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Die Seite 3
Reparieren oder neu gestalten?
Vielleicht kennen Sie die Situation: Der Wasserhahn in Ihrem Bad tropft seit geraumer Zeit und der bestellte Handwerker lässt gefühlt Jahre auf sich warten. Als dieser endlich aufkreuzt, entpuppt er sich als geschickter Verkäufer. Er will das Bad lieber komplett umbauen als lediglich den Schaden zu beheben. Wer ist schon gerne Kesselflicker oder Mängelverwalter? Als Meister seines Faches steht man mit einer Neugestaltung viel besser im Rampenlicht und erhält Anerkennung und Wertschätzung.
Irgendwann ist das Bad fertig und erstrahlt in modernem Glanz mit vielen neuen Funktionen – ein wahrlich traumhaftes Lebensgefühl! Doch die marode Leitung wurde übersehen, der Putz bröckelt und der Traum von einem Bad droht zu zerplatzen.
Das Jahr 2019 neigt sich dem Ende zu und wir Apotheker stehen vor der Frage, Mängel zu beheben oder ein ganz neues Bad in Auftrag zu geben. Vom tropfenden Wasserhahn, nämlich dem seit mehr als drei Jahren andauernden Versandhandelskonflikt, möchte eigentlich niemand mehr etwas wissen. Der Berufsstand ist müde geworden, der Politik und Öffentlichkeit vorzutragen, wozu die Gleichpreisigkeit dient und warum ein Rx-Versandverbot geboten ist. Ordnungspolitische Maßnahmen zu fordern, ist offenbar genau so „out“ wie an die notwendigen Leitplanken im Sozialsystem zu erinnern. Wer das tut, gilt mittlerweile als gestrig – selbst im Kreise christlich-konservativer Unionspolitiker.
Die Petition des Pharmaziestudenten Benedikt Bühler für ein Rx-Versandverbot mit mehreren hunderttausend Unterschriften wird von der ABDA und dem Minister genauso ignoriert wie der Bundesratsbeschluss pro Rx-Versandverbot, der die Vorlage für eine Gesetzesinitiative aus dem Länderplenum hätte darstellen können. Dabei sind sowohl die Petition als auch die Entscheidung der Bundesländer eine Art Wasserstandsmeldung. Sie zeigen an, wie die Menschen und Politiker an der Basis noch „ticken“.
Ungeachtet dessen hat sich die ABDA mit dem Minister im Hinblick auf die geplante Apothekenreform darauf geeinigt, mit den pharmazeutischen Dienstleistungen und elektronischen Verordnungen ein „neues Bad“ in Auftrag zu geben. Damit will man beweisen: Der Berufsstand verschließt sich keinen Veränderungen und erst recht nicht der Zukunft! Das ist zwar ein wichtiges und richtiges Signal, doch die Dienstleistungen werden schon jetzt von Krankenkassenverbänden torpediert. Die Ärzte schießen gegen geplante Modellprojekte zur Grippeimpfung in den Apotheken. Und die Arzneimittelversender – allen voran DocMorris – sprechen im Zusammenhang mit dem E-Rezept von einem „Game-Changer“, einer neuen Ära und versprechen ihren Geldgebern ein sensationelles Wachstum.
Somit wird der leidige Wasserhahn auch 2020 im neuen Bad weitertropfen, wenn nicht bald grundlegend geklärt wird, welche Spielregeln für die Versender gelten. Gleichzeitig bleibt zu hoffen, dass sich im neuen Jahr auch die prekäre Situation der Lieferengpässe entspannt und wieder mehr Zeit da ist für die schönen Seiten unseres Berufes, die wir mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, gerne jede Woche aufs Neue beleuchten möchten. In diesem Sinne: Blicken Sie also nun mit uns entspannt auf 2019 zurück und starten Sie gut ins Jahr 2020!
Doris Uhl
Armin Edalat
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