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Prisma
Geduldige Rabeneltern
Längere Erziehungszeit erhöht kognitive Leistungen
us | Unter allen Arten des Tierreiches hat der Mensch die am weitesten entwickelten kognitiven Fähigkeiten. Das hat zum einen mit seinem im Verhältnis zur Körpergröße äußerst voluminösen Gehirn zu tun. Zum anderen spielt dabei die ungewöhnlich lange Erziehungszeit eine Rolle. Diese Zeit ist sehr energie- und zeitaufwendig für die Eltern; es ermöglicht aber dem Nachwuchs, in einer sicheren Umgebung und anhand geduldiger Vorbilder spezialisierte Fähigkeiten zu üben. Eine im Fachmagazin „Philosophical Transactions B“ publizierten Untersuchung zufolge profitieren Rabenvögel (Corviden) von einer ähnlichen Erziehungsweise. Als eine Vergleichsspezies zu Primaten taugen sie durchaus, denn auch einige Corviden können lernen, Werkzeuge zu nutzen und planvoll vorzugehen. Im Gegensatz zu anderen Singvögeln leben sie etwa doppelt so lange im Nest und bleiben, auch wenn sie flügge sind, noch lange mit ihren Eltern zusammen. Beobachtungen an zwei Corviden-Spezies demonstrierten diese Verhaltensweisen: Die Neukaledonienkrähe (Corvus moneduloides) wird bis zu zwei Jahre von ihren Eltern gefüttert und erlernt mühsam das Herstellen und Benutzen von einfachen Werkzeugen. Bis ein Vogel das erste funktionale Werkzeug herstellen kann, vergehen rund sechs Monate. Um das Geschicklichkeitsniveau seiner Eltern zu erreichen, benötigt er etwa zwölf Monate. Der Unglückshäher (Perisoreus infaustus , s. Abb.) wird sogar bis zu vier Jahre von seinen Eltern gefüttert und schaut sich in dieser Zeit von ihnen ab, wie Feinde zu verscheuchen sind. In beiden Fällen führt die verlängerte Erziehungszeit zu besser ausgeprägten kognitiven Fähigkeiten, was dem Nachwuchs eine höhere Überlebenschance bietet und sich somit trotz des hohen Aufwandes für die Eltern evolutionär auszahlt. |
Literatur
Uomini N et al. Extended parenting and the evolution of cognition. Philosophical transactions of the Royal Society of London Series B 2020; doi:10.1098/rstb.2019.0495
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