Arzneimittel und Therapie

Entwarnung für AMD-Patienten

Verdacht auf erhöhtes thromboembolisches Risiko durch Aflibercept und Co. nicht erhärtet

Bei intravitrealer Injektion von anti-­VEGF-Wirkstoffen wie Aflibercept (Eylea®), Bevacizumab (Avastin®, off label) oder Ranibizumab (Lucentis®) muss auch mit systemischen Nebenwirkungen gerechnet werden. Eine kürzlich publizierte epidemiologische Studie fand jedoch kein erhöhtes Fünf-Jahres-­Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.

Wachstumsfaktoren wie der vascular endothelial growth factor (VEGF) erfüllen im Körper eine wichtige Funktion: sie bewirken die Neubildung von Blutgefäßen. Was beispielsweise in der Schwangerschaft erwünscht ist, erweist sich bei der Gefäßneubildung im Rahmen der neovaskulären Makuladegeneration (nAMD) als Nachteil. Blockiert man nun bei diesen Patienten die VEGF-Wirkung durch intravitreale Injektion von anti-VEGF-Wirkstoffen, kann es zu systemischen thromboembolischen Ereignissen kommen. Als Ursache wird diskutiert, dass die VEGF-Blockade zum Untergang von Gefäßendothelzellen führt, was prokoagulato­rische Prozesse in Gang setzt.

Studien zu dieser Thematik erbrachten bisher keine einheitlichen Ergebnisse. In der retrospektiven Kohortenstudie wurden die Daten von 504 Patienten mit feuchter AMD (Durchschnittsalter 76,5 Jahre) analysiert, die zwischen 2004 und 2013 mindestens eine anti-VEGF-Injektion erhalten hatten. Die Vergleichsgruppen umfassten AMD-Patienten vor einer geplanten Injektionsbehandlung (n = 473), Patienten mit trockener AMD (n = 504) sowie Personen ohne AMD (n = 504). Zwar traten – nicht unerwartet wegen des Alters der Studienteilnehmer – Schlaganfälle, Herzinfarkte sowie Todesfälle auf. Das Fünf-Jahres Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall lag unter anti-VEGF-Behandlung aber nicht höher als in den Vergleichsgruppen. Dagegen hatten Patienten der Verumgruppe ein signifikant höheres Mortalitätsrisiko als AMD-Patienten, die noch keine Injektionen erhalten hatten (HR 1,63; 95% KI 1,30 bis 2,04, p < 0,001), jedoch nicht im Vergleich mit den anderen Kontrollgruppen. |

Quelle

Dalvin LA et al. Association of intravitreal anti–vascular endothelial growth factor therapy with risk of stroke, myocardial infarction, and death in patients with exudative age-related macular degeneration. JAMA Ophthalmol 2019, online publiziert am 31. Januar 2019, Doi:10.1001/jamaophthalmol.2018.6891

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

Das könnte Sie auch interessieren

Kann die orale Behandlung Injektionen einsparen?

TKI bei AMD

Frühzeitige Intervention bringt keinen Vorteil

Abwarten bei diabetischem Makulaödem

Pathogenese und leitliniengerechte Behandlung der AMD

Schleichender Verlust

Diabetes-Komplikationen am Auge sind therapierbar – wenn man sie rechtzeitig erkennt

Das Sehvermögen erhalten

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.