art, erst recht jedoch innerhalb einer Gattung stark unterscheiden können. Die beste Evidenz liegt bisher für Lactobacillus (L.) rhamnosus GG und Saccharomyces boulardii vor. Im Falle von L. rhamnosus sind jedoch in jüngster Zeit Zweifel aufgekommen [1]. Ein weiterer, bisher un­zureichend untersuchter Kandidat ist Lactobacillus reuteri DSM 17938. Zwar kam eine 2015 veröffent­lichte Metaanalyse zu dem Schluss, dass der Einsatz von L. reuteri die Erkrankungsdauer reduziert, die Ergebnisse bedurften aber wegen metho­discher Mängel weiterer Untersuchungen. Im Rahmen einer doppelblinden, randomisierten Studie an 100 polnischen Kindern unter fünf Jahren wurde nun untersucht, inwieweit sich die Einnahme eines L.‑reuteri-Präparates (BioGaia, Schweden) auf den Krankheitsverlauf akuter Gastroenteritiden auswirkt [2]. Die Probanden erhielten zusätzlich zu einer oralen Rehydratationstherapie entweder das Probiotikum oder Placebo für eine Dauer von fünf Tagen. Primärer Endpunkt war die Zeit bis zum Abklingen der Diarrhöen. Dieser unterschied sich in den beiden Studienarmen nicht. Auch sekundäre Endpunkte wie die Notwendigkeit einer intravenösen Rehydra­tation und das Auftreten un­erwünschter Wirkungen waren vergleichbar. Lediglich die Dauer des Krankenhausaufenthaltes verkürzte sich im Schnitt um 6,1 Stunden.

Die Studienergebnisse verdeutlichen, dass in der Beratung zum Einsatz von Probiotika bei Durchfallerkrankungen eine differenzierte Betrachtung der einzelnen Stämme erforderlich ist. |

Literatur

[1] Schnadower D et al. Lactobacillus rhamnosus GG versus Placebo for Acute Gastroenteritis in Children. N Engl J Med 2018;379(21):2002-2014

[2] Szymanski H et al. Lack of Efficacy of Lactobacillus reuteri DSM 17938 for the Treatment of Acute Gastroenteritis: A Randomized Controlled Trial. Pediatr Infect Dis J 2019; doi: 10.1097/INF.0000000000002355

Apothekerin Dr. Julia Podlogar

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