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Apothekertage
Niedersächsischer Apothekertag
tmb | Am 9. und 10. März fand in Hannover der 10. Niedersächsische Apothekertag statt. Kammerpräsidentin Magdalene Linz hatte den Niedersächsischen Apothekertag 2001 mitbegründet. Beim Jubiläum dankte ihr das Auditorium mit stehenden Ovationen. Dies war zugleich der letzte Apothekertag in ihrer Amtszeit, weil sie sich 2019 nicht mehr zur Wiederwahl stellte und später zur Ehrenpräsidentin ernannt wurde. Linz dankte der Landesregierung für die Einführung des Stationsapothekers und der AOK Niedersachsen für die gute Zusammenarbeit beim Modellprojekt zu Medikationschecks. Sie forderte Wettbewerbsgleichheit für Apotheken durch Gleichpreisigkeit und einen diskriminierungsfreien Zugang zu Arzneimitteln. Berend Groeneveld, Vorsitzender des Apothekerverbandes Niedersachsen, fand die Stimmung der Apotheken „auf einem Tiefstand“. Sie würden immer in Vorleistung treten, aber nicht ausreichend honoriert. Preiswettbewerb sei nicht mit Daseinsvorsorge vereinbar und lasse die Patienten verlieren.
Landesgesundheitsministerin Dr. Carola Reimann betonte ihre gute Beziehung zu den Apothekern. Sie forderte, die pharmazeutische Expertise der Apotheker besser zu nutzen, dankte den Apothekern für ihren Einsatz beim Securpharm-Projekt und würdigte sie als „wichtige Pfeiler der Gesundheitsversorgung“. Als sinnvolle Ansätze im Eckpunktepapier von Bundesgesundheitsminister Spahn nannte Reimann die sozialrechtliche Preisbindung, die freie Apothekenwahl, mehr Notdiensthonorar und die honorierten neuen pharmazeutischen Leistungen, „aber zentral wichtig ist die Gleichpreisigkeit“, denn „die Gleichpreisigkeit entspricht dem sozialen Charakter unserer Gesundheitsversorgung“. Darum seien Boni abzulehnen. Außerdem bekannte sich Reimann zum Koalitionsvertrag auf Bundesebene. Daher unterstütze die Landesregierung das Rx-Versandverbot.
In den Fachvorträgen ging es um Rezepturen, Ursachen und Therapien von Schlaganfällen, Biologicals in der Dermatologie und die stratifizierte Medizin. Dem Apothekenkritiker Prof. Dr. Gerd Glaeske hatten die Veranstalter die Frage gestellt, was eine gute Apotheke ausmacht. Er verwies dazu auf die Herausforderungen durch die alternde Gesellschaft und die Chancen durch die „kognitive Pharmazie“. Diese habe ihre positiven Effekte in Studien gezeigt, werde aber in Deutschland nicht flächendeckend umgesetzt. Darum seien die Apotheker selbst gefordert, Qualifikationen für das Erbringen bestimmter Leistungen zu definieren. Dabei seien nicht alle Apotheken gleich gut, erklärte Glaeske. Die geplante Einführung honorierter Dienstleistungen sei eine große Chance. Dabei sollten die Apotheker anhand der Ergebnisse honoriert werden, forderte Glaeske.
In seinem beeindruckenden Festvortrag bot der Hirnforscher und Science-Slammer Dr. Henning Beck, Frankfurt/Main, Einblicke in Funktionen des menschlichen Gehirns. Obwohl es langsamer und mit mehr Fehlern als ein Computer arbeite, vollbringe es in kürzester Zeit Leistungen, die die künstliche Intelligenz nie bieten werde. Denn das Gehirn denke in Konzepten und weiche von Regeln ab, um neue Wege zu testen. Besonders günstig seien Kontakte zu unterschiedlich vernetzten Menschen und eine „optimistisch unzufriedene“ Einstellung. Der Apothekertag bot außerdem eine große pharmazeutische Ausstellung im Congress-Centrum Hannover, eine Abendveranstaltung in der Burg Königsworth und ein buntes Rahmenprogramm für Begleitpersonen (DAZ 11, S. 15 und S. 78). |
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