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Die Seite 3
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Die Bundesregierung möchte die Wirtschaft mit einer verminderten Mehrwertsteuer für ein halbes Jahr entlasten. Die Apotheker können sich darüber jedoch nicht freuen. Denn über den Kassenabschlag, der als Bruttobetrag formuliert ist, werden sie dadurch voraussichtlich mit 12 Millionen Euro zusätzlich belastet (siehe Seite 9). Eine Änderung im Sozialgesetzbuch könnte dies verhindern, aber die Zeit dafür ist sehr knapp. Ebenso knapp ist die Zeit, die neuen Preisdaten technisch zu verarbeiten. Die Mehrwertsteuersenkung muss noch vom Bundestag und vom Bundesrat verabschiedet werden, aber wenn die Daten am 1. Juli nicht in den Apotheken vorliegen, droht ein Abrechnungschaos. Hier ist also Eile gefragt.
Wesentlich gemächlicher ging es wohl bei der Erstellung des Apothekenwirtschaftsberichtes zu, den die ABDA diesmal erst Anfang Juni präsentiert hat (zu einer Analyse der Daten siehe Seite 66). Demnach ist der durchschnittliche Apothekenumsatz im Jahr 2019 deutlich gestiegen und auch das durchschnittliche Betriebsergebnis nahm zu. Geht es den Apotheken also bestens? – Überhaupt nicht! Denn der steigende Umsatz ist mit einem sinkenden Arzneimittelabsatz verbunden. Er entsteht offenbar überwiegend durch Preisanstiege bei Rx-Arzneimitteln und Verlagerungen zu Hochpreisern. Doch diese zusätzlichen Umsätze erhöhen kaum den Erfolg, sondern vor allem das unternehmerische Risiko. Außerdem steigen die ausgewiesenen Durchschnittswerte für Umsatz und Ertrag, weil sie sich auf immer weniger Apotheken verteilen. Die Apothekenzahl sank 2019 so stark wie nie zuvor – um 348 Apotheken. Das durchschnittliche Betriebsergebnis stieg zwar in Euro, aber in Prozent vom Nettoumsatz fiel es so tief wie bisher nur einmal im AMNOG-Jahr 2012. Das war damals das Ergebnis einer befristeten Senkung des Kassenabschlags, aber jetzt ist es ein langfristiger Trend. Die Apotheken müssen immer mehr Arbeit leisten und mehr umsetzen, um praktisch das gleiche Geld zu erwirtschaften. Hinter den scheinbar ordentlichen Zahlen steckt also ein stagnierendes System mit einem harten Verdrängungswettbewerb.
Die ABDA zeigt durchaus einige Relationen, die die Probleme hinter den Zahlen erkennen lassen. Doch sie macht nicht deutlich, dass dem Apothekensystem die wirtschaftliche Kraft fehlt, um in neue Entwicklungen zu investieren. Das System ist langfristig unterfinanziert, weil dem Festzuschlag die Dynamik fehlt. Stattdessen gewinnen erfolgreiche Apotheken ihre Stärke aus der Verlagerung der Umsätze. Das Schließen von Apotheken ist zu einem kalkulierten Teil des Systems geworden. Doch das ist zynisch und es ist keine Zukunftsperspektive für Berufsanfänger und für die Apotheken insgesamt. Wenn die ABDA dies mit aller Deutlichkeit betonen und in die Politik tragen würde, müsste sie allerdings eingestehen, jahrelang zu wenig gegen diese Entwicklung getan zu haben. Doch die große Anerkennung, die sich die Apotheken selbst in der Corona-Krise erarbeitet haben, ist eine hervorragende Chance, die längst fällige Dynamisierung des Honorars durchzusetzen. Hoffentlich beeilt sich die ABDA, diese Gelegenheit zu ergreifen.
Dr. Thomas Müller-Bohn, DAZ-Redakteur
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