Leserbriefe

Desinfektionsmittelher­stellung in der Apotheke: Volkswirtschaftlich und gesundheitspolitisch fatale Fehlsteuerung

Größere Mengen Desinfektionsmittel klein-klein sehr langsam und teuer in 19.000 Apotheken fertigen zu lassen, wäre zwar für die Volksgesundheit und -wirtschaft nicht ganz so gefährlich, aber politisch genauso bescheuert, als wenn jetzt offiziell nun doch erwünscht wäre, massenhaft Coronatest-Abstriche ohne besondere Schutzmaßnahmen in allen Hausarztpraxen durchführen zu lassen.

Vielleicht ist es noch nicht jeder/m klar: Aber der Alkohol wird für die, die ihn dringend benötigen, insgesamt dadurch nicht mehr, dass er idyllisch und aufopfernd in 19.000 Apotheken vor Ort verarbeitet wird. Statt bei denen, die es sowieso schon im Mega-Maßstab machen.

Außerdem: Bei uns ist gerade richtig was los, und es sind schon jetzt viel zu wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da. Wir sind vollauf beschäftigt, den Handverkauf professionell zu bewältigen und dabei entspannt gute Laune zu bewahren (Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz und so, ganz aktuell).

Also hallo: Kann mir mal irgendjemand sagen, warum wir gerade jetzt anfangen sollten, Desinfektionsmittel bescheuert aufwendig selber herzustellen (oder Masken zu basteln, vielleicht noch), außer – mal wieder – aus individuellen und Standes-Marketinggründen? Und ja, als einzige sinnvolle Ausnahme vielleicht noch, um notleidenden Arztpraxen und Schwerkranken akut Alkohol zur Verfügung zu stellen, den wir sowieso schon besitzen? Zu welchem Preis sollen/dürfen wir das eigentlich machen?

Warum sollten wir 19.000 besser an Ausgangsmaterialien rankommen als Bode & Co.? Oder auch nur ansatzweise so schnell und wirtschaftlich produzieren können? Wir würden doch summa summarum die Bereitstellung insgesamt verlangsamen, wenn alles Ausgangsmaterial bevorzugt teurer mit mehreren Zwischenstationen zu uns statt massenhaft billig und direkt zu den industriellen Herstellern käme, für schnellstmöglichen Nachschub!

Ergibt das alles irgendwie Sinn? Außer, um zu zeigen, dass wir gerade im Vergleich zu den Ärzten, die gerade anfangen, sich zu Recht als mit großem Abstand Hauptgefährdete zu wehren, die Beflissenen und Feinen sind, und Spahn uns doch doll lieb hat und wir dann ein Rx-VV kriegen?

Schluss mit dem Blödsinn: Jeder, der jetzt „dezentralisiert“, drückt sich vor der Verantwortung und verschiebt den Schwarzen Peter zu den Frontschweinen. Und freut sich, wenn die doof genug sind, den zu nehmen.

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