Arzneimittel und Therapie

Hoffnung für Hepatitis-D-Patienten

Zulassungsempfehlung für den Entry-Inhibitor Bulevirtid

mab | Das Hepatitis-D-(delta-)Virus ist ein inkomplettes RNA-Virus, das bei der Replikation aufgrund seiner fehlenden Hüllproteine auf die Hülle des Hepatitis-B-Virus (HBV) angewiesen ist. Zu einer durch HDV ausgelösten Hepatitis kann es daher nur kommen, wenn eine gleichzeitige akute oder persistierende Infektion mit HBV vorliegt. Dementsprechend kommt die ­Hepatitis D nur in Gegenden mit hoher Hepatitis-B-Prävalenz vor. In der Europäischen Union leiden laut der Euro­päischen Zulassungsbehörde (EMA) rund 205.000 Menschen an einer Hepatitis-D-Infektion. Bisher waren nur bedingt Behandlungsoptionen verfügbar. Bei seinem letzten Treffen hat der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) die Zulassung von Hepcludex® zur Behandlung der chronischen Hepatitis-D-Virusinfektion bei Erwachsenen mit kompensierter Lebererkrankung empfohlen. Hepcludex®, das schon vor der Zulassungsempfehlung den Orphan-Drug-Status innehatte, enthält den Wirkstoff Bulevirtid, welcher an den Gallensalz-Transporter NTCP bindet und diesen inaktiviert. Durch die Blockade von NTCP können die Hepatitis-B- und -D-Viren den Rezeptor nicht mehr als Eintrittspforte in die Hepatozyten nutzen. Bulevirtid reduziert wirksam die HDV-RNA-Spiegel und die Anzeichen einer Leberentzündung bei behandelten Patienten. Als häufigste Nebenwirkungen wurden ein Anstieg der Gallensalze, Reaktionen an der Einstichstelle und eine ­Verschlimmerung der Hepatitis bei Absetzen von Bulevirtid gemeldet. Hepcludex® wird von der Firma MYR GmbH als 2 mg Pulver für eine Injektionslösung angeboten werden. Der CHMP empfiehlt, dass Hepcludex® ­zunächst nur von erfahrenen Ärzten für Hepatitis-D-Patienten verordnet werden soll. |

Literatur
CHMP recommend Hepcludex for the treatment of chronic hepatitis delta virus (HDV) infection in adult patients with compensated liver ­disease, Pressemitteilung der EMA vom 9. Mai 2020

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