Gesundheitspolitik

Kommentar: Das Erbe des Zerstörers

Christine Ahlheim

Der Jahreswechsel bietet wenig Anlass für Optimismus. Denn im vergangenen Jahr verfestigte sich der Eindruck, dass unser Bundesgesundheitsminister an seiner einseitigen Förderung der EU-Versender festhält. Seine Wei­gerung, das im Koalitionsvertrag vereinbarte Rx-Versandverbot umzusetzen, findet eine Fortsetzung darin, dass das Ministerium den EU-Versendern den Anschluss an die deutsche Telematikinfrastruktur ermöglichen will, damit diese E-Rezep­te beliefern können. Als Sahnehäubchen wird dann noch stillschweigend akzeptiert, dass DocMorris quasi ohne behörd­liche Überwachung agiert.

Entsprechend trübe sind die Aus­sichten für die Zukunft. Die im Gesetz zum Schutz der Vor-Ort-Apotheken vorgesehene Festschreibung des Rx-Boni-Verbots im Sozialgesetzbuch V harrt immer noch der Absegnung durch die EU-Kommission. Doch selbst wenn deren Votum positiv wäre und das Gesetz zeitnah auf den Weg gebracht werden könnte: Das Konstrukt dürfte ohnehin früher oder später vor dem Europäischen Gerichtshof landen – Ausgang ungewiss. Und in der Zwischenzeit bauen die EU-Versender ihre Marktanteile auf Kosten der Vor-Ort-Apotheken weiterhin munter aus.

Und die CDU? Schaut diesem Treiben einfach zu. Wir erinnern uns daran, wie sich DocMorris-Gründer Ralf Däinghaus zu Beginn des neuen Jahrtausends als kreativer Zerstörer der angeblich verkrusteten Apotheken­strukturen feiern ließ. Schon damals waren einzelne Politiker der CDU bereit, den deutschen Arzneimittelmarkt internationalen Konzernen zu überlassen, darunter auch Jens Spahn. Nun kann er – ungebremst von seiner Partei – das Erbe des kreativen Zerstörers vollenden.

Dr. Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.