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Arzneimittel und Therapie
Zerbrechlicher Verhütungsschutz
Nuvaring® und Circlet® stabiler als andere Vaginalringe
Vaginalringe zur Verhütung haben kein langes Leben, sie müssen gerade einmal einen dreiwöchigen Verhütungszyklus überdauern. Dennoch gelingt es manchen Herstellern nicht, den Vaginalring für diese Anwendungsdauer stabil zu fertigen. Wenn Ringe brechen, dann geschieht dies vor allem an der produktionsbedingten Schweißnaht. Dass von Ringbrüchen vor allem die generischen Verhütungsringe betroffen sind, zeigen die Meldungen der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK). So wurden in den vergangenen Monaten sowohl Chargen von Ginoring® als auch von Veri-Aristo® und Setlona®zurückgerufen. Bislang blieb Cyclelle® überraschenderweise von Rückrufen verschont. Überraschend deswegen, da alle generischen Verhütungsringe aus demselben spanischen Werk stammen. Nuvaring® und das hauseigene Generikum Circlet® hingegen scheinen stabil – Rückrufe sind bislang nicht bekannt.
Ringbrüche 3,5-mal häufiger
Die AMK hat nun eine Statistik zur Stabilität der Verhütungsringe erstellt. Ein Großteil der Ringbrüche, 140 von insgesamt 169, das heißt 83%, ist bei den generischen Präparaten aufgetreten – die allerdings erst seit zwei Jahren (2017) überhaupt verfügbar sind! Zur Einordnung: Nuvaring® gibt es seit 17 Jahren. Auf die generischen Ringe entfällt zudem nur ein Marktanteil von 30% (Zahlen aus 2018). Die Ringbruchrate der generischen Verhütungsringe erscheint somit unerwartet hoch, so die AMK. Im Vergleich zu Nuvaring® und Circlet® weisen sie ein 3,5-fach höheres Risiko für Ringbrüche auf.
Unterschiede beim Material
Was zu den Ringbrüchen führt, ist bislang nicht vollständig geklärt. Die AMK vermutet, dass die Ursache der Ringbrüche in den Ringpolymeren zu finden sind. Sie erklärt: „Mögliche Ursachen für das genannte Risiko bestehen offensichtlich in der Art der Hormon-Trägermaterialien sowie im Herstellungsprozess.“
Auf die Nachfrage, wie es gelingt, Nuvaring® und Circlet® stabiler zu produzieren als die Konkurrenz, weist Hersteller MSD ebenfalls auf die andere Zusammensetzung des Ringpolymers hin (s. Kasten): „Nuvaring® wird aus einem Polypropylenpolymer (Ethylenvinylacetat, EVA) hergestellt, das einen reibungsmindernden Zusatz enthält (insgesamt weniger als 5%).“
Trägermaterialien der Verhütungsringe
Nuvaring® und Circlet®: Poly(ethylen-co-vinylacetat) (72 : 28), Poly(ethylen-co-vinylacetat) (91 : 9), Magnesiumstearat (Ph. Eur.)
Poly(ethylen-co-vinylacetat) (72 : 28), 28% Vinylacetat; Polyurethan
Mögliche Interaktionen
Im Verdacht als Auslöser der Ringbrüche stehen auch lokale Vaginalprodukte. In der Fachinformation zu Ginoring® findet sich ein Hinweis auf lokale Wechselwirkungen des intravaginalen Verhütungssystems und gleichzeitig angewendeten antimykotischen Ovula. Die Fachinformationen zu Nuvaring® und zum Generikum Setlona® informieren, dass Ringbrüche im Zusammenhang mit intravaginalen Präparaten wie Antibiotika, Antimykotika oder Gleitmitteln beobachtet wurden.
Beratung in der Apotheke
Apotheker sollten Frauen bei der Abgabe von Verhütungsringen darauf hinweisen, dass sie nur intakte Präparate verwenden sollten. Gebrochene oder gerissene Ringe sollten nicht benutzt beziehungsweise entfernt werden. (Unterleibs-)Schmerzen können auf einen gebrochenen Vaginalring hinweisen. Die Betroffenen sollten stets einen Ersatzring im häuslichen Umfeld vorrätig haben, um diesen schnellstmöglich einzusetzen, damit eine verlässliche Verhütung garantiert und das Risiko einer unerwünschten Schwangerschaft vermindert wird. Die AMK rät, wenn die Therapie länger als drei Stunden unterbrochen war, zusätzlich eine weitere Barrieremethode zur Verhütung anzuwenden. |
Literatur
Vaginalringe zur Verhütung nur intakt verwenden. Pressemitteilung der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. vom 22. Oktober 2019; www.abda.de
43/19 Informationen der Institutionen und Behörden: AMK: Unerwartet hohes Risiko von Ringbrüchen bei generischen Vaginalringen. Mitteilung der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) vom 22. Oktober 2019; www.abda.de
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