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Arzneimittel und Therapie
Ab an die frische Luft!
Wirksame Ansätze gegen herausforderndes Verhalten bei Demenz
In Deutschland sind mehr als 1,4 Millionen Menschen von einer Demenz betroffen. Neben der Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeit treten bei rund 90% der Patienten auch nichtkognitive Störungen bzw. ein herausforderndes Verhalten auf. Dazu zählen unter anderem Unruhe, Agitation, Aggressivität und Wahnvorstellungen/Halluzinationen. Gemäß den Empfehlungen der aktuellen S3-Leitlinie „Demenzen“ sollten – sofern kein akuter Handlungsbedarf aufgrund von Eigen- und Fremdgefährdung besteht – zunächst alle verfügbaren und einsetzbaren psychosozialen Interventionen ausgeschöpft werden, pharmakologische Ansätze werden als letzter Therapieschritt angesehen. Dass nichtpharmakologische Ansätze die Verhaltenssymptome effektiver lindern können als eine medikamentöse Behandlung, wurde nun anhand einer Netzwerk-Metaanalyse bestätigt. Dazu wurden Ergebnisse aus 163 Studien mit mehr als 23.000 Demenzkranken ausgewertet, in denen verschiedene Interventionen gegen Placebo oder Standardbetreuung verglichen wurden.
Im Ranking erwiesen sich Aktivitäten im Freien als effektivste Maßnahme – sowohl für den kombinierten Endpunkt Aggression und Agitation als auch für den einzeln betrachteten Endpunkt der körperlichen Aggression. In einer indirekten Analyse waren Outdoor-Aktivitäten bei körperlicher Aggression effektiver als Antipsychotika, Massage- und Berührungstherapien zeigten eine größere Wirksamkeit als eine Schulung der Betreuungspersonen. Auch bei verbaler Aggression und körperlicher Agitation war eine Massage- und Berührungstherapie wirksamer als die Standardversorgung oder eine Betreuer-Edukation. In Bezug auf verbale Agitation zeigten hingegen Antikonvulsiva die größte Effektivität.
Jedoch gibt es auch einige Limitationen der Analyse, so hatten 46% der Studien ein hohes Risiko für Verzerrungen, und auch Folgeschäden bzw. Therapiekosten wurden nicht evaluiert. |
Literatur
Watt JA et al. Comparative Efficacy of Interventions for Aggressive and Agitated Behaviors in Dementia. Ann Intern Med 2019; doi:10.7326/M19-0993
Meyer, Köpke, Sönnichsen. Up to date: Leitlinien-basierter Umgang mit nicht-kognitiven Störungen bei Menschen mit Demenz. Broschüre für Ärztinnen und Ärzte. EPCentCare-Studiengruppe. Januar 2015
S3-Leitlinie „Demenzen“. Langversion, Januar 2016. AWMF-Registernummer 038 – 013
Jacobs A. Vortragsreihe Demenzerkrankungen. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 10. Oktober 2019
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