Gesundheitspolitik

Halbes Honorar symptomatisch für halbherzigen Umgang

Was denken unsere Standespolitiker über die geplante Verstetigung des Botendiensthonorars mit 2,50 Euro?

cha | Das aufgrund der Corona-Krise eingeführte Botendienst-Honorar von 5 Euro soll verstetigt und auf 2,50 Euro halbiert werden – das steht in der kürzlich bekannt gewordenen Formulierungshilfe für ein Krankenhaus-Zukunftsgesetz (KHZG). Wie sehen das unsere Berufspolitiker? Freude über die Verstetigung oder Ärger über die Halbierung? Die AZ hat nachgefragt.

Gabriele Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer West­falen-Lippe, findet es sinnvoll, die mit der Corona-Eilverordnung eingeführte Botendienstgebühr in Höhe von 5 Euro zu entfristen, „da wir nicht wissen, wie lange wir es noch mit dieser Pandemie zu tun haben und obendrein der Botendienst, spätestens mit Einführung des eRezeptes, weiter an Bedeutung gewinnen wird“. Aber: „Die Halbierung des Honorars ist eigentlich symptomatisch für den im wahrsten Sinne des Wortes halbherzigen Umgang mit uns Apothekerinnen und Apothekern. Wenn der verbal bekundeten Wertschätzung für unsere unverzichtbaren Leistungen auch konkretes Handeln folgen soll, bleibt die Politik gerne auf der Hälfte des Weges stehen. Das ist auf ­Dauer nur schwer erträglich.“

Funke: Über die Höhe wird zu verhandeln sein

Auch Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, hält es für nicht nachvollziehbar, dass der Betrag von 5 Euro nun nicht mehr als angemessen angesehen, sondern halbiert wird. Schließlich habe der Gesetzgeber in der Pandemie die Notwendigkeit der Honorierung des Botendienstes durch die Apotheke vor Ort als wichtigen und unerlässlichen Bestandteil einer hochwertigen und sichereren Arzneimittelversorgung erkannt. Allerdings bleibe auch festzuhalten, dass erstmalig der Botendienst, der im Einzelfall schon seit vielen Jahren von den Apotheken durchgeführt wird, honoriert werde. „Über die Höhe wird zu verhandeln sein“, so Funke weiter.

Foto: AV Nordrhein

Thomas Preis: Honorierter Botendienst für die alternde Gesellschaft auch nach der Pandemie.

Der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein Thomas Preis warnt, dass die Corona-Pandemie noch lange nicht überwunden sei. Die Apotheken steckten aktuell mitten in den Planungen für den nächsten Winter, um die Versorgung der Bevölkerung weiter zu ­sichern, und dazu gehöre auch ein funktionierender sicherer Botendienst. „Da fühlt sich die jetzt angekündigte Halbierung des Boten­honorars wie eine Strafaktion an. Und das obwohl die Apotheken höchst verantwortungsbewusst mit der Möglichkeit des Botendienstes umgegangen sind“, so Preis. So seien sogar weniger Botendienste abgerechnet worden als ursprünglich veranschlagt wurden. Dabei seien die 5 Euro nur ein kleiner Zuschuss, die Apotheken müssten bei jeder Fahrt noch selbst kräftig zusätzliches Geld investieren. Zudem fehle auch, moniert Preis, die Fortschreibung der pauschalen Honorierung, d. h. der Fixbetrag von 250 Euro, den die Apotheken für die etwa fünf Monate, von Mitte April bis Ende September, erhielten.

Foto: AK Berlin

Kerstin Kemmritz: 2,50 Euro sind ein Zuschuss für ein Zuschussgeschäft.

Für Kerstin Kemmritz, Präsidentin der Apothekerkammer Berlin, stellt sich die Frage nach der Angemessenheit der Honorierung über den Zweck, der damit verbunden wird: Soll es Unterstützung für den Botendienst in abgelegenen Gebieten oder für mobilitätseingeschränkte Personen, ein qualitativ hochwertiger Botendienst mit direkter Anbindung an eine vertraute Apotheke des Patienten, eine Form von Honorarerhöhung oder eine pharmazeutische Dienstleistung sein, die unabhängig vom VOASG aufgrund der zeitlichen Limitierung nun vorgezogen wird? Sicher sei nur, dass 2,50 Euro nicht kostendeckend seien und die Absenkung von 5 auf 2,50 Euro nicht wirklich schlüssig begründet sei. „Nehmen wir es daher erst mal so, wie es vielleicht auch gemeint ist: Als einfachen Zuschuss für ein Zuschussgeschäft!“ Für alles Weitere brauche es nicht nur ein Konzept, sondern auch die Zeit, das zu diskutieren. „Die sollten wir uns dann im Rahmen der Einführung von weiteren Dienstleistungen nehmen.“ |

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